Erntedank 2024: Wenn der Altar in der Kirche kunstvoll mit Obst, Gemüse, Getreide, Kürbissen oder Brot geschmückt wird, ist es wieder so weit. Wann ist das fest 2024? Woher kommt der Brauch eigentlich und wie alt ist er?
Wann ist Erntedankfest 2024?
Beim Datum für Erntedank gibt es innerhalb von Deutschland Unterschiede, in der Regel wird das Erntedankfest aber am ersten Sonntag im Oktober gefeiert. 2024 ist das der 6. Oktober.
Erntedank am ersten Sonntag im Oktober ist ein katholischer Brauch. Nach evangelischem Brauch wird am ersten Sonntag nach dem Michaelistag am 29. September gefeiert. Demnach kann das Erntedankfest in einigen Jahren auch Ende September stattfinden.
Geschichte und Bedeutung: Was hat es mit Erntedank auf sich?
Wie der Bayerische Landesverein für Heimatpflege erklärt, gab es bei der Entstehung des Brauchs zwei Aspekte: einen weltlichen und einen religiösen. Früher sei die Ernte der landwirtschaftlichen Produkte für die Menschen noch viel wichtiger gewesen, als es heute gemeinhin der Fall ist. Deswegen hätten die Menschen schon immer ihren Göttern für die Ernte gedankt. „Die Existenz, das Leben der Leute, hing unmittelbar davon ab, ob die Ernte gut oder schlecht ausfiel. Sie war die Grundlage für das Überleben im Winter. Darum wurde gefeiert, wenn sie letztlich eingeholt war."
Parallel dazu habe sich im Mittelalter der weltliche Aspekt entwickelt. Da jede Fläche einem Grundherren gehörte, waren auch die darauf erwirtschafteten Erträge dessen Eigentum. Die Bauern mussten die Ernte beim Grundherren abliefern. Symbolisch übergaben sie damals einen aus Ähren gebundenen kleinen Kranz oder eine Erntekrone, als Zeichen für den Abschluss der Erntearbeiten – eine Tradition, die sich bis heute gehalten hat, wenngleich der ursprüngliche Zusammenhang verloren gegangen ist. Im Gegenzug hatten die Bauern Anspruch auf Entlohnung sowie ein Fest mit gutem Essen, Bier und Tanz.
Wie hat sich der Erntedank-Brauch im Laufe der Zeit verändert?
Mit der Industrialisierung und der Technisierung der Landwirtschaft seit dem 19. Jahrhundert verlor das Fest an Bedeutung – insbesondere, als die Bauern selbst Eigentümer der Flächen waren, die sie bestellten. In der Zeit des Nationalsozialismus erlebte der Brauch dagegen eine starke Aufwertung, wie der Bayerische Verein für Landespflege weiter erklärt: „Das Erntedankfest wurde damals ideologisch umgedeutet. Es wurde zu einem nationalen Standesfest des Bauernvolkes gemacht, das mit Umzügen, Festreden und Ähnlichem begangen wurde.“ Der sogenannte „Tag der deutschen Bauern“ sei sogar ein gesetzlicher Feiertag gewesen.
Wie lange gibt es den Brauch schon?
Erntedank oder vergleichbare Feste gibt es schon sehr lange. Man kennt sie zum Beispiel schon zu biblischen Zeiten im Nahen Osten, im Römischen Reich oder in der frühen Geschichte Japans. Derartige Bräuche sind folglich quer durch alle Kulturen und Religionen auf der ganzen Welt zu finden. Die ältesten Belege für ein Erntedankfest im Christentum stammen bereits aus dem dritten Jahrhundert.
Wie wichtig ist das Erntedank-Fest heute noch?
„In allen Bereichen, sowohl religiös als auch weltlich, sind die Ursprünge heute längst nicht mehr so präsent wie früher“, heißt es vom Bayerischen Verein für Landespflege. Das sei eine allgemein zu beobachtende Entwicklung – auch bei Weihnachten oder Ostern rücke der religiöse Zusammenhang immer weiter in den Hintergrund, die Bräuche würden zunehmend zu verweltlichten Konsumfesten.
In den Kirchen werden aber heute noch die Altäre mit landwirtschaftlichen Produkten geschmückt, um die eigentliche Bedeutung von Erntedank wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Warum findet das amerikanische Äquivalent "Thanksgiving" viel später (Ende November) statt?
Laut dem Bayerischen Verein für Landespflege verbreitete sich mit dem Christentum auch das Erntedankfest auf der ganzen Welt. Allerdings waren die Termine von Region zu Region unterschiedlich, da zu anderen Zeiten geerntet wurde.
„In den USA gibt es dazu eine Legende, die sich auf die Pilgerväter beruft: Die sollen nach ihrer Ankunft im Spätherbst 1621 mit Indianern – die selbst bereits einen ähnlichen Brauch gehabt haben sollen – ein dreitägiges Erntedankfest gefeiert haben.“ Verlässliche Belege dafür gebe es nicht. Den Termin, der in Deutschland gilt, empfahl die katholische Kirche erst 1972 – vorher wurde das Fest auch hierzulande an verschiedenen Tagen gefeiert.
Zum Brauch in den USA: In den Staaten selbst wird erzählt, dass die ersten Siedler nicht damit gerechnet hatten, dass ein so strenger Winter kommt, und ihnen die Ureinwohner (durch Teilen!) das Überleben ermöglicht haben. Deshalb der "ewige" Dank.
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