Nach der verheerenden Explosion in Eschweiler mit 15 Verletzten hat die Polizei einen Tatverdächtigen ermittelt. Gegen den 21 Jahre alten Deutschen sei Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten Mordes erlassen worden, teilte die Staatsanwaltschaft Aachen am Samstag mit. Zwei Tage zuvor, am Donnerstagabend, hatte eine schwere Explosion in einem vierstöckigen Haus die Innenstadt von Eschweiler erschüttert. Vier Menschen wurden schwer verletzt, zwei davon lebensgefährlich, darunter ein zwei Monate altes Baby und seine Mutter.
Durch die Detonation wurden in einem ganzen Straßenzug Schaufenster gebrochen und Fassaden beschädigt. Auch das Innere von Läden wurde verwüstet. Die Straße war übersät mit Scherben, Schaufensterpuppen und Trümmern. Bis zu 25 Ladenlokale in der Umgebung waren getroffen. Die zerstörerische Druckwelle betraf vor allem das Erdgeschoss der Häuser. In den oberen Stockwerken der Gebäude gingen die Glasscheiben zu Bruch.
Die Ermittler erklärten, zu Hintergründen und dem Motiv des 21-jährigen Tatverdächtigen dauerten die Ermittlungen noch an. Ihm werden auch gefährliche Körperverletzung und besonders schwere Brandstiftung zur Last gelegt. Aus ermittlungstaktischen Gründen wurden keine weiteren Angaben gemacht.
Explosion in Eschweiler: Bewohner evakuiert
Polizei und Feuerwehr gingen von einer Gas-Explosion gegen 21.15 Uhr in dem mehrstöckigen Haus aus. Durch die Wucht der Detonation gingen in 50 Metern Umkreis sämtliche Fensterscheiben zu Bruch. Auch Geschäfte gegenüber des Hauses, aus der die Detonationswelle kam, lagen in Trümmern. Zudem entfesselte die Explosion ein Feuer, das ein Großaufgebot von Brandbekämpfern aus der Region stundenlang beschäftigte. Das Technische Hilfswerk Eschweiler unterstützte Polizei und Feuerwehr. Etwa 200 Kräfte seien insgesamt im Einsatz gewesen. Gegen 2 Uhr nachts war das Feuer dann gelöscht. Doch später wurden noch Glutnester entdeckt.
Nun müsse geprüft werden, ob das Unglückshaus selbst oder Nachbarhäuser einsturzgefährdet sind. "Es war noch kein Statiker in den Häusern", sagte ein Feuerwehrsprecher. Währenddessen dürfen die Bewohnerinnen und Bewohner nicht zurück in ihre Wohnungen. Wie viele Menschen betroffen sind, ist bislang nicht bekannt. Hinweise auf ein Verbrechen gibt es bislang nicht. Die Behörden gehen von einem Unglück aus. Brandsachverständige hätten das betroffene Haus noch nicht betreten, hieß es in der Nacht.
Eschweiler 2021 von Flutkatastrophe heimgesucht
Eschweiler liegt zwischen Aachen, Köln und der Nordeifel. Die Stadt hat knapp 56.000 Einwohner. Das letzte große Unglück dort ist noch nicht lange her: Im Juli 2021 hatte die Flutkatastrophe die Stadt heimgesucht. Allein am Krankenhaus von Eschweiler, das in einer dramatischen Rettungsaktion evakuiert werden musste, entstand ein Schaden von 120 Millionen Euro. (mit dpa)