Warum nahm ein Künstler aus Australien am ESC 2024 teil? Das fragen sich bestimmt viele der Zuschauer, die den Eurovision Song Contest im englischen Liverpool mitverfolgten.
Die Antwort in Kurzform: Es hat sich quasi so eingebürgert. Im Jahr 2015 hat Australien erstmals eine Ausnahme-Erlaubnis bekommen, am ESC teilzunehmen. Das Land auf der anderen Seite der Erdkugel musste sich damals nicht in einer der beiden Halbfinal-Runden qualifizieren, sondern wurde direkt für die Endrunde gesetzt. Die ESC-Veranstalter rechtfertigten das damals mit dem großen Interesse der Australier am Eurovision Song Contest. Im Prinzip konnte man die Aktion als PR-Gag zum 60. Jubiläum des Eurovision Song Contest werten.
ESC 2024: Warum Australien dabei ist
Der Eurovision Song Contest wird in Australien seit 1974 ausgestrahlt und ist sehr beliebt. Wie beliebt der ESC in Down Under ist, das zeigen die Zahlen: 2014 schauten 2,7 Millionen Australier zu, wie Conchita Wurst den Wettbewerb gewann. Das war schon ein Spitzenwert, gibt es doch nur gut 24 Millionen Menschen in dem Land. Im Folgejahr, als Australien dann zum ersten Mal selbst einen Künstler schickte, sahen sogar 4,1 Millionen Australier den Eurovision Song Contest. Der australische Teilnehmer Guy Sebastian landete damals mit seinem Lied "Tonight Again" auf einem respektablen fünften Platz.
Nach der Ausnahme-Genehmigung zum ESC-Jubiläum gab Jon Ola Sund, Executive Supervisor des ESC, Ende 2015 bekannt, dass Australien auch 2016 wieder am Wettbewerb teilnehmen darf. Da gab es aber kein direktes Ticket in die Endrunde. Australien musste sich, wie alle anderen Teilnehmer-Länder auch, im Halbfinale für das Finale qualifizieren. Seitdem war Australien in jedem Jahr mit von der Partie bei dem großen, internationalen Gesangs-Wettbewerb. Und auch beim ESC 2024 ist Australien wieder mit dabei. In diesem Jahr tritt die Band Electric Fields für Australien beim ESC an.
Australien beim ESC 2024 - nicht die einzige Ausnahme
Dass Länder, die nicht zu Europa gehören, am Eurovision Song Contest teilnehmen, ist übrigens gar nicht so ungewöhnlich. 1980 hat das in Nordafrika gelegene Marokko einen Teilnehmer geschickt. Und auch Israel ist seit 2017 mit dabei, wie auch entsprechend in diesem Jahr. Woran das liegt? Der Eurovision Song Contest ist kein "European Song Contest", also kein europäischer Gesangswettbewerb.
Hier die Erklärung, die zunächst ein wenig kompliziert klingen mag: Zur Eurovision, dem internationalen Programmaustausch der Europäischen Rundfunkunion (EBU), gehören alle Länder, die aktives Mitglied der EBU sind. Für die Mitgliedschaft müssen die Länder einen nationalen Rundfunkdienst innerhalb der sogenannten Europäischen Rundfunkzone betreiben oder in einem Land, das Mitglied im Europarat ist. Und dazu gehören eben auch Länder wie Israel, Aserbaidschan, Armenien und Georgien.
Und inzwischen gehört auch Australien dazu. Denn während es damals im Jahr 2016 hieß, dass noch nicht darüber entschieden wurde, ob Australien dauerhaft am Wettbewerb teilnehmen darf, ist der australische Sender SBS inzwischen ein Partner der Europäischen Rundfunkunion. Seit 2015 also ist Australien ein fester Teilnehmer am ESC - wenn sie vom Gastgeberland eingeladen werden. Und trotzdem müssen sie sich auch im Halbfinale beweisen - ganz regulär.
Was passiert, wenn Australien den ESC 2024 gewinnt?
Übrigens: Falls Australien den Wettbewerb einmal gewinnen sollte, wird das Finale im Folgejahr trotzdem nicht auf der anderen Seite der Erde stattfinden. Die Veranstalter haben bekannt gegeben, dass im Falle eines australischen Sieges der Eurovision Song Contest im Folgejahr trotzdem in einer europäischen Stadt stattfinden wird. Die anderen Teilnehmer-Länder müssten also nicht mit Sack und Pack einmal um die Erdkugel fliegen. sli