Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Deepfake-Nudes: Wie Frauen im Internet mithilfe von KI ausgezogen werden

Künstliche Intelligenz

Nackt wider Willen: Wie Frauen mithilfe von KI ausgezogen werden

    • |
    • |
    Immer mehr Nacktbilder im Internet sind sogenannte Deepfake-Nudes.
    Immer mehr Nacktbilder im Internet sind sogenannte Deepfake-Nudes. Foto: Marcus Brandt, dpa (Symbolbild)

    Politikerinnen, Sportlerinnen, Moderatorinnen, aber auch immer mehr Schülerinnen. Die Liste derer, die bereits Opfer von gefälschten Nacktbildern im Internet wurden, ist lang – und wird täglich länger. Laut einer Untersuchung des Cybersicherheitsunternehmens Home Security Heroes handelt es sich bei den Betroffenen in 99 Prozent der Fälle um Frauen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellen Täter in wenigen Minuten täuschend echte Fotos und Videos, die wirken, als wäre das Opfer tatsächlich nackt. Diese sogenannten Deepfake-Nudes (oder auch „Deepnudes“) werden immer einfacher zu erstellen – und schwieriger zu kontrollieren.

    „Aus technischer Sicht ist dies keine anspruchsvolle Aufgabe. Der Gesichtstausch erfordert ein paar Klicks und benötigt nur wenig Aufnahmen der Person, die gezeigt werden sollte“, erklärt Viorela Dan, Assistant Professorin am Institut für Medien, Gesellschaft und Kommunikation der Universität Innsbruck. In unserem Test bestätigt sich diese Aussage.

    Deepfake-Nudes sind erschreckend einfach zu erstellen

    Eine Suchanfrage reicht, um gleich mehrere Anbieter zu finden. Ein Blick auf die Webseite verrät direkt, für welches Geschlecht der Service gedacht ist. Vor dem Hochladen des Fotos lassen sich verschiedene Modi auswählen: Unterwäsche, Bikini, nackt oder eine von vielen Sexstellungen. Nach wenigen Sekunden ist die von uns durch KI generierte Frau in Reizwäsche zu sehen. Wer weniger Klamotten sehen will, muss zahlen.

    Innerhalb von zwei Minuten wurde dieses Deepfake-Bild erstellt – und für ein paar Euro hätte die Frau auch komplett nackt sein können. Für unsere Testzwecke haben wir ein KI-generiertes Bild als Ausgangsbild genommen, um keine Persönlichkeitsrechte zu verletzen.
    Innerhalb von zwei Minuten wurde dieses Deepfake-Bild erstellt – und für ein paar Euro hätte die Frau auch komplett nackt sein können. Für unsere Testzwecke haben wir ein KI-generiertes Bild als Ausgangsbild genommen, um keine Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Foto: OpenAI / unbenannte Deepfake-Plattform

    „Die Faszination für Deepfake-Nudes entspringt einer Mischung aus Neugierde, Machtfantasien und Voyeurismus. Psychologisch kann es auch auf das Bedürfnis nach Kontrolle oder Manipulation zurückgeführt werden, indem gezielt die Realität einer anderen Person verändert wird“, erklärt Medienpädagoge und KI-Experte Lukas Flad. In den vergangenen Jahren haben vor allem Fälle an Schulen weltweit für Aufsehen gesorgt. In der spanischen Stadt Almendralejo sind 22 Mädchen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren Opfer von Deepfake-Nudes geworden. Zahlreiche Jugendliche in den USA und Großbritannien machten ihre Fälle ebenfalls öffentlich. Franziska Benning von Hate Aid, einer Hilfsorganisation für Betroffene von digitaler Gewalt, verurteilt Deepfake-Nudes deutlich: „Es handelt sich um bildbasierten Missbrauch.“

    Bayerische Staatsregierung will Verbreitung von Deepfakes stärker bestrafen

    Und dieser ist zugänglich für alle. Mittlerweile sind zwar fast alle Dienste kostenpflichtig, das war vor einigen Jahren noch anders, aber die Technologie wurde schnell besser – und für die Anbieter lukrativer. Die größten Seiten haben zusammen mehrere hundert Millionen Aufrufe. „Die Verbreitung von Deepfake-Nudes stellt ein wachsendes und ernstzunehmendes Problem dar, besonders im Hinblick auf das Cybermobbing und das Persönlichkeitsrecht“, so Flad. Doch bisher kommen die Anbieter und Ersteller meist ungeschoren davon.

