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Die Todesstraße von Kreta: Gefährliche Strecke im Norden soll endlich sicherer werden

Kreta

Die Todesstraße von Kreta: Gefährliche Strecke im Norden soll endlich sicherer werden

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    Auf einer wichtigen Straße auf Kreta ist es bereits zu zahlreichen tödlichen Unfällen gekommen.
    Auf einer wichtigen Straße auf Kreta ist es bereits zu zahlreichen tödlichen Unfällen gekommen. Foto: Nikos Litsardis, picture alliance, dpa, ikariaki.gr, AP (Archivbild)

    Am 17. August löst ein schwerer Unfall auf Kreta Trauer und Entsetzen in Griechenland aus: Drei junge Menschen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren sterben bei einem Autounfall nahe der Hafenstadt Chania, eine vierte Person – eine 22-Jährige – erleidet schwere Kopfverletzungen und wird in ein Krankenhaus eingeliefert. Sie befindet sich im kritischen Zustand. Ärzte kämpfen auf der Intensivstation um ihr Leben.

    Das Unglück ereignet sich, als das Unfallauto offenbar ein anderes Fahrzeug auf der Fernverkehrsstraße Kreta-Nord (VOAK) überholen möchte und mit einem kleinen Touristenbus zusammenprallt. Die Insassen des Busses kommen mit leichten Verletzungen davon.

    Kreta: Tödlicher Unfall löst Protest aus

    Nach dem tödlichen Unfall auf der VOAK verspüren die Menschen auch Wut. Denn es ist nicht bloß ein schwerer Unfall. Sondern einer von vielen auf der Strecke, die auf der stark belebten Nordseite der Insel von West nach Ost verläuft. Die Bürgerinnen und Bürger auf der Insel haben endgültig genug und wollen nicht mehr zusehen müssen, wie Menschen auf der wichtigen Fernverkehrsstraße von Nordkreta verunglücken.

    Sie organisierten genau eine Woche nach dem tödlichen Unfall eine Protestaktion am Unglücksort. Ihre Forderung: umgehend mehr Sicherheit auf der VOAK. Dazu wurde die Gruppe „VOAK Ora Miden“ (übersetzt: „VOAK kritischste Zeit“) gegründet, die bislang gut 1800 Mitglieder bei Facebook zählt (Stand: 30. August). Der Präsident des Verbandes der Handwerker und Kaufleute von Chania „Oebenx“, Giannis Pavlakis, sagte, dass „Kreta in den vergangenen Jahrzehnten eine Tragödie mit Dutzenden Toten auf dem Altar des Asphalts der Autobahn erlebt“ habe. „Wir müssen unsere Stimmen für eine Straße mit Sicherheit vereinen, wie wir und unsere Kinder es verdienen“, zitiert ihn News247. Die nächste Protestaktion ist für den 1. September angekündigt.

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    Unfallzahlen im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen

    Tatsächlich gibt es immer wieder Meldungen über Unfälle mit Toten auf der VOAK. Allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2024 ließen auf Kreta bereits 41 Menschen ihr Leben bei Verkehrsunfällen. Das berichtete das lokale Portal Nea Kriti.

    Damit ist die Anzahl der Verkehrstoten im Vergleich zu 2023 zuletzt deutlich angestiegen. Im vergangenen Jahr starben auf Griechenlands größter Insel 32 Menschen bei Verkehrsunfällen. Davon waren der Region Kreta zufolge 17 auf einen Konsum von berauschenden Mitteln oder Alkohol zurückzuführen, wie die griechische Tageszeitung Kathimerini schreibt.

    Die VOAK, die sich von Sitia bis Kissamos über den Norden erstreckt, hat dem Vorsitzenden der Vereinigung zur Prävention von Verkehrsunfällen auf Kreta, Yannis Lionakis, zufolge eine Länge von 313 Kilometern. Davon hätten, so Lionakis gegenüber der Kathimerini, nur 47 Kilometern eine Schutzwand, um die Fahrbahnen voneinander abzugrenzen.

