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Erzieher-Mangel: Kitas in Baden-Württemberg können Aufsichtspflicht nicht mehr nachkommen

Kinderbetreuung in Baden-Württemberg

Erzieher-Mangel: Kitas können Aufsichtspflicht nicht mehr nachkommen

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    Drei bis fünf Kinder – ein Erzieher. So soll es laut Wissenschaft eigentlich sein. In baden-württembergischen Kitas sieht die Realität ganz anders aus.
    Drei bis fünf Kinder – ein Erzieher. So soll es laut Wissenschaft eigentlich sein. In baden-württembergischen Kitas sieht die Realität ganz anders aus. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Die Personalnot in baden-württembergischen Kitas ist bekannt – wie dramatisch die Situation aber tatsächlich ist, zeigt nun eine neue Studie: Einige Kitas sind so unterbesetzt, dass sie auf ihre Kinder nicht mehr so aufpassen können, wie es eigentlich vorgeschrieben ist.

    Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat dazu Kitaleiter befragt. Das Ergebnis: Bei rund einem Drittel aller Kitas war an mindestens vier von zehn Arbeitstagen nicht einmal mehr eine Minimalbesetzung vorhanden. Die ist gemäß den Vorgaben eigentlich notwendig, damit die Erzieher ihrer Aufsichtspflicht nachkommen können.

    Kinderbetreuung in Baden-Württemberg: Drei von Vier Kitas sind unterbesetzt

    Im U3-Bereich, also der Betreuung von Kindern unter drei Jahren, empfiehlt die Wissenschaft eine Relation von Erziehern zu Kindern von 1:3. In Baden-Württemberg liegt diese bei vier von zehn Kitas allerdings nur bei 1:5 und schlechter.

    In diesem Alter ist eine verlässliche Bindung und Beziehung besonders wichtig für die Entwicklung eines Kindes. Doch: Bei fast jeder zehnten Kita in Baden-Württemberg war das Verhältnis noch schlechter und lag sogar nur bei 1:8.

    Auch im Ü3-Bereich, also den etwas größeren Kindern, sind die Kitas unterbesetzt: In knapp drei Viertel aller Kitas ist die Fachkraft-Kind-Relation schlechter als die wissenschaftliche Empfehlung. Sie liegt bei 1:7,5.

    "Trotz aller angekündigten Fachkräfteoffensiven hat sich die Problemlage nicht verbessert, sondern im Gegenteil noch weiter zugespitzt", sagte VBE-Landesvorsitzender Gerhard Brand der dpa. Zwar konnten die Erzieher bei den Verdi-Warnstreiks mehr Geld und freie Tage durchsetzen. Dennoch würde ihre Situation nicht besser werden, gebe es doch immer noch nicht gedeckte Betreuungsbedarfe sowie neue Herausforderungen wie die Integration traumatisierter Flüchtlingskinder aus der Ukraine. Dabei erinnerte Brand auch an den Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung für Kinder im Grundschulalter, den es ab 2026 geben soll.

    Die Studie wurde bundesweit durchgeführt. Dabei wurden Kitaleitungen zu Corona, Personal, Überlastung, Gesundheitssorgen und Wertschätzung befragt. Die Studie sollte zeigen, was das Kitapersonal bewegt, welche Herausforderungen sie meistern müssen und wie die Kitas für die Zukunft aufgestellt sind. 2000 der 4827 Studien-Teilnehmer stammten dabei allein aus Baden-Württemberg.

    (mit dpa)

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