Seit einer Woche halten zahlreiche Waldbrände Griechenland in Atem. In der vergangenen Woche brachen nach langer Trockenheit und extremer Hitze erste große Feuer in der Nähe der Hauptstadt Athen aus. Inzwischen sind auch etliche andere Regionen betroffen – insbesondere die beliebten Urlaubsinseln Korfu und Rhodos. Seit dem 12. Juli sind im Land etwa 500 Brände ausgebrochen. Ersten Schätzungen nach sollen allein auf der Insel Rhodos 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutztes Land zerstört worden sein, berichtete der staatliche Rundfunk.
Die Feuer in den betroffenen Regionen Griechenlands sind derweil größtenteils unter Kontrolle gebracht worden. Auch auf den Inseln Rhodos, Euböa und Korfu berichteten Reporter, dass die Lage deutlich besser sei. Bewohnte Gebiete werden nicht mehr bedroht. Auch in Mittelgriechenland, wo am Vortag wegen Trockenheit und starker Winde zahlreiche Brände ausgebrochen waren, seien die Flammen größtenteils eingedämmt worden, teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit.
Am Dienstag stürzte auf der Insel Euböa ein Löschflugzeug im Einsatz ab. Darüber berichtete das griechische Staatsfernsehen. Es soll sich um eine Maschine des griechischen Zivilschutzes handeln. Zwei Piloten im Alter von 34 und 27 Jahren kamen ums Leben. Auf einem Video des Senders ist zu sehen, wie der Flieger Wasser abwirft, seitlich ausbricht, sinkt und mit der Trägerfläche am Boden aufschlägt. Dann steigen Flammen auf. Ein Hubschrauber sucht aktuell nach dem abgestürzten Flugzeug.
Waldbrand in Griechenland 2023: Rhodos besonders betroffen
Auf der Ferieninsel Rhodos tobte tagelang ein Großbrand. Trockenheit in Verbindung mit hohen Temperaturen und Wind sorgte dafür, dass sich das Feuer schnell ausbreitet. Im Südosten der Insel flammten am Mittwochabend an mehreren Stellen Brände wieder auf, von denen die Behörden geglaubt hatten, sie seien gelöscht, berichteten Reporter griechischer Medien.
Der griechischen Feuerwehr und 3000 Helfern ist es in der Nacht auf Mittwoch gelungen, das beliebte Feriendorf Gennadi im Südosten von Rhodos zu retten. Am Vortag hatten die Flammen die ersten Häuser des Dorfes erreicht und einige Lagerräume und abgelegene Häuser zerstört. Doch es gebe noch zahlreiche Brandherde im Südosten der Insel. Zahlreiche Löschhubschrauber und -flugzeuge waren am Mittwoch am achten Tag in Folge im Einsatz, berichtete der staatliche Rundfunk ERT.
Am Samstag waren bei einer der größten Evakuierungsaktionen in der Geschichte Griechenlands etwa 20.000 Menschen aus dem Südosten der Insel in Sicherheit gebracht worden. Tausende Touristen, die ihre Hotels rund um das beliebte Ferienstädtchen Lindos verlassen mussten, verbrachten inzwischen die zweite Nacht in Sporthallen und Schulen. Viele warteten im Flughafen auf die nächste Möglichkeit, um abzufliegen.
Nur wenige Touristen reisten trotz der Brände am Sonntag mit Charter- und Linienflügen an, wie Reporter berichteten. Etwa 90 Prozent der Hotels von Rhodos sind nach Aussagen von Vertretern der Kommunalbehörde unversehrt von den Bränden geblieben – die meisten von ihnen angesichts der Hauptsaison jedoch auch ausgebucht.
Waldbrände in Griechenland: Auch am Mittwoch wird es extrem heiß
Am Donnerstag kam vorerst das Ende der extremen Hitze kommen. Dann werden Temperaturen um die 35 Grad erwartet. Doch bereits am Mittwoch setzten starke Winde ein, die die Flammen des kleinsten Brandes anfachen und zu einer Katastrophe führen können. Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz Janez Lenarcic warnte am Dienstagabend auf Twitter: "In den nächsten zwei Tagen wird die Feuer-Gefahr im Mittelmeerraum voraussichtlich extrem hoch bleiben."