    Die Panhellenische Vereinigung „SOS Verkehrsverbrechen“ schätzt folgende Streckenabschnitte der VOAK als besonders gefährlich ein:

    • Chania: Kreuzungen Tavronitis, Platanias, Galatas, Kalyves
    • Rethymno: Umgebung Atsipopoulo
    • Heraklion: Umgebung Bali-Sission, Kreuzung Madé, Umgebung Chersonisos
    • Lassithi: Umgebung Pachia Ammos

    Gefahr ist schon lange bekannt

    Der Ausbau der VOAK ist schon lange Thema. Der Regionale Gouverneur von Kreta, Stavros Arnaoutakis, wandte sich bereits vor Jahren mit einer Anfrage an die EU-Kommission. „Nach einem unlängst vorgelegten Bericht der Ingenieurskammer Griechenlands ist die Fernverkehrsstraße Kreta-Nord (VOAK) eine der gefährlichsten Straßenverkehrsadern des Landes. In diesem Teil des kretischen Straßennetzes sind Hunderte Verkehrsunfälle zu verzeichnen, viele davon mit tödlichem Ausgang“, schrieb er in der im Dezember 2009 veröffentlichten Anfrage. Arnoutakis machte darauf aufmerksam, dass die VOAK die einzige der sechs Fernverkehrsstraßen in Griechenland sei, für die kein konkreter Zeitplan für einen Ausbau zur Autobahn vorliegt.

    Seitdem sind fast 15 Jahre vergangen. Und hunderte Menschen verunglückten seitdem auf Kreta - wenn auch nicht nur auf der VOAK. In den Jahren 2014 bis 2023 kam die Insel laut dem Vorsitzenden der Panhellenischen Vereinigung „SOS Verkehrsverbrechen“, Giorgos Kouvidis, auf über 500 Verkehrstote. „Auf Kreta gibt es kein Dorf, in dem nicht ein Verkehrsopfer zu beklagen ist, und auch Touristen haben schon ihr Leben verloren. Das Pessimistische daran ist, dass sich weder vom Staat noch vom Verhalten der Menschen etwas ändert“, konstatierte Kouvidis gegenüber der Kathimerini. „Auf Kreta halte ich Alkohol, hohe Geschwindigkeiten und ein schlecht gewartetes Straßennetz für die tödliche Dreierkombination.“ „SOS Verkehrsverbrechen“ fordert deshalb ein Herabstufen der gesetzlich erlaubten Alkoholgrenze von 0,5 auf 0,2 Promille sowie schärfere Drogenkontrollen im Straßenverkehr.

    Ausbau der VOAK auf Nordkreta hat begonnen

    Auch wenn inzwischen mehr als ein Jahrzehnt vergangenen ist und Bürger sowie Hinterbliebene von Unfallopfern längst den Glauben an einen effektiven Ausbau der VOAK verloren haben, hat der Streckenausbau inzwischen begonnen. Die Fernverkehrsstraße ist das größte Bauprojekt auf Kreta, das sich über Jahre hinweg zieht – zumal es sich aus zahlreichen, kleineren zusammensetzt. Dazu gehört unter anderem ein Ausbau der Straße mit Fahrbahntrennungen sowie Tunnelabschnitten, Brücken, Haltebuchten und Fußgängerüberwegen. Auch Überwachungskameras sollen installiert werden, wie der Minister für Zivilschutz, Michalis Chrysochoidis, laut Nea Kriti gegenüber dem regionalen Fernsehsender Kriti TV ankündigte.

    Dem Gouverneur von Kreta, Arnaoutakis, zufolge soll der Vertrag für den Bau des Abschnitts zwischen Chania und der Inselhauptstadt Heraklion – das schwierigste Bauprojekt der VOAK – bis Jahresende erfolgen, „damit das Projekt Ende nächsten Jahres beginnen kann“. Eine Hürde ist derzeit die Finanzierung. Indes befinde sich etwa der Bau eines neuen Tunnels von Agios Georgios nach Selinari im vollen Gange. Bis die VOAK modernisiert ist, versprach der Minister für Infrastruktur und Verkehr, Christos Staikouras, laut einem Bericht von Nea Kriti eine Verbesserung des Straßenbelags und die Installation von Pollern.

    Der jüngste Unfall vom 17. August scheint nun mehr Bewegung in die Sache zu bringen. Die griechische Regierung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis unternahm neulich laut Medienberichten eine Telefonkonferenz mit mehreren Ministern, an der unter anderem auch der Gouverneur von Kreta teilgenommen haben soll. Im September wird Staikouras auf Kreta erwartet, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Bis die mehr als 300 Kilometer lange VOAK vollständig ausgebaut sein wird, dürfte es allerdings noch einige Jahre dauern.

    Übrigens: Neben dem Ausbau der VOAK gibt es ein weiteres Großprojekt auf Kreta. Auf der Insel wird ein neuer Flughafen gebaut, der Millionen Touristen jährlich abfertigen soll. Denn die größte Insel Griechenlands ist gerade wegen ihrer Vielfalt ein beliebter Urlaubsort am Mittelmeer. Sie bietet schöne Strändetolle Wanderrouten mit atemberaubenden Schluchten und romantischen Hafenstädten.

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