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Deutsches Vorzeigeunternehmen muss rund 2000 Stellen streichen

Stellenabbau

Deutsches Vorzeigeunternehmen muss rund 2000 Stellen streichen

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    Ein deutsches Traditionsunternehmen baut 2000 Stellen ab.
    Ein deutsches Traditionsunternehmen baut 2000 Stellen ab. Foto: Ina Fassbender, dpa (Archivbild)

    Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges sind zahlreiche deutsche Unternehmen durch die wirtschaftlich schwierigen Umstände in Schieflage geraten. Während vor allem der Modehandel mit Insolvenzen bei Hallhuber, dem Augsburger Modehaus Rübsamen, der schwäbischen Kette Peter Hahn, der Trender Jeansmode GmbH und dem renommierten Label Madeleine für Schlagzeilen sorgte, zieht der Waschmaschinenhersteller Miele jetzt die Reißleine. Das Familienunternehmen aus Gütersloh streicht zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung weltweit rund 2000 Arbeitsplätze. Was die Gründe für die Entscheidung sind und wie es jetzt bei Miele weitergeht. 

    Deutsches Vorzeigeunternehmen Miele muss rund 2000 Stellen streichen

    Die Sparpläne bei Miele, über die zunächst das Manager Magazin exklusiv berichtet hatte, seien laut dem Magazin inzwischen auch der Belegschaft des Waschmaschinenherstellers mitgeteilt worden. Bei dem "weltweiten Effizienzprogramm" sollen bis zu 2700 der weltweit 23.000 Stellen des Unternehmens betroffen sein, wie Miele am Dienstag mitteilte. Zusätzlich zu den 2000 Jobs, die weltweit gestrichen würden, sollen weitere 700 Arbeitsplätze an andere Standorte verlegt werden", heißt es. Ein wesentlicher Teil der Restrukturierung betrifft außerdem die Verlagerung der Waschmaschinenproduktion ins polnische Werk in Ksawerów ab 2027, was die internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken soll. Presswerk, Gießerei oder Bearbeitung seien in Gütersloh allerdings nicht vom Stellenabbau betroffen, so die Geschäftsleitung.

    Das Unternehmen aus Gütersloh reagiert damit auf einen signifikanten Einbruch bei der Nachfrage seiner Produkte sowie auf die drastischen Preissteigerungen der vergangenen Monate. 

    Die Geschäftsleitung, angeführt von Markus Miele und Reinhard Zinkann, hat die Belegschaft laut einem dpa-Bericht über diese einschneidenden Pläne informiert. "Was wir derzeit erleben, ist keine vorübergehende Konjunkturdelle, sondern eine nachhaltige Veränderung der für uns relevanten Rahmenbedingungen, auf die wir uns einstellen müssen", teilte die Geschäftsleitung in einer internen Information an Mitarbeiter mit. Ziel sei es, bis 2026 etwa 500 Millionen Euro einzusparen, um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen. 

    Übrigens: Der Ukraine-Krieg und seine Folgen für die Wirtschaft haben auch Telekommunikationshersteller Gigaset und dem Familienbetrieb Umeta Probleme bereitet. Beide Unternehmen mussten Insolvenz anmelden. 

    Trotz umsatzstarker Jahre - Miele restrukturiert und erntet Kritik

    Diese Entscheidung folge auf eine Phase außergewöhnlichen Wachstums während der Corona-Pandemie, in der Miele einen Rekordumsatz von 5,43 Milliarden Euro im Jahr 2022 verzeichnete – ein historischer Höchststand in der Firmengeschichte. Doch die vorläufigen Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr zeigten einen Umsatzrückgang von rund 9 Prozent und einen Rückgang der verkauften Stückzahlen um etwa 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders das Premiumsegment, in dem Miele traditionell stark ist, leide unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges.

    Die IG Metall schaltete sich bereits ein und äußerte Kritik zu dem Vorgehen des Herstellers. Das Unternehmen rücke von seinem Markenversprechen ab und setze jetzt offenbar auf billiger statt besser, sagte der nordrhein-westfälische Bezirksleiter Knut Giesler gegenüber der dpa. Zwar sei die Marktsituation für Miele derzeit angespannt. Nach den Rekordjahren 2020 bis 2022 gebe es aber keinen Grund, beim ersten Gegenwind zu solchen Maßnahmen zu greifen. "Der Umfang des Stellenabbaus im Gerätewerk wäre ein Desaster für die Menschen, die Miele groß gemacht haben", sagte auch Bernd Schreiber, Betriebsratsvorsitzender des Werks Gütersloh gegenüber dem Manager Magazin.

    Eigentlich hatte Miele in diesem Jahr Grund zum Feiern gehabt: Denn genau vor 125 Jahren wurde das Unternehmen von dem Techniker Carl Miele und dem Kaufmann Reinhard Zinkann gegründet und gehört laut den Angaben auf der eigenen Website bis heute ausschließlich den direkten Nachfahren der beiden. Das Unternehmen ist in fast 50 Ländern und Regionen weltweit mit eigenen Vertriebsgesellschaften vertreten und in weiteren 50 Märkten über Importeure erhältlich. 

    Während Miele zwar nicht insolvent ist, zeigt sich allerdings, dass auch Traditionsunternehmen momentan vorsichtig sein müssen. Nach 120 Jahren musste beispielsweise der Traditions-Glashersteller Ritzenhoff Insolvenz anmelden - ebenso wie der Kult-Hersteller Wesco.

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