Die Zahl der Betroffenen von sogenanntem Schwangerschaftsdiabetes steigt weltweit an, wie Forschungsergebnisse zeigen, die jüngst in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurden. In Deutschland waren laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) im Jahr 2021 etwa 8,5 Prozent (rund 63.000) aller schwangeren Frauen von Gestationsdiabetes betroffen, wie es auch in der Fachsprache heißt.
Doch um welchen der unterschiedlichen Diabetes-Typen handelt es sich hierbei? Welche Blutzuckerwerte sind kritisch und ab wann muss während einer Schwangerschaft Insulin gespritzt werden?
Was ist Schwangerschaftsdiabetes?
Bei Schwangerschaftsdiabetes handelt es sich laut der Apotheken Umschau um eine Stoffwechselstörung, die häufig erst während der normalen Mutterschaftsvorsorge, also zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche, entdeckt wird. Dabei weisen die Betroffenen stark erhöhte Blutzuckerwerte und eine Insulinresistenz auf.
Als Ursache vermutet man, schreibt das Helios-Gesundheitsmagazin, dass der Stoffwechsel der Frauen durch den veränderten Hormonhaushalt während der Schwangerschaft umgestellt wird.
Warum ist Schwangerschaftsdiabetes gefährlich?
Wenn Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert wird, sollte den hohen Blutzuckerwerten mit gezielten Maßnahmen entgegengewirkt werden. Denn: Gestationsdiabetes birgt Gefahren für Mutter und Kind. Das Diabetes-Informationsportal diabinof.de listet eine Reihe von Risiken. Demnach könne es zu folgenden Komplikationen vor und bei der Geburt kommen:
- Harnwegsinfektionen und Infektionen der Vagina
- Vorzeitigen Wehen mit dem erhöhten Risiko einer Frühgeburt
- Bluthochdruck
- Vermehrte Eiweißausscheidung im Urin (Präeklampsie)
- Einem erhöhten Geburtsgewicht des Kindes, was wiederum eine Kaiserschnittentbindung oder Geburtsverletzungen nach sich ziehen kann
Nach der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes besteht zudem für die betroffenen Frauen laut einem Leitlinienblatt der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) ein erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Demnach entwickeln 35–60 Prozent der Frauen innerhalb von 10 Jahren eine Blutzuckerkrankheit, was einem 7-bis 8-fach erhöhten Risiko im Vergleich zu glukosetoleranten Schwangeren entspricht.
Schwangerschaftsdiabetes: Welche Werte sind kritisch?
Um Gestationsdiabetes festzstellen, wird auf die gängigen Methoden der Diabetes-Diagnose zurückgegriffen. Die Klinik für Geburtsmedizin der Charité in Berlin beschreibt das Prozedere auf ihrer Seite wie folgt: „Eine Stunde nach dem Trinken von in 200 ml Wasser gelöster 50 g Glukose wird der Blutzucker aus venösem Blutplasma bestimmt.“
Bei den Ergebnissen wird auf gewisse Grenzwerte geachtet: Ein Blutzuckerwert von ≥ 135 mg/dl (≥ 7,5 mmol/l) wird als erstes Indiz für Gestationsdiabetes gewertet. Zur weiteren Abklärung wird ein weiterer Test, der sogenannte orale Glukosetoleranztest, gemacht. Wenn hierbei einer der Grenzwerte nach drei unterschiedlichen Messzeitpunkten überschritten wird, diagnostizieren die Ärzte Gestationsdiabetes.
Bei Schwangeren mit einem Blutglukosewert ≥ 200 mg/dl (≥ 11,1 mmol/l) im Test wird die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes laut Klinik-Angaben „direkt gestellt“. Doch wann ist eine Insulintherapie erforderlich?
Schwangerschaftsdiabetes: Ab wann muss man Insulin spritzen?
Nach der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes wird nach den Angaben der Charité-Klinik zunächst ein Therapie-Mix bestehend aus körperlicher Aktivität, angepasster Ernährung und Blutzuckerkontrollen angeordnet.
Wenn die Ernährungsumstellung und die verordnete Bewegung nicht anschlagen und die Blutzuckerwerte die Grenzwerte weiterhin überschreiten, müsse laut dem Diabetes-Zentrum Lüneburger Heide notfalls eine Behandlung mit Insulin in Erwägung gezogen werden. Laut der Klinik treffe dies für etwa 15 Prozent der Frauen mit Gestationsdiabetes zu.
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