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Erkältungen: Schnupfen schult das Immunsystem

Erkältungen

Schnupfen schult das Immunsystem

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    Erkältungen: Lästig - aber auch wichtig.
    Erkältungen: Lästig - aber auch wichtig. Foto: dpa

    Sicher, Schnupfen ist keine schlimme Sache - aber lästig ist es doch, wenn die Nase ständig läuft: Vor allem Babys sind weinerlich, trinken und schlafen schlecht, wenn sie nicht richtig Luft bekommen.

    Doch kein Grund zur Sorge: "Bei Kindern unter acht Jahren gelten zehn bis zwölf Infekte pro Jahr als normal", sagt Dr. Klaus Rodens, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Es sei durchaus sinnvoll, wenn Kinder öfters Infektionen durchmachten: "Das stimuliert das Immunsystem", betont der Kinder- und Jugendarzt aus Langenau.

    Kleine Kinder fangen sich besonders leicht Infekte ein, weil ihr Immunsystem noch kaum "geschult" ist. Möglicherweise hat es sogar Vorteile, wenn das Immunsystem ständig gefordert ist: So ergab eine große britische Studie im Rahmen der United Kingdom Childhood Cancer Study, dass Kinder, die schon sehr früh zum Beispiel in einer Krippe betreut wurden, seltener an Leukämie erkrankten.

    Dies erklären sich Mediziner damit, dass der frühe Kontakt mit Krankheitserregern das Immunsystem stärkt, sodass es Fehlentwicklungen besser entgegen steuern kann. "Damit tröste ich Eltern von Kindern, die häufig krank sind, gelegentlich", berichtet Rodens. In Herbst und Winter laufen sehr viel mehr Kinder mit einer Schnupfennase herum als im Sommer. Denn die Gefahr, sich anzustecken, ist größer: "In der kalten Jahreszeit versammeln sich öfters viele Menschen in Innenräumen", erklärt Rodens.

    Dort breiten sich Viren durch Niesen und Husten leicht aus. Zugleich gehen Mediziner davon aus, dass Erreger im Winter wegen der geringen Sonneneinstrahlung leichter überleben. "Außerdem sind die Räume oft überheizt, sodass die Schleimhäute leichter austrocknen", sagt der Experte. Über trockene Nasenschleimhäute können Viren wiederum leichter in den Körper eindringen. Außerdem: "Bei Kälte werden die Schleimhäute nicht so gut durchblutet", meint Rodens. Zudem sei bei niedrigen Temperaturen der Stoffwechsel reduziert.

    Beides schwächt möglicherweise die Immunabwehr des Körpers eine Zeit lang. Wenn ein Kind friert, ist es also vielleicht etwas anfälliger für Schnupfen. So nehmen viele Experten an, dass Kälte eine Ansteckung begünstigen könnte. Große Anstrengungen, um die körpereigene Abwehr zu stärken, hält Dr. Gundula Jäger, Virologin am Max von Pettenkofer-Institut in München, für überflüssig. "Das Immunsystem funktioniert wunderbar, wenn man sich halbwegs vernünftig verhält", sagt sie.

    Dazu gehören gesunde Ernährung, körperliche Betätigung und Aufenthalte an der frischen Luft. Wenn ein Kind sehr leicht einen Schnupfen bekommt, kann außerdem eine Nasendusche hilfreich sein. Dabei werden die Nasenschleimhäute befeuchtet und Erreger hinausgespült: "So lässt sich die Zahl der Infektionen tatsächlich reduzieren", sagt Jäger. Allerdings empfinden Kinder die Prozedur oft als unangenehm. Irgendein Wundermittel aus der Apotheke gebe es dagegen nicht, sagt Rodens.

    Auch die Wirkung von Vitamin C wird offenbar häufig überschätzt: So heißt es beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: "Die tägliche vorbeugende Einnahme von

    Effektiv und billig ist dagegen eine ganz einfache Maßnahme: regelmäßiges Händewaschen. Denn manche Experten gehen davon aus, dass jede zweite Erkältung durch Schmierinfektion weitergereicht wird: Wenn ein Kind zum Beispiel mit einem Bauklotz spielt, auf den vorher ein krankes Kind gehustet hat, und sich dann mit der Hand an Nase oder Auge fasst, kann es gut sein, dass es sich ansteckt.

    Auch wenn der Taschentuchverbrauch in manchen Familien noch so hoch ist, warnt Virologin Jäger davor, Erkältungen überzubewerten: "Ein banaler Infekt ist für mich eine normale Befindlichkeitsstörung, keine Krankheit", betont sie. "Da darf man den Dingen ruhig ihren Lauf lassen. Es schadet einem Kind eher, wenn man solche Kleinigkeiten zu wichtig nimmt." Schon wieder läuft die Nase. Schon wieder Husten. Eltern sind manchmal frustriert, wenn ihr Kind in Herbst und Winter eine Erkältung nach der anderen einfängt.

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