Dieses Mal wird es beim Grand Prix laut und ein bisschen düster: Deutschland schickt die Rockband Lord Of The Lost zum Eurovision Song Contest (ESC). Die Hamburger Gruppe, die mit blutroten Outfits, viel Schminke und noch mehr Dezibel auftrat, gewann in der Nacht zum Samstag den ESC-Vorentscheid in Köln mit dem Lied „Blood & Glitter“.
Die Band verdankt ihr Ticket zum ESC-Finale, das am 13. Mai in Großbritannien ausgetragen wird, vor allem dem Publikum. Es katapultierte die Rocker am Ende der ARD-Show „Unser Lied für Liverpool“ an allen anderen Bewerbern vorbei auf den ersten Platz. Publikums- und Jurystimmen machten je 50 Prozent aus.
Zuletzt landete Deutschland beim ESC auf den letzten Plätzen
Für Deutschland ist es eine ungewöhnliche Wahl. Einst schickte man Mary Roos und Katja Ebstein in den Wettbewerb, in den vergangenen Jahren gingen meist geschmeidige Pop-Nummern an den Start. Allerdings mit verheerenden Folgen: Seit 2015 hagelte es letzte oder vorletzte Plätze. Einzige Ausnahme war 2018 der Musiker Michael Schulte, der einen vierten Platz holte.
Für Trong Hieu Ngyuen hat es dagegen nicht für den großen Traum vom Finale in Liverpool gereicht. Der 30-Jährige aus Bad Kissingen ist, seit er 2015 „Vietnam Idol“ gewonnen hat, im Heimatland seiner Eltern ein Star. Sein Foto prangt von großen Werbeplakaten im Land, Security müssen ihn auch schon mal durch kreischende Fanmassen eskortieren, und im vietnamesischen TV tritt er als prominentes Jurymitglied auf. Beim deutschen Vorentscheid schaffte er es mit seinem Song „Dare to be different“ allerdings nur auf Platz vier – hinter Singer-Songwriter Will Church und dem Party-Sänger Ikke Hüftgold. Trotzdem sorgte Trong für eine Premiere in der deutschen ESC-Geschichte. Der junge Mann, der in Unterfranken aufgewachsen ist, war der erste Deutsche mit asiatischen Wurzeln, der am Wettbewerb teilnahm.
Austragungsort des ESC-Finale ist in diesem Jahr Liverpool. Großbritannien springt 2023 als ESC-Gastgeberland für die von Russland angegriffene Ukraine ein, die den Wettbewerb 2022 in Turin gewonnen hatte. (dpa, jsc)