Das Leben in Deutschland kann schon manchmal etwas trist sein. Graue Novembertage, immerwährende Meldungen, dass es der Wirtschaft schlecht geht und dann zerschießt sich auch noch die eigene Regierung wegen interner Streitigkeiten. Vollkommen verständlich, dass sich die Menschen hierzulande gerade gerne ablenken. Und wenn sie dafür mit Pistaziencreme und Engelshaar gefüllte Schokolade brauchen, dann sei es so. Sich über Dubai-Schokolade aufzuregen ist ungefähr so reaktionär, wie sich über das Gendern zu echauffieren.
Und selbst wenn sich viele Menschen mehrere Stunden in eine Schlange stellen, um eine Tafel Schokolade zu kaufen und dann auch noch 15 Euro dafür ausgeben – da kann man drüberstehen. Was soll es bringen, den Leuten ihre Neugier auf eine süße Nascherei zu verbieten oder sie dafür zu verurteilen? Da gibt es wirklich weitaus schlimmere Konsumentscheidungen, bei denen sich der moralische Zeigefinger erheben könnte. Aber für ein Stück Schokolade ist die Muskelkraft doch zu schade.
Dubai-Schokolade ist die Aufregung nicht wert
Zumal ist es ja so, dass gerade zu Beginn des Hypes vor allem kleine Konditorbetriebe mit eigenem Handwerk profitiert haben. Jüngere Kunden kauften plötzlich wieder da ein, wo sonst nur Oma und Opa am Sonntag ihre Tortenstücke kaufen. Das Internet trägt zur Generationsverständigung bei – sozusagen. Generation Tiktok trifft auf Generation Kaffee und Kuchen. Und beide eint eines: die simple Lust auf Süßes und eine kurze Pause vom Alltag. Dabei spielt es keine Rolle, ob Schwarzwälder Kirschtorte oder Dubai-Schokolade.
Dass nun auch Marktriesen wie Lindt die Nachfrage bedienen wollen, ist mehr als verständlich. Wo ein Geschäft möglich ist, ist ein an Gewinn orientierter Großkonzern nicht fern. Aber ganz ehrlich, niemand stört sich an überteuerten Schoko-Weihnachtsmännern oder fragwürdigen Pralinen-Kreationen, die ähnlich viel kosten. Zudem ist zu bezweifeln, wie sehr die namensgebende Stadt wirklich davon profitiert. Die Vereinigten Arabischen Emirate versuchen auf genügend anderen Wegen Werbung für sich zu machen, da braucht es keine Schokolade. So haben Salzburger Mozartkugeln oder Linzer Torten den politischen Einfluss Österreichs nun nicht gerade entscheidend vergrößert.
Daher gilt das, was eine bekannte deutsche Band einst sang: „Lass die Leute reden und hör ihnen nicht zu. Die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun.“
Eben. Lasst sie doch. Die einen kaufen teure Autos, andere teure Uhren und wieder andere teure Schokolade. Wen kümmert‘s?
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