Nachdem Waldbrände in den vergangenen Wochen den Süden Europas getroffen haben, gehen jetzt schockierende Bilder aus Hawaii um die Welt. Ein Küstenstreifen von Maui steht in Flammen, Teile der gewöhnlich üppig-grünen Insel sind schwarz verkohlt. Bei den schweren Busch- und Waldbränden auf der Insel Maui sind mittlerweile mindestens 93 Menschen ums Leben gekommen. Das gab der Bezirk Maui am Donnerstagabend (Ortszeit) bekannt.
Zunächst war man von 36 Toten ausgegangen ‒ weitere 19 wurden erst zu einem späteren Zeitpunkt entdeckt. Der Gouverneur von Hawaii, Josh Green, erwartet, dass die Anzahl der Todesopfer noch weiter ansteigen wird. Er sprach von der "wahrscheinlich größten Naturkatastrophe" in der Geschichte des US-Bundesstaates Hawaii und erinnerte an das Jahr 1960, als ein Tsunami Hawaii traf. 61 Menschen kamen dabei ums Leben. Viele Menschen werden zudem weiterhin vermisst.
Viele Menschen werden weiterhin vermisst. Um wie viele es sich handelt, könne man jedoch nicht sagen, da der Mobilfunk zusammengebrochen sei, teilte Mauis Polizeichef John Pelletier mit. Über 1000 Haushalte sind zudem ohne Strom.
Brände auf Hawaii: Küstenstadt Lahaina größtenteils zerstört
Die Löscharbeiten dauern nach wie vor an. Eine Bekämpfung der Flammen aus der Luft war wegen heftiger Sturmböen zunächst nicht möglich. Am Mittwoch brannte es auf Maui an drei Stellen. Auch auf der östlich gelegenen Nachbarinsel Hawaii, der größten Insel des gleichnamigen Bundesstaats, wüteten Feuer. Die Küstenstadt Lahaina wurde durch die Brände fast vollständig zerstört. Bis Donnerstagnachmittag konnte nach Angaben der Behörden das Feuert dort jedoch zu 80 Prozent unter Kontrolle gebracht werden.
Der Hurrikan Dora, der südlich der Inseln des US-Bundesstaats vorbeiziehe, ist laut den Behörden mitverantwortlich für die schnell um sich greifenden Brände. "Die Tatsache, dass wir in mehreren Gebieten Waldbrände haben, die indirekt auf einen Hurrikan zurückzuführen sind, ist beispiellos. Das ist etwas, was die Bewohner von Hawaii und der Staat noch nicht erlebt haben", sagte die stellvertretende Gouverneurin Sylvia Luke.
Wegen hoher Feuergefahr, begünstigt durch Trockenheit, hohe Temperaturen und starke Winde, hatten die Behörden eine "Red-Flag"-Warnung für die Hawaii-Inselkette herausgegeben. Solche Bedingungen kennt man sonst von westlichen US-Staaten, darunter Kalifornien oder Oregon, wo es häufiger zu verheerenden Flächenbränden kommt.
Gouverneur rät wegen Waldbränden von Reisen nach Hawaii ab
Von Reisen nach Maui wurde abgeraten. "Dies ist kein sicherer Ort", warnte Sylvia Luke. Per Notfall-Erklärung wollten sie Touristen fernhalten.
US-Präsident Joe Biden hat den Katastrophenfall ausgerufen und dem Bundesstaat Hawaii Hilfe der Regierung zugesagt. Die Nationalgarde und die Marine stehe den Einsatzteams zur Seite. Das Verkehrsministerium werde dabei helfen, Urlauber von Maui auszufliegen, hieß es in einer Mitteilung. Wie der Sender Hawaii News Now berichtet, sollen sie auf die westlich von Maui gelegenen Insel Oahu gebracht werden. Dort werde ein Kongresszentrum in eine Notunterkunft verwandelt. Mehrere Fluggesellschaften sagten Flüge nach Maui am Mittwoch kurzfristig ab. Allerdings gebe es weiterhin Flüge von Maui, damit Urlauber ihre Rückreise antreten könnten, berichtete CNN.
Feuer auf Hawaii: Menschen auf Maui flüchten ins Wasser
Am schwersten betroffen ist der Küstenort Lahaina, gewöhnlich ein malerisches Touristenziel im Westen von Maui. Augenzeugen beschrieben dort apokalyptische Szenen. Menschen seien auf der Flucht vor schnell um sich greifenden Flammen ins Meer gesprungen. Laut CNN teilte die Küstenwache später mit, dass mehr als ein Dutzend aus dem Wasser gerettet wurden.
Helikopter-Pilot Richard Olsten flog am Mittwoch über den Ort. Der größte Teil des historischen Kerns sei abgebrannt. Es sähe wie in einer Kriegszone aus, als ob das Gebiet bombardiert wurde, beschrieb er bei CNN seine Eindrücke. (mit dpa)