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Die größten & bekanntesten Clans in Deutschland im Überblick

Clankriminalität

Remmo und Co.: Das sind die bekanntesten Clans in Deutschland

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    Nicht jeder, der den Nachnamen einer arabischstämmigen Großfamilie trägt, ist automatisch kriminell oder Clan-Mitglied.
    Nicht jeder, der den Nachnamen einer arabischstämmigen Großfamilie trägt, ist automatisch kriminell oder Clan-Mitglied. Foto: Paul Zinken, dpa (Symbolbild)

    Mitglieder von kriminellen Clans ohne strafrechtliche Verurteilung abschieben? Mit diesem Vorschlag hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Aufmerksamkeit erregt. Die Grünen und die CDU sind skeptisch. Fakt ist: Clankriminalität nimmt in Deutschland zu. Laut dem Bundesinnenministerium ist die Anzahl der Ermittlungsverfahren gegen organisierte kriminelle Gruppierungen von 2021 auf 2022 um rund 17 Prozent gestiegen.

    Immer wieder tauchen in den Nachrichten Meldungen über Geldwäsche, Drogenhandel oder Raub in Zusammenhang mit den Namen "Remmo-Clan" oder "Al-Zein" auf. Woher kommen diese Clan-Familien und wie viele Mitglieder haben sie? Welche Straftaten sind ihnen zuzuschreiben? Hier gibt es einen Überblick.

    Clankriminalität in Deutschland: Diese Clans gibt es

    Zu den größten und bekanntesten Clans in Deutschland zählen diese:

    • Remmo-Clan
    • Abou-Chaker
    • Miri-Clan
    • Al-Zein-Clan

    Besonders folgende Regionen Deutschlands haben laut der Polizeigewerkschafts-Zeitschrift Die Kriminalpolizei mit Clankriminalität zu kämpfen:

    • Berlin
    • Bremen
    • Ruhrgebiet

    Doch wobei handelt es sich eigentlich um einen Clan ‒ und wo ist die Grenze zu "normalen" Großfamilien? Laut einem Artikel der Kriminalpolizei-Fachzeitschrift wird mit einem Clan im polizeilichen und kriminologischen Kontext meist eine arabische Großfamilie assoziiert, ein Zusammenschluss verschiedener Kernfamilien. 

    Wichtig ist jedoch: Nicht bei jeder arabischstämmigen Großfamilie handelt es sich um einen Clan ‒ auch nicht jede Person, der oder die den entsprechenden Nachnamen trägt, ist Teil einer kriminellen Gruppierung. Es besteht die Gefahr der Diskriminierung und Ausgrenzung. 

    Laut Forschungsergebnissen des Politikwissenschaftlers Mahmoud Jaraba für den Mediendienst Integration, einen Zusammenschluss verschiedener Migrationsforschenden, haben Clans in Deutschland zwischen "mehreren hundert bis zu einigen tausend Mitgliedern". Entgegen einer weitverbreiteten Vorstellung gebe es häufig kein offizielles "Clan-Oberhaupt". Viele Clans haben dennoch eine Person, die als Oberhaupt gilt und dementsprechend in der Öffentlichkeit bekannt ist. 

    Remmo-Clan: Einbruch im Grünen Gewölbe und Bode-Museum

    Der Einbruch im Grünen Gewölbe in Dresden, ein Überfall auf einen Geldtransporter auf dem Kudamm in Berlin: Dafür waren Mitglieder des Remmo-Clans verantwortlich. Die Großfamilie Remmo stammt von der arabischen Volksgruppe Mhallami ab, ebenso wie der Al-Zein- und der Miri-Clan. Es handelt sich um arabisch-türkische Familien, die Anfang des 20. Jahrhunderts ursprünglich im Südosten der Türkei lebten. 

    Als ethnische Minderheit wurden sie dort allerdings unterdrückt und wanderten in den Libanon oder nach Syrien aus. Weil dort, unter anderem aufgrund des libanesischen Bürgerkriegs, die Lage auch nicht besser war, flohen viele als Gastfamilien nach Deutschland. Sie erhielten hierzulande den Status der "Duldung". 

