Donald Trump ist zurück. Mit seiner Reise nach Paris hat sich der designierte US-Präsident auf der Weltbühne zurückgemeldet. Der Besuch in Frankreich anlässlich der Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame war seine erste Auslandsreise seit dem Wahlsieg. Der französische Präsident Emmanuel Macron rollte dem Republikaner den roten Teppich aus und nahm ihn mit einigem Pomp an seinem Amtssitz in Empfang. Die beiden schüttelten bei der Begrüßung mehrfach die Hände, umarmten sich und posierten für Fotos.
Macron gelang dabei auch ein diplomatischer Coup. Anders als zunächst verlautbart, kam es auch zu einer gemeinsamen Begegnung zwischen Macron, Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dieser sagte im Anschluss, Trump sei wie immer sehr resolut gewesen. Alle wünschten sich ein rasches und gerechtes Ende des Kriegs in seinem von Russland angegriffenen Land: „Frieden durch Stärke ist möglich“.
In der Ukraine ist die Angst groß, dass Trump nach seiner Vereidigung die US-Militärhilfe für das von Russland angegriffene Land drastisch zurückfahren und Kiew so eine Niederlage bescheren könnte. Noch sind die Vereinigten Staaten der wichtigste Unterstützer und größte Waffenlieferant der Ukraine. Auch in vielen EU-Staaten wird befürchtet, dass Trump eine unausgewogene Waffenstillstandsregelung durchsetzen könnte, die Russland und Kremlchef Wladimir Putin faktisch als Sieger des Angriffskriegs dastehen lassen könnte.
Joe Biden kam nicht nach Paris
Joe Biden kam nicht nach Paris, dafür waren seine Frau und seine Tochter bei der Zeremonie in der Kathedrale anwesend. Bidens Regierung kündigte aber parallel zu Trumps Gesprächen ein neues Paket mit Militärausrüstung für die Ukraine an - im Umfang von rund 988 Millionen US-Dollar (rund 935 Millionen Euro). Bidens Team ist bemüht, alle bereits vom Kongress gebilligten Mittel kurz vor dem Machtwechsel in Washington noch an Kiew zu übermitteln.
Während Trumps erster Amtszeit hatte sich Macron auffallend um eine gute Beziehung zu dem Republikaner bemüht - trotz aller politischen Meinungsverschiedenheiten. Dabei inszenierte sich der Franzose öffentlich als starker europäischer Gegenpart des wohl mächtigsten Mannes der Welt. Auch nach dessen Wiederwahl ist Macron nun vorn dabei, wenn es darum geht, sich mit Trump gut zu stellen. Für die Europäer steht durch Trumps Rückkehr an die Macht auch sonst viel auf dem Spiel: etwa beim Handel oder Klimaschutz.
Macron sagte, er sei sehr froh, Trump in Paris als Gast zu haben. Trump lobte die Beziehung zu Frankreich in seinen ersten Regierungsjahren. „Wir hatten eine gute Zeit zusammen, und wir hatten viel Erfolg, wirklich großen Erfolg.“ Neben Trump durften knapp 3000 geladene Gäste, unter ihnen rund 40 Staats- und Regierungschefs sowie Monarchen und Prominente aus der ganzen Welt, als erste die Meisterleistungen derjenigen bestaunen, die das Bauwerk wiederhergestellt haben. Neben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mitsamt seiner Ehefrau Elke Büdenbender oder auch Prinz William kamen etliche europäische Regierungschefs, aber auch der Unternehmer Elon Musk.
Abgesagt war hingegen der Besuch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die am Tag zuvor das EU-Mercosur-Abkommen unterschrieben hatte, gegen das der französische Präsident bis zuletzt vehement Widerstand geleistet hatte.
Der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich weckte die Orgel
Die Zeremonie folgte einem genauen Plan, der vorab hart zwischen Élysée-Palast und der Diözese von Paris verhandelt worden war. Denn die Kathedrale gehört wie alle vor 1905 erbauten französischen Kirchenbauten dem Staat, die katholische Kirche wiederum hat ein Nutzungsrecht. Eigentlich sollte Macron seine Rede aus Respekt vor der in Frankreich geltenden strikten Trennung von Staat und Religion auf dem Vorplatz halten. Doch das windige und regnerische Wetter zwang zu einer Verlegung der gesamten Zeremonie ins Innere.
Dem Pariser Erzbischof Laurent Ulrich zog nach einem präzise vorgeschriebenen Zeremoniell in die Kathedrale ein, nachdem er dreimal mit seinem Bischofsstab – hergestellt aus einem geretteten Stück des ansonsten großteils zerstörten Balkenwerks – an das Haupttor geklopft hatte. Im Inneren weihte der Geistliche das neue Bronze-Taufbecken am Eingang und weckte die Orgel auf. Später verlas er eine Botschaft von Papst Franziskus. Am Sonntag zelebrierte der Erzbischof zwei Messen vor rund 170 Bischöfen und mehr als 100 Priestern aus den Pariser Pfarreien und der ganzen Welt. (mit dpa)
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