Auf den ersten Blick hat Isaak nicht viel von einem Popstar, wenn man ihn in seinen schlabbrigen Klamotten auf der Bühne sieht. Fern liegt zunächst der Gedanke, dass dieser Mann am 11. Mai Deutschland beim größten Musik-TV-Event der Welt, dem Eurovision Song Contest (ESC), vor weit über 150 Millionen Menschen vertreten wird. Der frühere Straßenmusiker Isaak Guderian ist der Gegenentwurf zur klassischen Show- und Musikbranche. Er versprüht keine Spur von Glamour, hat aber eine starke Stimme und mit "Always On The Run" einen richtig guten Titel.
Guderian konnte am Freitagabend selbst nicht glauben, dass er den deutschen Vorentscheid am Ende gewonnen hat. Immer wieder schlug er sich die Hände fassungslos vor Freude vors Gesicht. Er hatte sich gegen starke Konkurrenz wie Marie Reim, die Tochter von Matthias Reim ("Verdammt, ich lieb dich") und der früheren ESC-Teilnehmerin Michelle sowie Max Mutzke durchgesetzt. Letzterer war bereits 2004 zusammen mit Stefan Raab beim ESC mit einem achten Platz erfolgreich gewesen. Vorab war diesmal der Komponist und Musikproduzent Ryk als Geheimfavorit gehandelt worden.
Aber wer ist dieser 28-Jährige, der allein auf seine satte Stimme und einen Song mit rockigem Flow setzt?
Isaak gewann bereits bei den Shows "X Faktor" und "Show Your Talent"
Ganz wie Phönix aus der Asche ist Guderian, der sich heute nur Isaak nennt, nicht auf die ESC-Bühne gekommen. Bereits 2011 gewann er die bekannte Castingshow "X Faktor". Und vor drei Jahren siegte er nochmals bei "Show Your Talent" mit einer eigenen Version des Oasis-Hits "Wonderwall". US-Superstar Pink bemerkte damals schon sein Können: "Wow, this boy can sing", kommentierte sie: "Dieser Junge kann singen". Der verheiratete Vater zweier Kinder ist in Minden geboren und wuchs ganz in der Nähe in Ostwestfalen auf. Er kommt aus einer musikalischen Familie, lernte schon als Kind Gitarre und Klavier. Mit zwölf suchte er dann die Öffentlichkeit – als Straßenmusiker.
Ist Isaak der Richtige, um Deutschlands Null-Punkte-Serie zu beenden?
Mit 18 Jahren war dem Sänger klar, dass er in Zukunft ganz auf die Karte Musik setzen will. Guderian hatte keine Scheu vor der klassischen Musiker-Ochsentour, sich zunächst einmal auf Festen und kleinen Konzerten zu verdingen. Trotzdem hat er eine bittere Zeit erlebt. Während der Corona-Zeit musste er wegen der Veranstaltungsverbote von Hartz IV leben.
Seitdem geht es aufwärts. Isaak Guderian veröffentlichte erfolgreiche Songs wie "Water to the Seed" und "Impact" und kam mit beiden auf über eine Million Streams bei Amazon. Sein aktuelles Lied "Baby Steps" wurde auf Spotify schon mehr als 23 Millionen Mal angehört.
Die entscheidende Frage ist nun: Gelingt es ihm, beim ESC in Malmö den deutschen "Null-Punkte-Fluch", wie Bild ihn nennt, zu durchbrechen? Isaak selbst jedenfalls zeigte sich nach dem Sieg beim Vorentscheid motiviert. "Wenn es der letzte Platz wird, dann ist es so. Ich peile den ersten an."