    Um dem entgegenzuwirken, hat die bayerische Staatsregierung im Mai 2024 im Bundesrat eine neue Vorschrift gegen missbräuchliche Deepfakes vorgeschlagen. Der Gesetzesentwurf sieht für Verstöße gegen das Persönlichkeitsrecht mittels Deepfake-Technologie eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren vor. Wenn es um Nacktbilder oder pornografisches Material geht, sollen sogar bis zu fünf Jahre Haft drohen. Noch hat der Bundestag nicht darüber beraten, die Bundesregierung hat sich in einer Stellungnahme aber negativ dazu geäußert. Denn die Verbreitung jener Inhalte ist jetzt schon weitgehend strafbar.

    Der Vorstoß löse nicht das eigentliche Problem, sagt Rechtsexpertin Benning von Hate Aid. Zwar würde der neue Gesetzesentwurf einige Lücken schließen, aber nicht weit genug gehen. „Es braucht eine eigenständige strafrechtliche Regelung zur Herstellung von nicht einvernehmlichen sexualisierten Deepfakes“, so Benning. Hoffnung darauf macht ihr die EU-Richtlinie zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Demnach ist nicht nur die Verbreitung, sondern auch die Herstellung von manipuliertem Bildmaterial im Bereich von Nacktbildern und pornografischer Inhalte unter Strafe zu stellen. Bis Sommer 2027 muss sie in nationales Recht umgesetzt werden.

    Expertin fordert Gesetz, das Herstellung von Deepfake-Nudes strafbar macht

    „Sobald es sich bei missbräuchlich hergestellten, sexualisierten Deepfakes um strafrechtlich relevante Inhalte handelt, kann man nicht nur gegen die Täter, sondern auch gezielter gegen die Plattformen und Betreiber vorgehen“, erklärt Benning. Erst dann könne das Problem ernsthaft bekämpft werden. In Großbritannien habe bereits die Ankündigung, dass auch das Erstellen strafbar sein wird, dazu geführt, dass sich mehrere dort ansässige Anbieter zurückgezogen haben. Doch manche Bürgerrechtler warnen davor, dass gut gemeinte Bemühungen zur Eindämmung von Missbrauch zu einer Überkriminalisierung von Deepfake-Technologie an sich führen könnten und damit auch die Verwendung zu satirischen oder künstlerischen Zwecken illegal wird. Zunächst müssten bestehende Gesetze besser angewendet werden.

    Auch Viorela Dan von der Uni Innsbruck sagt: „Nicht jede technische Innovation muss mit einem neuen Gesetz einhergehen, welches uns davor schützt.“ Zudem schränkt Lukas Flad ein: „Kriminelle agieren im Internet anonym und die strafrechtlichen Ressourcen, um alle zielführend zu verfolgen, sind begrenzt.“ Beide appellieren an die Verbesserung der Medienkompetenz. Die Bevölkerung müsse über das Problem aufgeklärt und dafür sensibilisiert werden.

    Diskutieren Sie mit
    4 Kommentare
    Erika Miersemann

    Man kann sich nur fürchten vor dem, was da losgetreten wurde. KI haben wir doch bereits heute schon nicht mehr im Griff.

    Rainer Kraus

    Nacktbilder per KI ist reinster Schwachsinn, aber vor solchen geistigen Onanierern sollte man keine Angst entwickeln lassen, jedoch Straftaten zur Anzeige bringen. Wichtig ist nur, dass unsere Justiz in der Lage ist diese Straftaten zu erkennen und zu verurteilen und, dass sie sich nicht in einem digitalen Nirwana befindet.

    |
    Friedrich Eckert

    Wen wollen Sie denn bitte anzeigen? Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit der fehlenden Vorratsdatenspeicherung, die jeder für ein bis zwei Euro im Monat mittels VPN umgehen kann.

    Thomas Grüner

    Hahaha, der Artikel liefert sämtliche Anleitungen gleich mit. Vielleicht ist das ja der eigentliche Zweck des Artikels und der besorgte Unterton: naja, eben Fake :-)

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden