Der Eurovision Song Contest (ESC) geht unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in die wohl wichtigste Phase: das große Finale. An diesem Samstagabend (21 Uhr) treten 26 Länder beim größten Gesangswettbewerb der Welt im südschwedischen Malmö gegeneinander an.
Das ansonsten so bunte und fröhliche Fest wird in diesem Jahr vom Gaza-Krieg überschattet. Die Polizei ist in Alarmbereitschaft, hält die Sicherheitsvorkehrungen hoch und wird von Sicherheitskräften aus Dänemark und Norwegen unterstützt. Deutschland versucht mit dem Künstler Isaak und dem Lied "Always On The Run" dem Fluch des ewigen letzten Platzes zu entgehen.
Polizei ermittelt: Mann soll Drohungen ausgesprochen haben
Wegen eines "Vorfalls" hat die schwedische Polizei Ermittlungen aufgenommen. Einem Mann würden Drohungen gegen eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter des Veranstaltungsorts Malmö Arena vorgeworfen, sagte eine Polizeisprecherin.
Einen Bericht der schwedischen Zeitung Aftonbladet zufolge, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um den niederländischen ESC-Teilnehmer Joost Klein handele, wollte die Sprecherin nicht bestätigen. "Ich kann nur so viel sagen: Einen solchen Fall hatten wir noch nie." Gerüchte, dass das mutmaßliche Opfer selbst am ESC teilnimmt, widersprach sie.
Die angebliche Tat soll am Donnerstagabend stattgefunden haben und sei am Freitag angezeigt worden, hieß es weiter. "Wir haben Zeugen befragt und weitere Ermittlungsmaßnahmen ergriffen", sagte die Polizeisprecherin.
Klein war am Freitagabend auch von der zweiten Durchlaufprobe für das Finale ausgeschlossen worden. Grund seien die weiteren Untersuchungen eines Vorfalls mit dem Musiker, teilte die ESC-Veranstalterin, die Europäische Rundfunkunion (EBU), mit - ohne Details zu nennen. Inzwischen ist jedoch klar, dass es um Joost Klein geht: der Niederländer wurde vom ESC-Finale ausgeschlossen.
Proteste gegen die Teilnahme Israels sind angekündigt
Für den Finaltag sind in Malmö bereits Proteste gegen die Teilnahme Israels angekündigt. Bei genau diesen waren bereits beim zweiten Halbfinale tausende Menschen auf den Straßen und protestierten, während Israels Künstlerin Eden Golan in der Malmö Arena mit ihrem Song "Hurricane" auf der Bühne stand. Die Sängerin muss aus Sicherheitsgründen eng von Personal begleitet werden. Die Proteste verliefen nach Angaben der Polizei friedlich. Der ESC ist erklärtermaßen eine unpolitische Veranstaltung, aber oft im Sog der Weltpolitik.
Für Golan schmälerte der Gegenwind nicht den Erfolg – sie sicherte Israel einen Platz im Finale. Israel holte dazu bei den Quoten der Buchmacher nach dem Auftritt mächtig auf. Das gilt traditionell als ein sicheres Zeichen, dass sie auch bei den Zuschauerinnen und Zuschauern im Finale gut ankommen wird und gibt ihr damit eine realistische Chance auf einen Sieg.
Demonstranten forderten im Eingangsbereich des übertragenden finnischen Senders einen Boykott der Show
Wenige Stunden vor dem Finale des Eurovision Song Contest (ESC) haben propalästinensische Demonstranten im Eingangsbereich des übertragenden finnischen Senders Yle außerdem einen Boykott der Show gefordert. Etwa 40 Menschen hielten sich mit Protestplakaten und palästinensischen Fahnen in der Lobby auf, wie Yle berichtete. Der Demonstrant Wilhelm Blomberg sagte der Zeitung Hufvudstadsbladet, sie würden die Beschäftigten nicht an ihrer Arbeit hindern, aber wollten sie auf die Situation im Gazastreifen aufmerksam machen.
Blomberg sagte, es sollte selbstverständlich sein, den Wettbewerb wegen der Teilnahme Israels zu boykottieren. Israel könne mit dem ESC sein Image verbessern, während der Krieg andauere. Die Demonstranten forderten ein Treffen mit Managern von Yle. "Noch haben sie die Möglichkeit, ihre Unterstützung für die Palästinenser zu zeigen und für menschliche Werte einzustehen", sagte Blomberg. Im Januar hatten finnische Musikerinnen und Musiker in einer Petition von Yle gefordert, der Sender solle die ESC-Veranstalterin, die Europäische Rundfunkunion (EBU), unter Druck setzen, Israel vom Wettbewerb auszuschließen.
Deutschland tritt in diesem Jahr auf Position 3 von 26 an
Besonders große Chancen werden den Acts Baby Lasagna aus Kroatien ("Rim Tim Tagi Dim") und Nemo aus der Schweiz ("The Code") zugerechnet. Deutschland tritt in diesem Jahr auf Position 3 von 26 an, nach Schweden und der Ukraine und vor Luxemburg. Als Kommentator für das deutsche Publikum wird erstmals Thorsten Schorn durch den Final-Abend führen. Er tritt die Nachfolge von Peter Urban an, der 25 Jahre lang den ESC kommentiert hatte. Zuschauerinnen und Zuschauer können per Anruf, SMS und mit einer App abstimmen. (dpa)