Carla (Paula Kalenberg) und Paolo (Langston Uibel) wollen einfach nur in Ruhe Weihnachten feiern. Doch unverhofft sollen sie kurzfristig einen TV-Beitrag über die berühmte Autorin Marlene von Osterburken (Leslie Malton) drehen. Die Schriftstellerin schreibt Groschenromane mit wunderbaren Titeln wie «Die Alpenbäckerin - Gefühle unterm Gipfelkreuz». Allerdings ist sie auch Carlas Mutter. Und die beiden haben sich schon lange nicht mehr gesehen. Eine sehr verzwickte Ausgangslage für die Komödie «Zitronenherzen» am 16. Dezember um 20.15 Uhr im ZDF. Doch dann kommt alles märchenhaft anders.
Denn als sich Marlene wenig später beim Schreiben vertippt, verwandelt sich Carla plötzlich in die von ihrer Mutter erdachte Hauptfigur, die Alpenbäckerin Lilia LeClerk. Carla wird in die Geschichte magisch hineingezogen. Und Berlin ist auf einmal ein romantisch anmutendes Bergdorf namens Glocksberg, vor grandioser Kulisse mit Bergkapelle und reichlich Schnee (aus Puderzucker).
So weit, so hübsch, doch noch bevor Weihnachten endet, soll Lilia heiraten, um mit ihrem Erbe das Dorf vor einem finsteren Investor zu retten. Dabei will sie ihre Freundin Greta (Diana Amft) unterstützen, die praktischerweise die Dorfhelferin ist. Carla stellt die Geschichte ordentlich auf den Kopf und rebelliert nicht zuletzt auch gegen die Fantasie ihrer Mutter. Bis sie schließlich auf ein Geheimnis stößt, das vielleicht eine Lösung bereithalten könnte.
Regisseur Jan Haering (45, «Die Notärztin») hat einen witzigen und temporeichen Weihnachtsfilm inszeniert, in dem recht geschickt zwischen der Welt im Dorf und der in Berlin hin und her gewechselt wird. Dazu gibt es eine sehr liebevolle, teils etwas kitschige Ausstattung - aber die passt ja zum Thema heile Welt gegen drögen Alltag.
Obendrein wird die Handlung ausgesprochen lustig erzählt, zum anderen aber auch menschlich und nachvollziehbar. Und die beliebten Zitronenherzen, ein leckeres Gebäck, gibt es zum Glück nicht nur im Gasthaus «Zum Enzian».
Paula Kalenberg (38, «Last X-Mas», «Du Sie Er & Wir») spielt hier wunderbar eine moderne, unabhängige Frau, die sich im Grunde nach einem ganz anderen Leben sehnt. Dabei wird sie zwischen den verschiedenen Welten kräftig durcheinander gewirbelt und lehnt sich gegen die Fantasie ihrer (scheinbar) perfekten Mutter auf, von der sie sich stets ungeliebt und vernachlässigt fühlte.
Auch Leslie Malton (66, «Die Frau im Meer», «Endlich Witwer - Griechische Odyssee») als Schmacht-Schriftstellerin spielt einfach fabelhaft - sie tippt noch auf einer uralten Schreibmaschine, die sich gern mal selbstständig macht. Sie lässt sich mit einem weisen Taxifahrer (Felix von Manteuffel) notgedrungen auf Änderungen im Text ein, und so entsteht - bis zum packenden Schluss - eine Geschichte samt Figuren mit Macken, die ganz anders als die anderen Groschenromane («Zwei Herzen im Höhenfieber») ist. Diese außerordentlich unterhaltsame Geschichte ist also kein Alptraum, sondern eher ein TV-Weihnachtswunder.
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