    Der Name "Remmo" oder "Rammo" ist ein im arabischsprachigen Raum weitverbreiteter Name. Nicht jeder, der diesen Namen trägt, gehört dementsprechend auch dem Clan an. Nach Recherchen des Spiegel setzt sich die Remmo-Großfamilie aus 13 Einzelfamilien mit insgesamt 500 bis 1000 Familienmitgliedern zusammen. Sie sind vor allem in Berlin mit Fokus Neukölln aktiv. Als Oberhaupt gilt Issa Remmo. Die Kernfamilie um den in Berlin lebenden Mann soll laut T-Online 103 Mitglieder haben. 

    Neben dem Juwelendiebstahl in Dresden im Jahr 2019 waren Mitglieder des Clans auch für den Einbruch und den Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze im Berliner Bode-Museum 2017 verantwortlich. Die Münze ist nach wie vor verschwunden. Weitere Straftaten, mit denen der Remmo-Clan in Verbindung steht, sind unter anderem Drogenhandel, schwere Körperverletzung oder Waffenhandel. 

    Al-Zein-Clan: Auch in Schweden aktiv

    Der Al-Zein-Clan ist vor allem in Nordrhein-Westfalen, hauptsächlich im Ruhrgebiet, und in Berlin aktiv. Auch in anderen europäischen Ländern, wie etwa in Schweden, sind Mitglieder kriminell tätig gewesen. Europaweit soll die Clan-Familie mehr als zehntausend Mitglieder haben. In Deutschland sollen es nach Angaben verschiedener Medien zwischen 3000 und 5000 Angehörige sein. 

    Als Oberhaupt der Familie gilt Mahmoud Al-Zein. Er trägt auch den Spitznamen "Der Pate von Berlin". Laut der Berliner Morgenpost wurde er im Zeitraum 2005 bis 2021 70 Mal als Tatverdächtiger von der Polizei erfasst und elfmal verurteilt. 

    Einer der bekanntesten Kriminalfälle des Al-Zein-Clans ist der Überfall auf das KaDeWe in Berlin im Jahr 2014. Fünf Personen erbeuteten Schmuck im Wert von über 800.000 Euro. Auch wegen Geiselnahmen oder Sozialbetrug wurden Mitglieder der Clan-Familie verurteilt. 

    Miri-Clan: Vor allem in Bremen ansässig

    Der Al-Zein-Clan soll Beziehungen mit dem Miri-Clan pflegen. Die Miri-Großfamilie ist hauptsächlich in Bremen ansässig. Auch in Berlin und im Ruhrgebiet leben Angehörige. Laut der Bremer-Regionalsendung "bunten un binnen" sollen in Bremen etwa 30 Familien mit rund 3500 Mitgliedern leben. Deutschlandweit soll der Clan rund 3500 Angehörige haben. Der Nachname Miri ist weitverbreitet unter der arabischstämmigen Bevölkerung. 

    Als Chef des Clans in Deutschland gilt Ibrahim Miri. Er wurde unter anderem dadurch bekannt, dass er nach seiner Abschiebung in den Libanon wieder illegal nach Deutschland zurückkehrte ‒ und erneut abgeschoben wurde. Angehörigen des Clans wird vorgeworfen, Menschen- und Drogenhandel zu betreiben. 

    Abou-Chaker-Clan: Prozess und Streit mit Bushido

    Die Abou-Chaker-Familie hat Wurzeln in Palästina. Der Clan ist vor allem in Berlin aktiv und soll nach Angaben der Polizei dort etwa 200 bis 300 Angehörige haben. Bekannt ist der Abou-Chaker-Clan unter anderem deshalb, weil der Rapper Bushido mit Arafat Abou-Chaker, einem der Mitglieder, befreundet war und mit ihm zusammenarbeitete. 

    Bushido (links) und Arafat Abou-Chaker im Jahr 2010. Damals waren die beiden noch Freunde und Geschäftspartner.
    Bushido (links) und Arafat Abou-Chaker im Jahr 2010. Damals waren die beiden noch Freunde und Geschäftspartner. Foto: Jens Kalaene,dpa (Archiv)

    Es kam allerdings zu einem Bruch und einem Rechtsstreit. Arafat gilt als Anführer des Clans. Die Abou-Chakers sollen auch Verbindung zum kriminellen Rockerclub Hells Angels haben. 

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