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Fake News: Die angebliche Pariser Bettwanzen-Plage kam wohl aus Moskau

Fake News

Die angebliche Pariser Bettwanzen-Plage kam wohl aus Moskau

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    Paris wirft Moskau das Anheizen einer Bettwanzen-Hysterie in Frankreich vor.
    Paris wirft Moskau das Anheizen einer Bettwanzen-Hysterie in Frankreich vor. Foto: Burgi, dpa (Symbol)

    Auf einmal waren Bettwanzen im vergangenen Herbst überall in Paris, zumindest in den Medien. Und den sozialen Netzwerken. In die Berichterstattung floss zwar stets auch der Verdacht auf eine "Hysterie" rund um die vermeintliche Plage ein, geschaffen durch Fotos und Amateurvideos der Tierchen in Zügen, Hotelzimmern oder auf Kinositzen, die ab Mitte September zirkulierten. Doch das half wenig. Genauso wenig, dass verlässliche Zahlen über einen nachweisbaren Anstieg von Schädlingsbefall fehlten. Bekannt war nur, dass zwischen 2017 und 2022 elf Prozent der französischen Haushalte betroffen waren – ähnlich wie in den Nachbarländern. Die Panik vor dem großen Krabbeln war da, knapp ein Jahr vor Beginn der Olympischen Spiele in Frankreichs Hauptstadt.

    Falsche Verbindung zwischen Bettwanzen und Ankunft ukrainischer Geflüchtete

    Heute weiß man: Sie wurde gezielt aus Kreml-nahen Kreisen organisiert, um das Land sowie Touristen zu verunsichern. Um dem Image Frankreichs zu schaden. Es handelte sich um einen Cyber-Angriff, betonte Europaminister Jean-Noël Barrot, zuvor im Kabinett zuständig für den digitalen Wandel: "Die Polemik der Bettwanzen wurde in den sozialen Netzwerken durch Konten künstlich ausgeweitet, die nachweislich russischer Herkunft sind." Zudem sei eine völlig falsche Verbindung mit der Ankunft ukrainischer Flüchtlinge hergestellt worden. Barrot zufolge hat die Zahl der russischen Fake-News-Kampagnen seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor zwei Jahren stark zugenommen. "Wir wissen das, weil der französische Präsident 2021 den Dienst Viginum gegründet hat mit der Mission, diese Manöver aufzudecken, die darauf abzielen, die öffentliche Meinung in Frankreich zu destabilisieren und die Unterstützung für die

    Der Verdacht, dass aus Moskau gesteuerte Medien oder Akteure Einfluss auf Debatten nehmen, existiert schon lange. Bereits in Emmanuel Macrons erster Wahlkampagne 2017 verbreiteten russische Staatsmedien wie Sputnik oder Russia Today (RT) Gerüchte über seine angebliche Homosexualität. Nach seiner Wahl sprach der Präsident dann die Verbreitung von Fake News bei einer Pressekonferenz am Rande eines Staatsbesuchs an, den er im Mai 2017 für den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Schloss von Versailles organisierte. "Wenn Presseorgane niederträchtige Unwahrheiten verbreiten, handelt es sich nicht um Journalisten, sondern um Einfluss-Medien", sagte Macron. Putin neben ihm hörte mit versteinerter Miene zu.

    Bilder aufgesprühter Davidsterne in und um Paris verbreitet

    Einen weiteren Fall digitaler Einflussnahme und psychologischer Kriegsführung gab es im vergangenen Herbst nach dem Angriff der Hamas auf Israel durch die Verbreitung von Bildern aufgesprühter Davidsterne in und um Paris. Die Täter, zwei Paare aus Moldau, konnten überführt und die Verbindung zum Kreml-nahen moldawischen Geschäftsmann Anatoli Prizenko hergestellt werden. Dieser äußerte sich in gespielter Überraschung bei einem Interview mit dem Fernsehsender BFMTV "geschockt" darüber, dass seine "simplen Symbole", mit denen er doch nur Unterstützung für Juden in Frankreich und Europa ausdrücken habe wollen, als antisemitischer Akt interpretiert würden. Journalisten fanden heraus, dass für die tausendfache Vervielfältigung der Bilder in sozialen Medien das russische Netzwerk Doppelgänger, auch bekannt unter dem Namen RRN ("Reliable Recent News", auf Deutsch: "Zuverlässige Neue Nachrichten"), verantwortlich war.

    Zu den zahlreichen weiteren Beispielen gehört auch eine Boykott-Kampagne gegen die Olympischen Sommerspiele seit Juli 2023. Innerhalb von zwei Tagen wurden 1600 Nachrichten auf X veröffentlicht, die abwertende Fotos von Paris, darunter Gewaltszenen am Rande von Demonstrationen, zeigten. Sie stammten von rund 100 in Aserbaidschan ansässigen Konten. Tatsächlich herrscht viel Kritik an der Ausrichtung der Sportveranstaltung. Das wirft die Frage auf, ob diese auch aus Moskau gesteuert ist – wie so einige Debatten und Aufreger.

    Was können Fake News anrichten und wie sind sie zu erkennen? Darüber spricht der Gründer des Anti-Fake-News-Blogs Volksverpetzer im Podcast "Augsburg, meine Stadt":

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