«Ausländer raus» war in der Brandruine zu lesen. Der vermeintlich rassistisch motivierte Brandanschlag auf eine pakistanische Familie in Wächtersbach hatte Ende vergangenen Jahres bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Fast ein Jahr später muss sich jene Familie ab Montag (9.00 Uhr) vor dem Landgericht Hanau verantworten. Der Vorwurf lautet auf Versicherungsbetrug und Brandstiftung.
Die Staatsanwaltschaft wirft der Familie vor, ihr eigenes Haus im Main-Kinzig-Kreis angezündet und einen rechtsextremen Anschlag vorgetäuscht zu haben. Motiv soll gewesen sein, die Versicherungssumme von rund 350.000 Euro zu kassieren.
In der Nacht zum 1. Weihnachtsfeiertag 2023 hatte der Wohnhausbrand für überregionales Aufsehen gesorgt, weil nach den Löscharbeiten an zwölf Stellen in dem Gebäude rassistische Parolen an den Wänden gefunden worden waren. Zunächst hatte der Staatsschutz der Polizei wegen eines politischen Verbrechens ermittelt.
Falsche Fährte vermutet
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hanau sollen die Angeklagten diese Parolen jedoch selbst aufgesprüht haben, um eine falsche Fährte zu legen und von ihrer eigenen Straftaten abzulenken. Im März hatten Polizei und Staatsanwaltschaft die Wende in den Ermittlungen bekanntgegeben. Daraufhin wurden alle fünf Beschuldigte zunächst in Untersuchungshaft geschickt.
Bei den Hauptbeschuldigten handelt es sich um den 48-jährigen Hausbesitzer und dessen 35 Jahre alten Schwager. Beide sollen das Haus angezündet haben. Die Ehefrau des Beschuldigten, der 19-jährige Sohn des Ehepaars sowie ein 56-jähriger Freund der Familie stehen wegen Mittäterschaft im Verdacht.
Vor Brand Einrichtungsgegenstände zum Verkauf angeboten
Der angeklagte Hauseigentümer soll sich bei der Brandstiftung Verbrennungen zugezogen haben. Der Freund der Familie soll die Ermittler bewusst angelogen und die Verbrennungen als einen angeblichen Unfall in der Küche bezeugt haben. Weitere Ermittlungen haben laut Anklage ergeben, dass die Familie bereits im Vorfeld zahlreiche Einrichtungsgegenstände im Internet zum Verkauf angeboten und Wertsachen aus dem Haus entfernt sowie gesichert haben soll.
Da es sich bei einem der Angeklagten um einen Heranwachsenden handelt, findet der Prozess vor der Jugendkammer des Landgerichts statt. Den Planungen des Gerichts zufolge könnte es sich um eine lange Beweisaufnahme handeln, denn die Kammer hat bereits 14 Verhandlungstage bis Ende Februar 2025 anberaumt.
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