Das Ankleiden eines Dinosauriers dauert seine Zeit. Rund eine Stunde brauchten die Mitarbeiter des Natural History Museums (NHM) in London, um dem Skelett des beliebten Urzeitriesen seinen Pullover überzustreifen. Nach dem Motto „Man ist nie zu alt für einen Christmas-Jumper” trägt das stadtbekannte Tier auch in diesem Jahr wieder ein maßgeschneidertes Kleidungsstück mit traditionellem Muster. Das Design ist in leuchtenden Rot-, Blau-, Grün- und Weißtönen gehalten und zeigt auf der Vorderseite nicht das Skelett eines T-Rex, sondern das eines Langhals-Dinos, des Diplodocus. Auf der Rückseite sind das Museumsgebäude sowie Weihnachtsbäume und -mützen abgebildet.
T-Rex im Weihnachtspullover: Die Enthüllung im NHM Lodon ist ein Publikumshighlight
„Die jährliche Präsentation unseres T-Rex im Weihnachtsoutfit ist zu einem Publikumshighlight geworden”, sagt Adam Farrar, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des naturhistorischen Museums. Der Pullover wurde von „notjust“, einem Unternehmen mit Sitz in Manchester, für den NHM-Dino entworfen und besteht aus nachhaltiger Bio-Baumwolle. Es ist „unser bisher größter Weihnachtspullover“, sagt notjust-Chef Andrew Will bei der Enthüllung des überdimensionalen Strickwerks. Immerhin ist das Stück etwa zwölfmal so groß wie ein normaler Jumper.
In Großbritannien gehört das Tragen eines Christmas-Jumpers zur Weihnachtszeit wie Plätzchenbacken und Christbaumschmücken. Ob mit dem Gesicht von Santa Clause oder mit gebackenen Bohnen in Tomatensoße, einem nicht nur in der Weihnachtszeit beliebten Gericht – je skurriler die Motive auf den Pullovern, desto besser. Das traditionelle Strickwerk trifft seit Jahrzehnten den skurrilen britischen Humor, und seit der Schauspieler Colin Firth 2001 in dem Film „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ mit einem „hässlichen“ Rentierpullover auftrat, hat es auf der Insel noch deutlich mehr Anhänger gewonnen.
Die britische Zeitung The Daily Telegraph bezeichnete den Weihnachtspullover 2012 als „Must-have” der Saison. Im selben Jahr rief die Wohltätigkeitsorganisation „Save the Children” den „Christmas Jumper Day“ ins Leben, der dieses Jahr am 12. Dezember stattfindet. An diesem Tag werden die exzentrischen Weihnachtspullover auch bei der Arbeit und in der Schule getragen. Vor allem aber ist er mit einer Spendenaktion für Kinder in aller Welt verbunden. Auch deshalb beschäftigen die Briten jedes Jahr ähnliche Fragen: Welchen schrägen Pullover ziehe ich an? Welche Farbe und welches Motiv soll er haben? Und so locken Supermärkte, Kaufhäuser und Bekleidungsgeschäfte im Königreich auch in dieser Weihnachtssaison wieder mit Sonderangeboten, Influencer und Journalisten geben Tipps und erklären etwa, wie sich die Briten selbst einen Jumper stricken können, wenn sie das denn wollen.
Christmas Sweater mit Ned Flanders: Die Briten suchen nach dem außergewöhnlichsten Pulli
Für besondere Begeisterung auf der Insel sorgte dieser Tage ein Pullover, den ein Textildiscounter anbietet. Simpsons-Fans schüttelten sich vor Lachen, als sie das Kleidungsstück mit der Serienfigur Ned Flanders im hautengen Skianzug auf der Frontseite sahen. „Nehmt mein Geld“, kommentierte ein begeisterter und offenbar zum schnellen Kauf motivierter Engländer. Politisch Interessierte auf der Insel können dagegen den offiziellen Weihnachtspullover des britischen Parlaments erwerben. Er ist – betont unparteiisch – „eine Hommage an die Farben der Bänke des House of Commons, mit einem leuchtenden Grünton, der sowohl den Geist der Jahreszeit als auch die Traditionen des Parlaments verkörpert”, heißt es von offizieller Seite.
Einige Promis, die in diesen Tagen für Spenden am „Christmas Jumper Day“ werben, setzen allerdings nicht auf neue Pullover, sondern auf solche aus den Vorjahren und Secondhand-Stücke. Unter anderem ließ sich der britische Sänger Olly Murs in einem gebrauchten Jumper ablichten, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Briten nicht unbedingt jedes Jahr ein neues Teil kaufen müssen. So stehen in Großbritannien neben dem Spaß und der Spendenaktion mittlerweile auch Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein im Vordergrund – eine Botschaft, die auch der T-Rex im Natural History Museum in seinem Bio-Pulli anschaulich verkörpert.
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