Es ist ähnlich wie bei den Autos: E-Bikes erlebten in den vergangenen Jahren einen deutlichen Zuwachs. Seit 2014 hat sich die Zahl der hierzulande produzierten E-Bikes insgesamt nahezu versechsfacht. Die Branchenverbände ZIV und VDZ erklären zudem, dass die deutsche Fahrradbranche auch 2022 ein neuerliches Rekordjahr erlebte. Während die Produktion von Drahteseln ohne E-Motor bei 900.000 Stück ungefähr gleich blieb, wurde die E-Bike-Fertigung um 20 Prozent auf 1,72 Millionen Modelle ausgeweitet. Schon bald dürften elektrifizierte Fahrräder somit die Mehrheit auf unseren Straßen stellen. Weil strombetriebene Fahrräder in der Regel auch einen höheren Preis haben, üben sie zudem auch auf Diebe eine starke Anziehung aus.
E-Bike-Diebstahl: Hunderttausende Vorfälle pro Jahr
Wie gefährdet Zweiräder - die ihren Ursprung dem Vernehmen nach in Karlsruhe haben - in Deutschland sind, verdeutlichen Statistiken. Polizeiliche Auswertungen über Diebstähle der vergangenen Jahre zeigen, dass sich die Zahl geklauter Pedelecs, E-Bikes oder auch normaler Fahrräder im Jahr 2022 auf knapp 265.600 beläuft. Das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Jahr zuvor um 13,7 Prozent. Wie hoch die Dunkelziffer liegt, ist nicht genau bekannt, man geht allerdings von einem zwei- bis dreimal höheren Wert aus.
Eine Auswertung der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) zeigt zudem, dass auch die Schadenssummen für gestohlene Fahrräder immer höher werden - was mitunter an den kostspieligeren E-Bikes liegt. Demnach erreichte die durchschnittliche Entschädigung der Versicherer pro Fahrrad im Jahr 2021 einen absoluten Höchststand von 860 Euro. Die Entwicklung zeigt die vergleichbare Zahl des Jahres 2014: Da zahlten die Versicherer für ein gestohlenes Fahrrad durchschnittlich noch etwa 440 Euro.
Welche Fahrräder werden am häufigsten gestohlen?
Erkenntnisse zeigen, dass es gerade der organisierte Fahrraddiebstahl gezielt auf hochwertige Fahrräder abgesehen hat, um diese weiterverkaufen zu können. Demnach habe die Zahl der Diebstähle bis zu einem Schadenwert von 500 Euro um etwa ein Prozent zugelegt. Ganz anders sieht die Entwicklung bei teureren Rädern wie E-Bikes aus: Bei Fahrrädern mit einem Wert zwischen 500 und 2500 Euro seien die Vorfälle um 17 Prozent gestiegen. In der Klasse darüber (2500 bis 5000 Euro) gab es sogar einen Anstieg von satten 54 Prozent. Noch drastischer fällt die Diebstahl-Statistik von E-Bikes und weiteren Drahteseln mit einem Wert zwischen 5000 bis 25.000 Euro aus: Hier gibt es laut der Statistik des Bundeskriminalamtes eine Zuwachsrate von 57 Prozent. Das belegt die These, dass besonders teure und hochwertige Bikes gefährdet sind.
E-Bike geklaut: In Berlin ist das Risiko offenbar am höchsten
Wo ist die Gefahr, dass ein E-Bike (oder Pedelec) geklaut wird, am höchsten? Die Statistiken der vergangenen Jahre lassen kaum Zweifel an den "Hotspots", an denen besonders häufig geklaut wird. Regionale Aufteilungen für das Jahr 2022 sind noch nicht verfügbar, Auswertungen des Jahres 2021 zeigen, dass es beim regionalen Risiko offenbar auf zwei Faktoren ankommt: Einwohner-Zahl und Fahrrad-Dichte. Wichtig ist bei den Zahlen darauf hinzuweisen, dass es sich um ein "Corona-Jahr" handelte. So darf angenommen werden, dass Menschen deutlich weniger mit dem Rad zum Beispiel in die Arbeit fuhren und es somit länger unbeaufsichtigt ließen.
Was die Gesamtzahl der Diebstähle betrifft, waren laut Statista folgende Städte/Metropolen an der Spitze:
- Berlin: 25.438
- Hamburg: 14.297
- Leipzig: 8213
- Köln: 6538
- München: 5315
- Frankfurt am Main: 5251
- Bremen: 4732
- Münster: 4183
- Hannover: 4123
- Dresden: 3407
E-Bike-Diebstähle: Die meisten Vorfälle je 100.000 Einwohner
Darüber hinaus sind auch jene Städte und Regionen betroffen, die aufgrund ihrer Beschaffenheit besonders attraktiv für Fahrräder sind - und damit eine große Auswahl an E-Bikes bieten. Im Folgenden die polizeiliche Statistik von Städten, wo Fahrräder mit oder ohne E-Motor auf 100.000 Einwohner am häufigsten geklaut wurden:
- Leipzig: 1375
- Münster: 1322
- Potsdam: 1269
- Halle an der Saale: 1021
- Göttingen: 1015
- Aachen: 919
- Krefeld: 849
- Bremen: 835
- Cottbus: 793
- Hannover: 772
E-Bike vor Diebstahl sicher? So ist die Lage in Baden-Württemberg
Das Innenministerium Baden-Württemberg hat derweil die Zahlen über Fahrraddiebstähle des vergangenen Jahres ausgewertet. Daraus geht hervor, dass die gemeldeten Fälle gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen haben. Das Plus betrage 36 Prozent gegenüber 2021. Jedoch ist die Entwicklung im Hinblick auf die Einschränkungen der Corona-Pandemie zurückhaltend zu betrachten. In dem Bundesland ist Freiburg jene Stadt mit den meisten geklauten Rädern und E-Bikes, pro 100.000 Einwohner (849). Dahinter folgen Mannheim (563 Anzeigen) sowie Karlsruhe (560). Laut Ministerium falle bei dem Vergleich jedoch auch die unterschiedliche Fahrrad-Infrastruktur der Städte ins Gewicht.
Wichtig ist die Erkenntnis, dass bei einem geklauten E-Bike die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder auftaucht nur äußerst gering ist. Aufgrunddessen ist ein Diebstahlschutz in Form eines hochwertigen Schlosses oder aber einer Versicherung ratsam, um zumindest finanziell eine Entschädigung zu erhalten.