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Erhöht Intervallfasten das Sterberisiko?

Studie

Erhöht Intervallfasten das Sterberisiko? Studie steht in der Kritik

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    Nur in bestimmten Zeiträumen zu essen, ist die gängigste Form des Intervallfastens. Aber erhöht die Methode das Risiko für einen Herztod?
    Nur in bestimmten Zeiträumen zu essen, ist die gängigste Form des Intervallfastens. Aber erhöht die Methode das Risiko für einen Herztod? Foto: Sandra Roesch, dpa (Symbolbild)

    Es gibt unzählige Diäten, die alle zum selben Ziel führen sollen: die Kilos purzeln passen. Einen besonders guten Ruf hat das Intervallfasten. Es soll besonders gut zum Abnehm-Erfolg führen und dabei auch noch gesund für den Körper sein. Doch nun das: Mediziner der Jiaotong-Universität (SJTU) in Shanghai haben auf einer Fachtagung in Chicago vorab die Ergebnisse einer noch unveröffentlichten Studie präsentiert, die auf schädliche gesundheitliche Folgen des Intervallfastens hindeuten. 

    Der bisherige Forschungsstand zeigte dagegen, dass Intervallfasten durchaus positiv für die Gesundheit ist. Experten kritisieren die chinesische Studie deshalb scharf. Was die Studie und die Debatte für Abnehmwillige bedeutet, lesen Sie hier.

    Intervallfasten: Was ist das?

    Beim Intervallfasten oder intermittierenden Fasten wird laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) tage- oder stundenweise auf Nahrung verzichtet. Viele Menschen, die mit dem Intervallfasten anfangen, verzichten etwa auf das Frühstück oder auf das Abendessen - dauerhaft. 

    Der AOK zufolge wollen die meisten Intervallfastenden mit der Methode langfristig abnehmen, während andere hoffen, mit der Methode das Risiko von chronischen Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 zu senken. Viele Studien zeigen, dass Intervallfasten zahlreiche positive Auswirkungen auf den Körper haben kann.

    Intervallfasten und Sterberisiko: Was hat die neue Studie untersucht?

    "Probanden, die nur während acht Stunden am Tag essen, haben ein um 91 Prozent höheres Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, als Personen mit einem längeren Essenszeitraum." Das ist laut der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) das Ergebnis der Untersuchungen, die das Forschungsteam am 18. März 2024 auf dem Jahreskongress der American Heart Association in Chicago vorstellte. Leiden Personen bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und essen in weniger als zehn Stunden pro Tag, sei dieses Risiko 66 Prozent höher. Zugleich sei das Risiko an Krebs zu sterben geringer, wenn der Zeitraum der Essensaufnahme mehr als 16 Stunden pro Tag betrage.

    Für ihre Studie haben die Wissenschaftler die Essgewohnheiten von mehr 20.000 US-Amerikanern über Jahre hinweg analysiert. "Wir waren selber sehr erstaunt über das Ergebnis, wir hatten eigentlich das Gegenteil erwartet", sagte der Studienleiter Victor Zhong der NZZ. Vorgestellt wurden auf der Tagung nur die Ergebnisse - die ausführliche schriftliche Studie ist noch nicht veröffentlicht, sondern befindet sich aktuell im Review-Prozess.

    Kritik an neuer Studie: Was sagen Experten?

    Die vorgestellten Ergebnisse haben viel Aufmerksamkeit erregt. Experten kritisieren unter anderem das Vorgehen der chinesischen Wissenschaftler in der Studie und betonen, dass die Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren sind. 

    So befragte das Science Media Center (SMC) unterschiedliche Experten zu den neuen Ergebnissen. Der Ernährungsforscher Andreas Michalsen schätzte die Ergebnisse als "absolut unzuverlässig" ein. Ihr Aussagewert bezüglich Intervallfasten sei äußerst gering. So könnte der Verzicht auf Mahlzeiten auch mit Zeitmangel und anderen Stressfaktoren zu tun haben.

    Experten: Studie beweist nicht, dass Intervallfasten das Sterblichkeitsrisiko erhöht

    Der Mediziner Tilman Kühn von der Uni Wien sagte, die Ergebnisse der Studie würden nicht beweisen, dass Intervallfasten das Sterblichkeitsrisiko erhöht. Sie zeigten nur, dass Personen, die an zwei zufällig ausgewählten Tagen ihre Mahlzeiten innerhalb von weniger als acht Stunden verzehrten, in der Folge ein höheres Risiko für einen Herztod hätten. Absichtliches Intervallfasten wurde in der Studie jedoch nicht untersucht.

    Der Stoffwechselmediziner Stefan Kabisch sagte: "Tatsächlich ursächliche Faktoren für die Sterblichkeit können bereits vorgelegen haben, bevor die Studienteilnehmer überhaupt mit Intervallfasten begonnen haben." Kabisch kritisiert zudem die Verteilung der Teilnehmer. So habe die Intervallfastengruppe in der Untersuchung den höchsten BMI und den höchsten Raucheranteil. Und: Die Teilnehmer dieser Gruppe könnten laut Kabisch wegen Übergewicht, Diabetes Typ 2 oder auch erhöhter Blutfettwerte mit einer solchen Diätform begonnen haben. Genau dies seien starke Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, und sie erhöhten das Risiko, daran zu sterben, folgert der Mediziner.

    Vorteile von Intervallfasten: Was haben andere Studien ergeben?

    Das SMC betont: "Da Intervallfasten je nach Zeitfenster und Art der Nahrung sehr unterschiedliche Auswirkungen hat, ist es schwer, allgemeine und langfristige Konsequenzen vorherzusagen." Ein großer Vorteil der Abnehm-Methode ist zwar anerkannt: Sie hilft beim Abspecken. Trotzdem gibt es keine Studien, die klar zeigen, dass Intervallfasten für Menschen besser ist als andere Diäten, um langfristig schlank oder gesund zu bleiben. Die sogenannte HELENA-Studie (2018) des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg zeigte beispielsweise, dass Intervallfasten ebenso effektiv sei wie eine herkömmliche Diät. 

    Weitere Studien konnten bislang zeigen, dass die Ernährungsform andere positive Gesundheitsfolgen mit sich zieht, wie das SMC erklärt. Das ist auch ein Grund, warum das Intervallfasten in den vergangenen Jahren zu einer beliebten Form der Diät wurde. So konnte das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg eben erst zeigen, dass Intervallfasten vor Leberkrebs schützen könnte.

    Übrigens: Es gibt viele unterschiedliche Methoden, um überflüssige Pfunde zu verlieren. So soll Reis beim Abnehmen helfen, aber auch bestimmte Lebensmittel wie Apfelessig, Spargel oder Grüntee haben einen guten Ruf beim Abnehmen. Diese Lebensmittel sollen nämlich den Stoffwechseln ankurbeln. Viele Diäten basieren dabei auf dem Prinzip des Kaloriendefizits. Andere Abnehmwillige setzen auf fragwürdigere Hilfsmittel wie angebliche Fruchtgummis zum Abnehmen. Tatsache ist auf jeden Fall: Wer sich vornimmt, schnell Gewicht zu verlieren, sollte bestimmte Grundprinzipien beachten.

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