Schrottfahrräder sind ein zunehmendes Problem in Deutschland - vor allem auf den Straßen der Innenstädte. Sie nehmen anderen Fahrradfahrern nicht nur die Stellplätze weg, sondern verunstalten zudem das Stadtbild. Schrottfahrräder zu entfernen, kostet viel Geld. Und da die ursprünglichen Halter nur selten auffindbar sind, muss die Allgemeinheit einspringen. Wie groß das Problem mit Schrottfahrrädern tatsächlich ist, hat sich das Team hinter dem Gebrauchtfahrrad-Marktplatz buycycle in einer Untersuchung angeschaut.
Schrottfahrräder auf den Straßen: Was ist das überhaupt?
Behörden unterscheiden hier zwischen zwei Arten: Tatsächliche Schrottfahrräder und sogenannte "aufgegebene Fahrräder".
Wirkliche Schrottfahrräder machen ihrem Namen alle Ehre. Laut der Stadtreinigung Hamburg ist ein Fahrrad unter diesen Umständen schrottreif:
- Es fehlen "wesentliche Bestandteile". Dazu gehört der Sattel, Lenker, Reifen, Pedale oder die Kette.
- Das Fahrrad ist verrostet oder anderweitig verwahrlost.
- Es lässt sich ohne viel Aufwand nicht mehr reparieren und ist verkehrsgefährdend abgestellt.
"Aufgegebene Fahrräder" werden ebenfalls zurückgelassen, sind aber in einem anderen Zustand. Laut buycycle machen sie im Allgemeinen einen noch fahrtüchtigen Anschein. Eine Reparatur kann sich noch lohnen und würde die Kosten einer Entsorgung nicht überschreiten. Manche dieser Art haben gar nur eine Reinigung nötig.
Schrottfahrräder auf den Straßen: Hier ist das Problem am größten
Jährlich werden nach Hochrechnungen von buycycle mehr als 162.000 Fahrräder zurückgelassen und müssen von Ordnungsämtern und der Polizei deutschlandweit eingesammelt werden. Das sind die Top 3 der deutschen Städte mit den meisten Schrottfahrrädern:
Stadt | Anzahl der Schrottfahrräder |
Hamburg | 4.671 |
Köln | 4.642 |
München | 4.400 |
Die Zahlen variieren von Stadt zu Stadt stark. In Bremen und Freiburg werden laut buycycle nur 500 beziehungsweise 415 Schrottfahrräder im Jahr aufgefunden - also nur etwa ein Zehntel der Menge in den am stärksten betroffenen Städten.
Entsorgung von Schrottfahrrädern: Das sind die Kosten
Die Entsorgung kostet Geld - und das muss irgendwo herkommen. Die ursprünglichen Fahrradbesitzer sind selten auffindbar und können daher kaum zur Rechenschaft gezogen werden. Also bleibt nur eins: Steuergeld. Das Problem: Nach Recherche von buycycle ergeben sich pro Fahrrad unterschiedliche Entsorgungskosten. Je nach Kommune können das mal 100 Euro, mal 150 Euro pro Schrottfahrrad sein. Auf ganz Deutschland hochgerechnet ergibt sich eine Summe zwischen 16 und 25 Millionen Euro im Jahr, schreibt buycycle in seiner Untersuchung.
Dabei ist die Entsorgung für Privatleute recht einfach. Wer sein Zweirad loswerden möchte, muss es keinesfalls am Bahnhof oder an einer Straßenlaterne abstellen und auf die Arbeit der Ordnungshüter hoffen. Die meisten Kommunen bieten vor allem zwei Wege zur Entsorgung des eigenen Schrottfahrrads an:
- Auf dem Wertstoffhof wird man ein altes Fahrrad häufig völlig kostenfrei los, berichtet der Focus. Einfach abgeben und schon wird der alte Drahtesel recycelt.
- Wer kein Auto hat oder sowieso gerade einen Termin ausgemacht hat, kann einen alten Drahtesel auch mit dem Sperrmüll rausstellen. In den meisten Kommunen gibt es feste Termine im Jahr oder kostenfreie Abholungen nach Vereinbarung.
Je nachdem, welchen Weg man wählt, sollte man sich im Vorhinein über die Entsorgungsregelungen informieren, empfiehlt der Focus. Im schlimmsten Fall fährt man umsonst zum Wertstoffhof oder das Rad bleibt alleine zurück, während der restliche Sperrmüll eingesammelt wird.
Damit es nicht zum Schrottfahrrad wird: Das sollte man beim Fahrradkauf beachten
Nur wer sich ausreichend Zeit nimmt, das richtige Fahrrad entsprechend der eigenen Bedürfnisse auszusuchen, wird damit glücklich werden. Damit es früher oder später nicht doch zum Schrottfahrrad wird, sollte man beim Kauf eines neuen Drahtesels ein paar Dinge beachten:
- Laut dem ADFC sollte man sich gewisse Grundkenntnisse über Fahrradarten und technische Merkmale aneignen, um mit dem Angebot nicht überfordert zu sein. Händler können zwar beraten - etwas Vorwissen kann aber nicht schaden.
- Die eigenen Bedürfnisse sollten ebenso klar sein: Fahre ich mit dem Rad nur zur Arbeit oder möchte ich auch lange Touren damit machen? Möchte ich ein Pedelec mit Tretunterstützung oder ein herkömmliches Zweirad? Wer sich darüber im Klaren ist, hat es bei der Auswahl leichter.
- Online oder im stationären Handel kaufen - Preisunterschiede und Beratungsmöglichkeiten sind nur zwei der Faktoren, die man bei dieser Entscheidung in Betracht ziehen kann.
- Schließlich muss das Fahrrad laut ADFC auch auf den Fahrer angepasst werden. Ist etwa der Sattel falsch eingestellt, kann das zu Problemen in Gesäß und Rücken führen. Gleiches gilt für den Lenker.
Wer diese Punkte beachtet, hat gute Chancen, ein geeignetes Zweirad für sich zu finden - und ein weiteres Schrottfahrrad zu vermeiden.
Mein Fahrrad hat ausgedient: Hier kann ich es spenden
Trotz aller Vorbeugemaßnahmen gibt es Gründe, ein Fahrrad auszusortieren - größer werdende Kinder oder der Wechsel auf ein E-Bike zum Beispiel. Trotzdem muss das Zweirad nicht als Schrottfahrrad enden. Stattdessen kann man es spenden. Dann wird der Drahtesel noch einmal fit gemacht und an bedürftige Menschen weitergegeben, die sich ein neues Rad nicht leisten können. Es gibt verschiedene Organisationen, die gebrauchte Fahrräder entgegennehmen. Dazu zählen laut buycycle:
- die Caritas
- das Rote Kreuz
- Diakonien
- Lebenshilfen
Auch kleinere, regionale Hilfsprojekte, die sich beispielsweise für Geflüchtete einsetzen, nehmen ein funktionales, aussortiertes Fahrrad entgegen.
Die gesamte Untersuchung mit weiteren Informationen ist auf der Website von buycycle zu finden.
Übrigens: Wer sein Fahrrad versenden möchte oder mit der Bahn verreisen will, findet hier Informationen.