Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Eurovision Song Contest: Baby Lasagna wurde vom Ersatzkandidaten zum ESC-Favoriten

Eurovision Song Contest

Baby Lasagna wurde vom Ersatzkandidaten zum ESC-Favoriten

    • |
    Düster: Baby Lasagna, dessen Video im Internet mittlerweile über eine Million mal angesehen wurde.
    Düster: Baby Lasagna, dessen Video im Internet mittlerweile über eine Million mal angesehen wurde. Foto: Sarah Ritschel

    Kroatiens erfolgreicher Notnagel elektrisiert die Fans des Eurovision Song Contest (ESC) in seiner Heimat. Die Frage, die sich dort nun alle stellen: Wird er das auch im Rest Europas schaffen? "Ein fantastisches Lied, eine fantastische Geschichte und ein fantastischer Baby Lasagna", jubelt begeistert ein kroatisches Internetportal: "Es scheint, dass sich der Jahrhunderttraum all derjenigen erfüllt, die kein Fußball schauen: der Sieg bei der Eurovision."

    Eigentlich war der 28-jährige Marko Purisic alias Baby Lasagna nur als Reservekandidat für die nationale Vorausscheidung nominiert worden. Doch weil das Goldkehlchen Zsa Zsa ihre Teilnahme kurzfristig absagte, rutschte der Spaßrocker nach. Mit seiner grotesken Emigrationshymne "Rim Tim Tagi Dim" pulverisierte der siegreiche Nachrücker aus dem Küstenstädtchen Umag am Wochenende nicht nur die heimische Konkurrenz, sondern hat sich auch in den Favoritenkreis fürs ESC-Finale im schwedischen Malmö katapultiert. 

    Buchmacher sehen Baby Lasagna beim ESC auf Platz zwei

    Auch in Kroatiens Nachbarländern sorgt das von dem beschleunigten Rhythmus istrischer Volkstänze inspirierte "Rim Tim Tagi Dim" für mediale Aufmerksamkeit. Das von seiner Freundin in aller Eile produzierte Video wurde in einer Woche über eine Million Mal geklickt: Bei Europas Buchmachern gilt Baby Lasagna nach der ukrainischen Hoffnungsträgerin Alyona als aussichtsreichster Anwärter auf die Siegestrophäe, das gläserne Mikrophon.

    Dabei war der Rammstein-Liebhaber selbst vielen seiner Landsleute bisher völlig unbekannt. Bereits mit neun Jahren bekam der kleine Marko zum Geburtstag seine erste Gitarre geschenkt – und gründete eine Schülerband. Mit 16 trat er der Band Manntra bei: Mit der düsteren Gothic-Nummer "In The Shadows" belegten die Hardrocker bei der nationalen ESC-Kür 2019 immerhin den vierten Platz.

    Als Songwriter und Komponist machte sich Purisic auf dem 2022 erschienenen Album "Ravenblack" der Hamburger Dark-Rocker "Mono Inc". einen Namen. Erst im vergangenen Herbst wagte er sich unter dem Pseudonym Baby Lasagna an seine Solokarriere. Trotz seiner mittlerweile gekappten Langhaarmähne sowie merklich aufgehellter Frisur und Musik ist Kroatiens Eurovisions-Hoffnung seinen Hardrock-Wurzeln treu geblieben. Inhaltlich trifft sein Auswanderer-Song bei vielen Landsleuten einen Nerv: Der Küstenstaat ist wegen der Emigration auf unter vier Millionen Einwohner geschrumpft

    Auch wenn "Istriens Rammstein", wie Baby Lasagna und seine Band oft genannt werden, im Musikvideo im atemberaubenden Takt typisch kroatisch Kühe melkt, Nudelteig ausrollt und mit der Feldhacke klopft, ist der Einfluss seiner deutschen Vorbilder kaum zu übersehen und zu überhören.

    Rammsteins Sänger Till Lindemann und seine Band sind ein Vorbild für Baby Lasagna.
    Rammsteins Sänger Till Lindemann und seine Band sind ein Vorbild für Baby Lasagna. Foto: Malte Krudewig, dpa

    Gegner hat Baby Lasagna dennoch. Einer, der seine Bühnenshow mit viel schwarzem Leder und dick mit Kajal umrandeten Augen kritisiert, ist Fußballnationalspieler Dejan Lovren von Olympique Lyon. "Dämonismus, pfui!", schimpfte der Abwehrspieler kürzlich. Doch die skurrile, aber zugängliche Art, mit der er den Abschied von Heim und Hof, Kuh und Katze besingt, dürfte in ganz Europa ihre Liebhaber finden. "Ich bin kein Pavarotti, aber ich vertraue in meine Fähigkeiten", sagt der hoch gehandelte Eurovisions-Teilnehmer. 

    Für Deutschland tritt beim ESC der einstige Straßenmusiker Isaak an - und muss seinen Song "Always On The Run" nochmal überarbeiten, wie am Dienstag bekannt wurde. "No one gives a shit about what's soon to come", heißt es in einer Zeile: "Niemand schert sich darum, was bald kommen wird." Doch Schimpfwörter wie "shit" sind laut ESC-Reglement nicht erlaubt. Isaak kommt damit klar. "Da kommt dann ein 'shhh', oder so", sagte der 28-Jährige gegenüber schlager.de.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden