Vor wenigen Jahren zweifelte Jeff Bridges daran, einen weiteren Geburtstag zu erleben. 2020 war der Schauspieler an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Während der monatelangen Behandlung kam eine schwere Coronavirus-Infektion dazu. Fünf Wochen habe er mit Covid-19 im Krankenhaus verbracht. «Diese Begegnung mit der Sterblichkeit hat mir ein Geschenk gegeben - das Leben ist kurz und wunderschön», schrieb Bridges im Herbst 2021 auf seiner Webseite.
Der Oscar-Preisträger («Crazy Heart»), der heute 75 Jahre alt wird, hat sich wieder erholt - und teilt vor der Kamera kräftig aus. In der Streaming-Serie «The Old Man» spielt er einen ehemaligen CIA-Agenten, der unfreiwillig aus dem Ruhestand zurückkehrt, als ihm alte Feinde nachstellen. Mit seinem Auftritt holte der Leinwandveteran im vorigen Jahr eine Emmy-Nominierung als Hauptdarsteller in einer Drama-Serie.
Auch politisch engagiert
Kämpferisch gab sich der politisch ultraliberale Star eine Woche nach der jüngsten US-Präsidentschaftswahl auch in der Talkshow von Jimmy Kimmel. Er habe eine Trauerphase durchlebt, aber nun komme es in diesen Zeiten darauf an, mutig zu sein, sagte Bridges mit Blick auf den Wahlsieg von Donald Trump. Er würde sich als Aktivist nun noch mehr für eine bessere Welt ins Zeug legen, versprach der Schauspieler.
Kurz vor der Wahl hatte der dreifache Vater in einem Instagram-Video erklärt, dass es seinen drei Töchtern und allen Frauen zustehe, über ihren eigenen Körper zu bestimmen. Der Streit um das Recht auf Abtreibung war eines der zentralen Wahlkampfthemen. Die Demokraten um Kamala Harris warnten davor, dass die Rechte von Frauen in den USA in großer Gefahr seien.
Bridges macht sich schon lange gegen Waffengewalt stark und engagiert sich über die «No Kid Hungry»-Kampagne für hungerleidende Kinder. Der gebürtige Kalifornier wirkt bei Umweltschutzaktionen mit, vor allem im Kampf gegen die Plastikverschmutzung der Meere und den Klimawandel. 2018 produzierte er die Dokumentation «Living in the Future’s Past». Mit seiner Reibeisenstimme spricht er darin als Erzähler über Klimakrisen und Ressourcen-Knappheit.
Als «Dude» berühmt
Bridges hat in seiner 50-jährigen Karriere in Dutzenden Filmen mitgespielt. Untrennbar ist er mit der ikonischen Rolle des «Dude» aus dem Kultfilm «The Big Lebowski» (1998) der Coen-Brüder verbunden. Mit Strickjacke, Sonnenbrille und langer Mähne hängt er als Alt-Hippie Jeffrey Lebowski am liebsten mit einem Joint, Drinks und ein paar Freunden auf der Bowlingbahn ab.
Die Vielseitigkeit von Bridges als Schauspieler zeigt schon die Bandbreite seiner sieben Oscar-Nominierungen. Die erste gab es 1972 für seine Nebenrolle in dem Kultfilm «Die letzte Vorstellung» von Peter Bogdanovich. Weitere Nominierungen folgten für die Actionkomödie «Die Letzten beißen die Hunde» (1975), den Science-Fiction-Film «Starman» (1985) und 2001 für den Politthriller «Rufmord - Jenseits der Moral».
Die Rolle eines trunksüchtigen Marshalls in dem «True Grit»-Western der Coen-Brüder brachte ihm 2011 eine weitere Nominierung ein. Zuletzt hatte er 2017 Oscar-Chancen mit seiner Darstellung eines alten texanischen Polizisten, der in «Hell Or High Water» zwei Bankräuber verfolgt.
Mit 60 ein Oscar
Im fünften Anlauf, mit 60 Jahren, gewann Bridges seinen bisher einzigen Oscar - für seine Hauptrolle als abgehalfterter, saufender Country-Sänger in dem Drama «Crazy Heart» (2010). Auf der Oscar-Bühne dankte er seinen verstorbenen Eltern, dass sie ihm «so einen tollen Beruf» schmackhaft gemacht hätten. Sein Vater habe ihm schon als Kind alles Wichtige über's Schauspielern für eine Rolle in «Sea Hunt» beigebracht, erzählte Bridges.
Sein Vater, Schauspieler Lloyd Bridges (1913-1998), hatte Riesenerfolg mit der 50er-Jahre-TV-Serie «Sea Hunt» («Abenteuer unter Wasser»). Als Taucher ging er darin unter Wasser auf Verbrecherjagd. Sohn Jeff und dessen älteren Bruder Beau holte er für gelegentliche Gastauftritte früh vor die Kamera.
Als Hollywoods Verwandlungskünstler hat Jeff Bridges in seiner Laufbahn kein Genre ausgelassen. In der Militärsatire «Männer, die auf Ziegen starren» spielte er an der Seite von George Clooney, in dem Comic-Action-Streifen «Iron Man» war er der Superhelden-Gegenspieler. In «Die fabelhaften Baker Boys» (1989) - an der Seite seines Bruders Beau - verdrehte er als Barmusiker einer Sängerin, gespielt von Michelle Pfeiffer, den Kopf.
Vielseitig ist Bridges nicht nur als Schauspieler. Auf Instagram stellt er sich zudem als Musiker, Fotograf, Maler, Bildhauer und Geschichtenerzähler vor. Er spielt Klavier und Gitarre und hat mehrere Platten herausgebracht, darunter die Folk-Rock-Sammlung «Be Here Soon» und das Country-Album «Jeff Bridges». Auch seine Ehefrau, Susan Geston, ist begeisterte Fotografin. Zusammen stellen sie Fotos aus. Sie waren sich bei den Dreharbeiten zu dem Film «Rancho Deluxe» (1975) im US-Staat Montana begegnet, wo Geston als Kellnerin auf einer Ferienranch jobbte. Seit 47 Jahren sind sie miteinander verheiratet - nach Hollywoods Maßstäben eine Besonderheit.
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