"Die Brandgefahr bleibt groß. Es herrscht weiterhin höchste Alarmstufe", sagte auch Giannis Artopoios, ein Sprecher der Feuerwehr. Auch der Zivildienst warnte abermals, die Brandgefahr werde auch am Freitag in zahlreichen Regionen hoch bleiben. Auf einer Brandgefahr-Karte waren jedoch erstmals seit einigen Tagen keine roten Gebiete eingezeichnet, die extrem hohe Brandgefahr zeigen.
Waldbrände auf Korfu, Euböa und Evia: Mehrere Dörfer evakuiert
In Mittelgriechenland im Raum der Städte Larisa und Volos musste vorübergehend wegen starker Rauchbildung die Nord-Süd-Autobahn Athen- Thessaloniki gesperrt werden, teilte der Regionalgouverneur dem Athener Nachrichtensender Skai mit. Eine Frau soll nach Informationen örtlicher Medien in einem Wohnmobil ums Leben gekommen sein, berichtete der staatliche Rundfunk. Auch ein Mann starb in der Nähe von Volos. Ein Feuerwehrmann erlitt nach Angaben der Regionalgouverneurs von Mittelgriechenland Verbrennungen. Sein Leben sei aber nicht in Gefahr, hieß es. Auch zahlreiche Nutztiere verendeten. Der griechische Zivilschutz evakuierte rund 20 Ortschaften östlich von Volos. Löschflugzeuge und -hubschrauber versuchten, die Brände zu löschen. Am Kampf gegen die Flammen nehmen auch Hunderte Einwohner teil, wie Reporter vor Ort berichteten. Nahe Larisa wurde ein Mann in Gewahrsam genommen, der Feuer gelegt haben soll, berichtete der staatliche Rundfunk.
Auf Korfu begann in der Nacht zum Montag die Evakuierung der beliebten Ferienortschaft Nisaki. Etwa 1000 Urlauber und Einwohner wurden mit Booten der Küstenwache in Sicherheit, wie das Staatsfernsehen berichtete. Die Touristen verbrachten die Nacht in einem Theater von Korfu-Stadt.
Am Dienstag waren auf Korfu sechs Löschflugzeuge und vier Hubschrauber im Einsatz, teilte ein Feuerwehr-Sprecher mit. Der Brand sei dort außer Kontrolle geraten. Einsatzkräfte evakuierten drei weitere Ortschaften in der Nähe der Hafenstadt Kassiopi. Inzwischen hat sich die Lage verbessert. Im Norden der Insel gab es keine große Feuerfront mehr, berichtete der staatliche Regionalsender ERA-Korfu.
Am Montagmorgen wurden auch auf der Insel Euböa, bei Karystos, und auf der Halbinsel Peloponnes nahe der kleinen Hafenstadt Egion große Brände gemeldet. Auch dort wurden zahlreiche Dörfer evakuiert. Bislang sei niemand verletzt worden, wie der Rettungsdienst mitteilte. In allen Fällen wurden am Montagmorgen mit dem ersten Tageslicht Löschflugzeuge und Hubschrauber eingesetzt, um die Brände einzudämmen, so der Zivilschutz.
Waldbrände in Griechenland: Brandstifter für viele Brände verantwortlich?
Bürgermeister und Regionalgouverneure in griechischen Medien machten Brandstifter für die meisten Brände in Griechenland verantwortlich. Die meisten davon hätten "verantwortungslos und fahrlässig gehandelt", sagte der Gouverneur der Region Thessalien in Mittelgriechenland, Kostas Agorastos, griechischen Medien am Donnerstag. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sagte im Rundfunk, die Justiz werde "die Brandstifter hart bestrafen". Bislang ist aber nur ein mutmaßlicher Brandstifter auf Rhodos in Polizeigewahrsam genommen worden, wie die örtlichen Medien berichteten. (mit dpa)