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Energiekrise: Spanien knipst zum Stromsparen die Lampen aus

Energiekrise

Spanien knipst zum Stromsparen die Lampen aus

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    Die Schaufenster in Madrid dürfen nachts nicht mehr beleuchtet werden. In Spanien zeigt der Energiesparplan Wirkung: Schon nach wenigen Tagen fiel der Strombedarf um mehrere Prozentpunkte.
    Die Schaufenster in Madrid dürfen nachts nicht mehr beleuchtet werden. In Spanien zeigt der Energiesparplan Wirkung: Schon nach wenigen Tagen fiel der Strombedarf um mehrere Prozentpunkte. Foto: I. Infantes, EUROPA PRESS

    Der historische Königspalast in Madrids Altstadt liegt im Dunkeln. Die Außenbeleuchtung des Stadtschlosses, einer der meistbesuchten Attraktionen der spanischen Hauptstadt, ist abgeschaltet. Auch die prachtvolle Fassade des gegenüberliegenden Königlichen Theaters wird nachts nicht mehr angestrahlt. Seit Spaniens Energiesparplan am 10. August in Kraft trat, werden jeden Abend im ganzen Land Millionen Lampen ausgeknipst. Neben der Fassadenbestrahlung von öffentlichen Gebäuden muss auch ab 22 Uhr die nächtliche Schaufensterbeleuchtung der Geschäfte abgedreht werden.

    Ein ähnliches Konzept hat Deutschland nun diese Woche auch vorgestellt. Zudem wurde ein Temperaturlimit für die Klimatisierung und Beheizung von Amtsgebäuden, Shops, Restaurants, Kinos und Flughäfen beschlossen. Jetzt im Sommer darf daher im Normalfall die Raumluft nur noch auf 27 Grad heruntergekühlt werden.

    Die Maßnahmen in Spanien zeigen schon nach wenigen Wochen Wirkung

    Das kollektive Abschalten im Urlaubsland Spanien, in dem sich in diesen Augusttagen Millionen von ausländischen Touristen, Besucher und Urlauberinnen aufhalten, zeigt schon erste Erfolge: Nach Angaben des spanischen Netzbetreibers Red Eléctrica fiel seit Beginn der Kampagne die landesweite Stromnachfrage.

    Vergleicht man etwa die zweite Augustwoche – in welcher die Sparmaßnahmen eingeführt wurden – mit der ersten Woche des Monats, so ergibt sich bereits eine Verringerung des nationalen Elektrizitätsverbrauchs um 3,6 Prozentpunkte. In der dritten und vierten Augustwoche setzte sich diese Energiespartendenz fort.

    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen lobt die „wertvollen Maßnahmen“ in Spanien und einigen anderen europäischen Ländern als vorbildlich. „Leicht höhere Temperaturen bei der Klimaanlage bringen beeindruckende Ergebnisse“, erklärt von der Leyen. Auch in den EU-Büros in Brüssel werde gespart, teilte sie mit: „Wir schalten zum Beispiel in den meisten Gebäuden das Kühl- und Heizsystem eine Stunde früher aus als bisher.“ Dadurch werde der Energiekonsum um rund drei Prozent reduziert.

    Nach Energiedekret will Spanien weiter sparen

    Spaniens Energiedekret ist eine erste Maßnahme des sozialdemokratischen Regierungschefs Pedro Sánchez, um den Gas-Notfallplan der EU umzusetzen – weitere Schritte sollen folgen. Der EU-Notfallplan sieht vor, dass die 27 Mitgliedstaaten ihren Gaskonsum reduzieren. Die meisten EU-Länder einigten sich auf eine – zunächst freiwillige – Verringerung um 15 Prozent. Für Spanien, das weniger von russischem Gas abhängig ist als etwa Deutschland, wurden sieben Prozent vereinbart.

    Bei den Unternehmen ist das Echo geteilt. „Der Plan verpflichtet zu etwas, das gut ist – und zwar zu sparen“, sagt etwa José Luis Yzuel, Chef des nationalen Gastronomieverbandes. Auch Spaniens Hotelverband Cehat unterstützt die Maßnahmen. „Energiesparen ist notwendig“, erklärte Cehat-Chef Jorge Marichal. Antonio Garamendi, Präsident der spanischen Arbeitgebervereinigung CEOE, verlangt von der Regierung hingegen „mehr Dialog und auch mehr Hilfen für die betroffenen Branchen“. Kritik kam auch vom Dachverband des Handels. Man sei zwar nicht grundsätzlich gegen den Energiesparplan. Aber die Regierung sei mit ihrem Erlass überstürzt vorgegangen und habe die Maßnahmen nicht mit den Branchenverbänden abgesprochen.

    Für Touristen wird es in spanischen Hotels heißer

    Allerdings gelten Ausnahmen vom Spardekret, zum Beispiel für Restaurants und Bars, wo die Temperatur noch auf 25 Grad sinken darf. Auch für Friseurläden, Fitnessstudios und andere Einrichtungen mit schweißtreibenden Aktivitäten wurden Sonderregeln erlassen. Genauso wie für Hotels, wo nur Gemeinschaftsräume unter das Dekret fallen. Die Zimmer dürfen weiterhin individuell klimatisiert werden – doch Hoteliers berichten, dass inzwischen auch viele Urlauberinnen und Urlauber die Klimageräte freiwillig drosseln. Im Winter ist beim Heizen künftig bei 19 Grad Schluss. Und: Um Energieverluste zu vermeiden, dürfen zudem die Eingangstüren nicht mehr – wie in vielen Shops üblich – sperrangelweit offenstehen.

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