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Ernährung: Light-Produkte können Kalorienfallen sein

Ernährung

Light-Produkte können Kalorienfallen sein

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    Light-Produkte taugen nicht unbedingt zu einer gesundheitsbewussten Ernährung. 
Foto: Fred Schöllhorn
    Light-Produkte taugen nicht unbedingt zu einer gesundheitsbewussten Ernährung. Foto: Fred Schöllhorn Foto: Fred Schöllhorn

    Fettreduzierter Frischkäse, Cola ohne Zucker und Chips, die den leichten Genuss versprechen: Light-Produkte haben inzwischen ihren festen Platz im Supermarkt. Und die vermeintlich leichten Lebensmittel sind gefragt, wie eine Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) beweist. Danach haben 62 Prozent der Deutschen in den letzten sechs Monaten mindestens ein Light-Produkt konsumiert. Jeder Vierte greift täglich zur Light-Version.

    Ein Trend, den auch Heidrun Schubert von der Verbraucherzentrale Bayern beobachtet. Aus ihren Einkaufstrainings weiß die Ernährungsexpertin, dass viele Kunden statt des herkömmlichen Joghurts die Variante mit 0,1 Prozent Fett wählen. Weil sie auf ihre Figur achten oder ein paar Kilogramm abnehmen wollen. „Viele Verbraucher denken, dass light zugleich kalorienreduziert bedeutet. Aber das stimmt so nicht“, sagt Schubert. Denn nicht überall, wo „leicht“ draufsteht, sind auch weniger Kalorien drin. Süße Entdeckung: Zucker im Weltall

    Viele glauben, mehr von den Lightprodukten essen zu können

    Das gilt auch für die meisten Joghurts, wie die Ernährungsexpertin betont: „Wenn der Hersteller bei der Produktion Fett weglässt, muss er in der Regel mehr Zucker zusetzen, damit das Produkt schmeckt.“ Vergleicht man die Kalorienmenge, ist zwischen Mager- und Vollfett-Joghurt nicht viel Unterschied. Nicht viel anders verhält es sich bei Müslis und Frühstücksflocken, die es mittlerweile auch in der fettreduzierten Variante gibt.

    Der Handel mit leichten Lebensmitteln blüht seit den 80er Jahren. Kein Wunder. Gesundheitsbewusste Ernährung liegt im Trend. Längst haben auch die Discounter eigene Light-Linien lanciert. „Light“ oder „leicht“ dürfen sich Produkte nur nennen, wenn sie 30 Prozent weniger Fett oder Zucker als vergleichbare normale Produkte haben. Inzwischen gibt es auch zahlreiche Lebensmittel, die mit dem Etikett „Balance“, „Legère“ oder „Fitness“ beworben werden. Diese Bezeichnungen sind nicht geregelt.

    Die Hersteller verleiten zu Sorglosigkeit

    Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch kritisiert, dass die Hersteller damit zu falscher Sorglosigkeit verleiten. Auch Ernährungswissenschaftlerin Schubert spricht von einer psychologischen Falle: „Die Gefahr ist groß, dass man mehr von den Light-Produkten isst.“ Fettreduzierte Kartoffelchips etwa haben zwar weniger Fett, aber deutlich mehr Kohlehydrate – und letztlich nur zehn Prozent weniger Kalorien als das Original.

    Auch Janina Löbel vom Internetportal Lebensmittelklarheit.de sagt: „Gerade Chips oder Süßigkeiten werden von den Kunden immer mit schlechtem Gewissen gekauft.“ Ein Umstand, den nach ihren Worten viele Lebensmittelfirmen ausnutzen. So gibt es längst auch Eiscreme, die „leichten Genuss“ verspricht, Butterkekse, die „30 Prozent weniger Zucker“ enthalten und zuckerreduziertes Kakaopulver.

    Stiftung Warentest hat diese Produkte untersucht. Das ernüchternde Ergebnis: Das Eis hat nur 15 Prozent weniger Kalorien als das Original und ist damit noch immer eine Kalorienbombe. Bei den Keksen wurde ein Teil des Haushaltszuckers durch kohlehydratreiche Ersatzzutaten wie Maismehl und ein Zuckergemisch ersetzt, beim Kakaopulver kam stattdessen das Kohlehydratgemisch Maltodextrin zum Einsatz. Was den Energiegehalt betrifft, liegen Original und Light-Version jeweils gleichauf.

    Süßstoffe regen den Appetit an

    Anders sieht es bei Light-Getränken aus, in denen keine oder kaum Kalorien stecken. Ein Glas Coca-Cola light etwa liefert null Kalorien, das Original aber hat bereits bei 200 Millilitern 84 Süßstoffe wie Aspartam oder Saccharin, die den Haushaltszucker ersetzen. Als Durstlöscher sind sie nach den Worten von Ernährungsexpertin Löbel aber trotzdem nicht geeignet. „Der Körper gewöhnt sich an den süßen Geschmack.“ Ihre Kollegin Schubert sagt: „Von diesem übersüßten Geschmack kommt man nicht mehr weg.“

    Hinzu kommt, dass Süßstoffe auf Dauer den Appetit anregen. Das belegen etwa US-Studien. Danach führt der Verzehr von Süßstoffen zu Fehlsignalen im Gehirn. Dieses geht wegen des süßen Geschmacks davon aus, dass ein Energieschub folgt. Mit dem chemischen Süßmacher aber kann das Gehirn nichts anfangen und fordert stattdessen noch mehr Energie. Dadurch hat der Mensch letztlich noch mehr Hunger.

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