Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Diabetes: Therapie aus China mit Stammzellen macht Hoffnung auf insulinfreie Zukunft

Diabetes

Diabetes: Therapie aus China mit Stammzellen macht Hoffnung auf insulinfreie Zukunft

    • |
    • |
    Brauchen Typ-2-Diabetiker bald vielleicht kein Insulin mehr? Ein Therapieansatz aus China macht Hoffnung.
    Brauchen Typ-2-Diabetiker bald vielleicht kein Insulin mehr? Ein Therapieansatz aus China macht Hoffnung. Foto: Hannes P Albert, dpa (Symbolbild)

    Menschen mit Typ-2-Diabetes fragen sich häufig, ob ihre Krankheit geheilt werden kann. Denn immerhin sind Typ-2-Diabetiker wegen bestimmter Risikofaktoren, wie ihrer Ernährungsweise kombiniert mit Bewegungsmangel, überhaupt erst an Diabetes erkrankt. Bei Typ 1 handelt es sich hingegen um eine Autoimmunerkrankung, die häufig angeboren ist. Hinsichtlich der Behandlung von Typ-2-Diabetes macht nun eine aktuelle Studie aus China Hoffnung. Sie lässt vermuten, dass in Zukunft vielleicht kein Insulin mehr nötig sein könnte, um Typ-2-Diabetes zu behandeln. Könnten die Ergebnisse also dazu führen, dass es Diabetes in der Form, in der wir es kennen, bald nicht mehr existiert?

    Neue Diabetes-Typ-2-Therapie: Forscher nutzen Stammzellen

    Die Studie wurde unter dem Titel „Treating a type 2 diabetic patient with impaired pancreatic islet function by personalized endoderm stem cell-derived islet tissue“ im Fachblatt „Cell Discovery“ veröffentlicht und stammt von einem Team von Forschern des Shanghai Institute of Biochemistry and Cell Biology, dem Naval Medical University in Shanghai sowie mehreren anderen renommierten Institutionen in China. Sie erschien im Juli 2024.

    Die Forscher wollten im Rahmen der Untersuchung herausfinden, ob sie mithilfe von Stammzellen neue insulinproduzierende Zellen für Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D) herstellen und erfolgreich transplantieren können. Typ-2-Diabetes führt oft dazu, dass der Körper nicht genug Insulin produziert, was zu hohen Blutzuckerwerten führt. Traditionell werden Inselzellen aus Spenderorganen transplantiert, aber es gibt nicht genug Spenderorgane. Die Forscher nutzten stattdessen Stammzellen des Patienten, um diese Inselzellen im Labor zu erzeugen.

    Kurz zur Erklärung: Stammzellen sind dem Stammzellen-Netzwerk NRW zufolge spezielle Zellen, die sich in viele verschiedene Zelltypen im Körper verwandeln können. Sie sind wie leere Bausteine, die sich je nach Bedarf in Muskelzellen, Nervenzellen, Hautzellen oder andere Zellarten entwickeln können. Es gibt verschiedene Arten von Stammzellen, einschließlich embryonaler Stammzellen, die in der frühen Entwicklungsphase eines Embryos vorkommen, und adulte Stammzellen, die in bestimmten Geweben, wie dem Knochenmark zu finden sind. Inselzellen sind der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge, Gruppen von Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die wichtige Hormone produzieren. Eine Art von Inselzellen sind die Beta-Zellen, die Insulin herstellen.

    Weder Unter- noch Überzuckerung - Therapie hatte positive Auswirkungen auf Diabetes

    In der Studie untersuchte das Forscherteam, ob diese neuen Inselzellen, die sie aus den Stammzellen des Patienten hergestellt hatten, nach der Transplantation in die Leber eines T2D-Patienten funktionieren würden. Sie wollten sehen, ob diese Zellen dem Patienten helfen könnten, seinen Blutzuckerspiegel besser zu kontrollieren und seine Abhängigkeit von Insulin-Injektionen zu reduzieren.

    Der Patient, ein 59-jähriger Mann mit langjährigem Typ-2-Diabetes und einer Nierentransplantation, hatte vor der Behandlung schlechte Blutzuckerkontrolle mit Blutzuckerspiegeln zwischen 3,66 und 14,60 mmol/L. Nach der Transplantation der neuen Inselzellen verbesserte sich seine Blutzuckerkontrolle der Studie zufolge signifikant. Bereits zwei Wochen nach der Transplantation sank die mittlere Blutzuckerschwankung (MAGE) von 5,50 mmol/L auf 3,60 mmol/L. Der Anteil der Zeit, in der sein Blutzuckerspiegel im Zielbereich (TITR) lag, stieg von 56,7 Prozent auf 77,8 Prozent.

    Im weiteren Verlauf der Studie - insbesondere zwischen Woche 4 und 12 - zeigte sich laut der Forschenden eine weitere Verbesserung. Die tägliche Blutzuckerschwankung sank auf 2,6 mmol/L, und der TITR erreichte 90 Prozent. Nach 32 Wochen lag der TITR stabil bei 99 Prozent, und die MAGE sank auf 1,60 mmol/L. Während der gesamten 116-wöchigen Nachbeobachtungszeit gab es keine Episoden von schwerer Hyperglykämie oder Hypoglykämie, schreiben die Autoren der Studie.

    Ebenfalls bemerkenswert: Bereits nach elf Wochen benötigte der Patient kein externes Insulin mehr. Auch die orale Diabetesmedikation wurde schrittweise reduziert und schließlich abgesetzt. Die transplantierten Zellen seien dabei erfolgreich gewesen, Insulin zu produzieren und den Blutzucker des Patienten zu regulieren.

    Diabetes: Therapie aus China mit Stammzellen macht Hoffnung auf insulinfreie Zukunft

    Zusammenfassend deuten die Ergebnisse dieser Studie darauf hin, dass die transplantierten insulinproduzierenden Zellen nicht nur sicher waren, sondern auch effektiv die Funktion der natürlichen Beta-Zellen übernahmen. Das führte schließlich zu einer verbesserten Blutzuckerkontrolle und einer Reduktion der Insulinabhängigkeit. Wenngleich die Studie zeigt, dass die Transplantation von Inselzellen dazu führen kann, dass Patienten mit Typ-2-Diabetes in Zukunft möglicherweise auf Insulin verzichten können, bedeuten die Ergebnisse aber nicht, dass der Diabetes-Typ damit verschwindet.

    Im Rahmen der Studie wurde diese Therapie bislang nur an einem Patienten getestet. Die Studienautoren weisen selbst darauf hin, dass weitere Studien mit mehr Teilnehmern notwendig sind, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Behandlung umfassend zu bestätigen. Zudem seien langfristige Daten über viele Jahre hinweg erforderlich, um zu verstehen, ob die transplantierten Zellen dauerhaft funktionieren und keine langfristigen Nebenwirkungen verursachen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden