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Essen und trotzdem fasten - kann das effektiv sein?

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Scheinfasten: Essen und trotzdem fasten – kann das effektiv sein?

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    Beim Scheinfasten kann man essen und trotzdem fasten - eine attraktive Kombination.
    Beim Scheinfasten kann man essen und trotzdem fasten - eine attraktive Kombination. Foto: nuzza11, stock.adobe.com (Symbolbild)

    40 Tage vor Ostern beginnt die Fastenzeit. Wer fastet, macht das häufig aus spirituellen oder religiösen Gründen, doch auch eine Gewichtsabnahme und ein positiver Einfluss auf die Gesundheit stehen nicht selten im Vordergrund. Beim Fasten braucht es normalerweise viel Disziplin und Durchhaltevermögen - es gibt aber auch einen anderen Weg: das Scheinfasten. Das Konzept dahinter klingt fast unglaubwürdig verlockend, denn es bringt Fasten und Essen zusammen. Kann das funktionieren?

    Wie funktioniert Scheinfasten?

    Scheinfasten stellt einen Trend dar, der seine Ursprünge in den USA hat. Das Prinzip ist laut dem SWR einfach: An fünf Tagen in der Woche wird die Nahrungsmittelzufuhr auf etwa die Hälfte reduziert. Sie dürfen also nur halb so viele Kilokalorien zu sich nehmen, wie sonst. Bei vielen Menschen sind das um die 1000 Kilokalorien. Auf diese Weise soll dem Körper vorgespielt werden, dass er sich in den Fastenmodus begeben sollte.

    „Wichtig ist, dass dem Körper signalisiert wird, hoppla, da kommt jetzt nicht genug“, erklärte Bernd Kleine-Gunk, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Anti-Aging Medizin, dem SWR: „Du musst in diesen sogenannten Fastenmodus hinein schalten, in dem dann hauptsächlich auch Reparaturprozesse im Körper initiiert werden und so weiter. Und das ist natürlich eine schöne Sache, weil es das Fasten einfach auch praxistauglicher und alltagstauglicher macht.“

    Sobald der Körper nicht mehr an Nahrung kommt, oder zumindest das Gefühl hat, schaltet der Stoffwechsel in jeder Zelle „in die sogenannte Autophagie“ um, wie Ernährungsmediziner Thomas Platzer dem RND erklärte. Dabei handle es sich um einen Recycling-Modus der Zellen. „Es wird in der Zelle geschaut, wo noch etwas Brauchbares an Energie zu finden ist, dies wird dann verwertet“, sagte Platzer. Dadurch sei das Fasten für den Körper „wie ein Reset-Button“, der auch einen Entgiftungsprozess freisetzt. Zellschrott werde aussortiert und über Niere oder Galle ausgeschieden.

    Scheinfasten kann dadurch eine Anti-Aging-Maßnahme darstellen. „Die Zellkraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, werden nicht mehr belastet beim Fasten. Damit verlängert sich die Lebensdauer dieser und damit wird die Alterung abgebremst“, erklärte Platzer im RND-Interview.

    Was sollte man beim Scheinfasten essen?

    Während des Scheinfastens sind zwei Mahlzeiten und ein Snack am Tag erlaubt. Entscheidend für den Erfolg der Diät ist nicht nur, dass die Kilokalorien reduziert werden, sondern auch die Zusammensetzung der Nahrung. Die Ernährung während des Scheinfastens sollte „niedrig insulinotrop sein“, wie Platzer erklärte. Demnach sollten Sie auf Lebensmittel verzichten, die zu einer Insulinausschüttung führen. Das bedeutet, dass vor allem auf Proteine und Kohlenhydrate verzichtet werden sollte. Fette und Gemüse haben hingegen wenig Einfluss auf den Blutzuckerspiegel, berichtet das RND.

    „Ein Gemüsesmoothie oder ein Gemüsecurry mit Kokosmilch sind zum Beispiel gute Gerichte beim Scheinfasten”, spricht Platzer eine Empfehlung aus. Die Kost sollte demnach zu großen Teilen aus zuckerarmen Gemüsesorten bestehen. Empfehlenswert sind Gurken, Auberginen, Avocados und Nüsse.

    Komplett ohne Hunger läuft das Scheinfasten in der Regel nicht ab. „Da braucht es dann tatsächlich schon die Selbstdisziplin, dass ich dann sage, das Essen sieht sehr appetitlich aus. Ich bleibe aber trotzdem bei den Mengen, die da vorgeschrieben sind und sage nicht, oh, man muss sich auch gönnen können“, sagte Kleine-Gunk dem SWR: „Und dann esse ich vielleicht doch das Doppelte. Dann kommen Sie tatsächlich nicht in diesen Fastenmodus rein.“

    Kann man durch das Scheinfasten abnehmen?

    Eine Crash-Diät, bei der man in kürzester Zeit so viel wie möglich abnehmen soll, ist das Scheinfasten nicht. Die Grundlage für einen Gewichtsverlust ist trotzdem gegeben. „Der Körper bekommt für den Zeitraum nicht das an Kalorien, was er braucht und wird auf diese Weise gezwungen, aus den eigenen Depots heraus zu schöpfen“, analysierte Platzer für das RND. Das kann zu einer Reduzierung des Bauchfetts führen, die eines der Hauptziele bei Diäten ist.

    Laut der Heimat Krankenkasse sollte das Abnehmen beim Scheinfasten nicht die Hauptmotivation sein, man könne aber etwas Gewicht verlieren. Um dauerhaft abzunehmen sind fünf Tage ohnehin zu kurz. Daher sei es wichtig, nach dem Scheinfasten nicht in ungesunde Essmuster zu verfallen. Die langfristige Umstellung der Ernährung ist demnach der einzige Weg, nachhaltig und dauerhaft abzunehmen.

    Junge Menschen, die sich noch im Wachstumsprozess befinden, sollten das Scheinfasten lieber nicht ausprobieren. Selbiges gilt für Personen im hohen Alter, bei denen der Körper abbaut. Prinzipiell sei es aber „eine wirklich empfehlenswerte Maßnahme für große Teile der Bevölkerung“, zieht Kleine-Gunk beim SWR ein Fazit.

    Übrigens: Schnelles Abnehmen kann durch Crash-Diäten erreicht werden, ist aber oft nicht gesund.

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