Frauen benötigen die gleichen Vitamine und Nährstoffe wie Männer, trotzdem unterscheidet sich der Tagesbedarf teilweise. Leider vernachlässigen Studien immer wieder die geschlechterspezifische Wirkung von Mikronährstoffen, obwohl die Ergebnisse zeigen, dass es teilweise deutliche Unterschiede gibt. Auf welche Vitamine und Mineralstoffe sollten Frauen besonders achten?
Diese Vitamine und Mineralstoffe brauchen Frauen besonders
- Eisen wird über das Blut während der Periode ausgeschieden. Frauen leiden deshalb häufiger an einem Eisenmangel als Männer.
- Vitamin D ist an der Produktion von Östrogen beteiligt. Im Alter leiden Frauen häufiger an einem Vitamin-D-Mangel als Männer.
- Vitamin B6: B-Vitamine sind bei der Einnahme der Pille besonderes wichtig, Vitamin B6 wird zusätzlich seit Jahren zur Verminderung der Symptome bei dem Prämenstruellen Syndrom empfohlen.
- Vitamin B9 (Folsäure): Jeder braucht Vitamin B9, weil es für die Zellteilung benötigt wird. Für Frauen mit Kinderwunsch und während der Schwangerschaft ist der Bedarf aber besonders hoch.
Warum Frauen mehr Eisen brauchen
Eisen wird unter anderem bei der Bildung roter Blutkörperchen benötigt. Hauptaufgabe ist der Transport von Sauerstoff, weshalb am meisten Eisen im Blut enthalten ist. Bei einer starken Regelblutung erhöht sich das Risiko für einen Eisenmangel deutlich. Es kann nämlich passieren, dass mehr Eisen vom Körper ausgeschieden wird, als über die Nahrung wieder zugeführt werden kann. Auch deshalb kommt ein Eisenmangel bei Frauen viel häufiger vor als bei Männern. Laut dem Lebensmittelverband Deutschland erreichen 57,8 Prozent der Frauen in Deutschland und nur 14,2 Prozent der Männer nicht die empfohlenen täglichen Zufuhrmengen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Frauen ab zehn Jahren 15 Milligramm Eisen am Tag zu nehmen. Nach den Wechseljahren verringert sich der Bedarf auf 10 Milligramm.
Wie die praktizierende Internistin Helena Orfanos-Boeckel in ihrem Buch "Nährstofftherapie" schreibt, sollten vor allem junge Frauen einen Ferritin-Wert im Blut von mindestens 70 ng/ml haben. Noch besser sei ein Wert von 100 bis 150 ng/ml - vor allem, wenn man als Frau viel Sport treibt.
Warum Frauen mehr Vitamin B6, B12 und Zink brauchen
38 Prozent der verhütenden Frauen nehmen laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Antibabypille. Laut Helena Orfanos-Boeckel besteht bei der Einnahme von östrogenhaltigen Pillen ein erhöhter Bedarf an Vitamin B6. Auch der Bedarf an Zink und Vitamin B12 steigt. Wer bei der Einnahme der Pille unter dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) leidet, kann die Symptome eventuell mit einer Einnahme von Vitamin B6 lindern. Wie die Deutsche Apotheker Zeitung berichtet, bewirkte Vitamin B6 bei einer Studie eine signifikante Verbesserung der psychischen und physischen Symptome im Vergleich zur Placebogruppe.
Warum Frauen mehr Vitamin B9 (Folsäure) brauchen
Folat ist unter anderem für die Zellteilung und die Blutbildung wichtig. Laut dem Lebensmittelverband Deutschland erreichen 95 Prozent der Frauen zwischen 14 und 44 Jahren nicht die empfohlenen Zufuhrwerte an Vitamin B9. Übrigens werden die Begriffe Vitamin B9, Folsäure und Folat häufig Synonym benutzt, es gibt aber einen wichtigen Unterschied. Als Folat werden die natürlichen Verbindungen zusammengefasst, die in Lebensmitteln vorkommen. Als Folsäure wird die synthetische hergestellte Verbindung bezeichnet. Sie ist ausschließlich in Nahrungsergänzungsmitteln zu finden. Beide werden unterschiedlich im Körper umgewandelt, die Wirkung ist aber gleich.
Frauen mit Kinderwunsch sollten ihren Folsäurespiegel messen lassen. Die DGE empfiehlt "zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung 400 μg synthetische Folsäure" am Tag einzunehmen. In der Schwangerschaft erhöht sich der Bedarf von 300 Mikrogramm auf 550 Mikrogramm am Tag. Da Folsäure nämlich vor allem für das Zellwachstum benötigt wird, ist eine ausreichende Versorgung zu Beginn der Schwangerschaft besonders wichtig, um Fehlbildungen beim Fötus zu vermeiden.
Warum Frauen mehr Vitamin D brauchen
Vitamin D ist an der Produktion der weiblichen Sexualhormone beteiligt. Trotzdem ist die Interaktion zwischen Östrogenen und Vitamin D komplex und noch nicht vollständig verstanden. 2020 befasste sich eine Studie mit den Auswirkungen eines Vitamin-D-Mangels auf das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), eine Stoffwechselstörung bei Frauen. Es konnte festgestellt werden, dass Frauen, die unter PCOS leiden auch häufig einen Vitamin-D-Mangel haben. Eine Supplementation könnte das Risko laut der Studie verringern.
Im Alter zeigt sich, dass Frauen häufiger an einem Vitamin-D-Mangel leiden als Männer. Außerdem leiden sie im Alter bei einem Vitamin-D-Mangel auch häufiger unter Skelettproblemen und ziehen sich häufiger Brüche zu. Woher die geschlechterspezifischen Unterschiede im Alter kommen, ist nicht ganz klar. Es wird diskutiert, ob der Unterschied am höheren Körperfettanteil von Frauen liegt. In Studien konnte nämlich festgestellt werden, dass Vitamin D im Fettgewebe gespeichert wird. Dadurch verringert sich die Konzentration von Vitamin D im Blut, wie uns Professorin Caroline Stokes, Leiterin der Arbeitsgruppe Food and Health von der Humboldt-Universität zu Berlin auf Anfrage mitteilte.