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Deutscher Student auf Kreta verunglückt – beim Laufen wollte er einen schweren Verlust verarbeiten

Kreta

Deutscher Student auf Kreta verunglückt – beim Laufen wollte er einen schweren Verlust verarbeiten

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    Die Samaria-Schlucht auf Kreta – hier wurde ein deutscher Studen tot aufgefunden.
    Die Samaria-Schlucht auf Kreta – hier wurde ein deutscher Studen tot aufgefunden. Foto: Aiya, stock.adobe.com (Archivbild)

    Seit dem 13. Februar 2025 war Johann W. verschollen. Der 20-Jährige hatte sich auf Kreta in die Samaria-Schlucht aufgemacht und kehrte nicht zurück. Eine breit angelegte Suchaktion mit Hubschraubern, Drohnen und Hunden brachte zunächst keinen Erfolg. Am 14. März 2025 waren es dann Bergsteiger, die seine Leiche fanden.

    Seine Familie weilte zuvor wochenlang auf der griechischen Insel, um die Suche zu koordinieren. Danach versucht sie von Deutschland aus, die Suche aufrechtzuerhalten. Kurz bevor traurige Gewissheit herrschte, veröffentlichte Johanns Schwester eine emotionale Nachricht, die sich bereits wie ein Abschiedsbrief las. Sie offenbarte einen dramatischen Todesfall innerhalb der Familie und verriet, was Johann in seinen letzten Monaten und Jahren durchlebte.

    Vermisstenfall auf Kreta: Schwester mit emotionalem Post

    „Wir würden gern mit euch teilen, was unser Bruder für ein Mensch war, was er liebte und was ihn zuletzt beschäftigte.“ Mit diesen Worten beginnt der Instagram-Post, der mit dem Account „findjohannwilliams“ abgesetzt wurde, der von Johanns Schwester Teresa betreut wird. Sie war die letzte Person, die eine Nachricht von Johann bekommen hatte. Am Tag seines Verschwindens hatte er ihr geschrieben, dass alles in Ordnung und er in der Samaria-Schlucht unterwegs sei.

    Johann W. hat drei ältere Geschwister. „Wir wuchsen in der schönen Stadt Heidelberg auf. Johann war unser süßer kleiner Bruder, mit dem man so viel Spaß haben konnte“, ist in dem Post zu lesen. „Er war athletisch, begeisterte sich für Informatik, liebevoll, ruhig, unkompliziert, lustig und verlässlich.“ An der Vergangenheitsform war zu erkennen, dass Johanns Geschwister bereits davon ausgingen, dass es keine Hoffnung mehr gab, ihren Bruder lebend zu finden. Das bestätigte sich nun.

    In dem Post wird auch deutlich, dass die vier Geschwister zwar behütet aufwuchsen, zuletzt aber eine Tragödie durchlebten. Im Jahr 2022 bekam Johanns Mutter eine erschütternde Diagnose: Lungenkrebs im Endstadium.

    Auf Kreta vermisst: Johann versuchte, den Verlust der Mutter zu verarbeiten

    Johann war noch in der Schule, als seine Mutter die Krebsdiagnose erhielt. Er machte 2023 das Abitur und begann ein duales Informatik-Studium an der Universität Mannheim. Daran habe er vor allem seinen Job geliebt, verriet seine Schwester. Anfang 2024 zog er aus dem Elternhaus aus und kam in einer Wohngemeinschaft in Mannheim unter.

    Im Oktober 2024 kümmerte sich Johann um seine im Sterben liegende Mutter. „Johann kümmerte sich in ihren letzten Tagen liebevoll um sie, stellte im Hospiz ein Bett neben ihres und wich ihr nicht mehr von der Seite“, heißt es in dem Post. Nach dem Tod seiner Mutter versuchte Johann, die Trauer wegzurennen. Er kaufte sich gute Laufschuhe und Sportklamotten und stürzte sich in immer mehr Herausforderungen.

    Auch der Ausflug in die Samaria-Schlucht war eine solche Herausforderung, die Johann anging, nachdem er fast jeden Tag auf Kreta rund 20 Kilometer gelaufen war. „Er hat den Berg auf seinem Rückweg unterschätzt“, schreibt seine Schwester: „Er hat nicht erwartet, dass dort so viel Schnee liegen würde und hatte keine passende Ausrüstung. Dann wurde es dunkel.“

    In ihrem Posting schreibt Johanns Schwester, dass sie und ihre Geschwister nicht wissen würden, was genau passierte und was die letzten Gedanken ihres Bruders waren. „Aber wir wissen, dass wir ihn nie vergessen werden.“ Das große Ziel sei es nun, Johann zu finden und ihn von Kreta aus zurück nach Hause zu bringen. „Das würde alles für uns bedeuten“, schließt der Post. Zumindest dieser Wunsch geht nun in Erfüllung.

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