Die letzte Woche vor Ostern wird als Karwoche bezeichnet. Sie beginnt am Palmsonntag, dem letzten Sonntag vor Ostern, und endet am Ostersonntag, wenn Christen die Auferstehung Jesu feiern. Die Karwoche steht im Zeichen des Abschieds und der Trauer, weshalb strenggläubige Christen sich in der Woche stark einschränken. Dem Volksglauben nach sollte man in der Karwoche zum Beispiel keine Wäsche waschen. Doch warum eigentlich?
Keine Wäsche waschen an Ostern: Woher kommt der Brauch?
Vor oder nach großen christlichen Feierlichkeiten halten sich Bräuche rund ums Wäschewaschen. So soll zum Beispiel nach Weihnachten während der Rauhnächte keine Wäsche aufgehängt werden, da sich dem Aberglauben nach Geister in der frisch duftenden Bettwäsche verheddern könnten. Auch vor Ostern sollte dem Volksglauben nach keine Wäsche aufgehängt werden. Laut dem Mittelelbischem Wörterbuch gab es in der Karwoche ein striktes Waschverbot.
Auch Näh- und Feldarbeiten sollten in der Karwoche nicht ausgeführt werden. Dabei wurde es ganz spezifisch: "Wer ein in dieser Woche gewaschenes Hemd anzog und erkrankte, musste mit dem baldigen Tod rechnen", heißt es im Wörterbuch. Dank der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist es öffentlich einsehbar. Das Wörterbuch wurde vom Gelehrten Karl Bischoff ins Leben gerufen und hält nicht nur besondere Dialekte, sondern auch Bräuche fest.
Obwohl nur der Karfreitag als gesetzlicher Feiertag gilt, ist in der Kirche die gesamte Karwoche von Bedeutung, es wird aber kein spezielles Waschverbot verhängt. Trotzdem gelten Feiertage in der Kirche als Tage der Arbeitsruhe, dazu zählen wohl auch Hausarbeiten.
Protestanten vs. Katholiken: Wäsche waschen an Ostern als Provokation?
Gerhard Groll, Pfarrer des Augsburger Stadtteils Kriegshaber, sieht kein Problem darin, seine Wäsche in der Karwoche zu waschen. Er hat sogar eine interessante Anekdote aus Bekanntenkreisen zu berichten. Vom "Hörensagen", teilte er im Interview mit, habe er erfahren, dass bei den Katholiken früher der Karfreitag sogar als dezidierter Waschtag galt.
Dabei soll die Wäsche sogar absichtlich in den Garten gehängt worden sein, um die evangelischen Nachbarn zu provozieren. Früher galt Karfreitag noch als höchster evangelischer Feiertag mit strenger Arbeitsruhe. Als die Verhältnisse zwischen den beiden Konfessionen noch "angespannter" waren, wie Pfarrer Gerhard Groll erzählt, soll es teilweise auf dem Dorf kuriose Meinungsverschiedenheiten gegeben haben.
Mittlerweile sehen sowohl die Protestanten als auch die Katholiken das Wäschewaschen in der Karwoche nicht mehr so eng – und es gibt auch keine bösen Blicke der Nachbarn zwischen strahlend weißen Bettlaken. Zumindest nicht aus religiösen Gründen.