Bereits seit geraumer Zeit beobachten Experten die Entwicklung der Omikron-Linie XBB.1.5, die in Deutschland von einigen Experten als neuer, dominanter Corona-Subtyp prognostiziert wird. Christian Drosten beispielsweise erwartet jedoch keine richtige Erkrankungswelle, ließ der Mediziner von der Berliner Charité in einem Podcast wissen.
Seit etwa Mitte Februar breitet sich diese Art der Corona-Infektion als Rekombinante auch in Österreich aus und dominiert dem Vernehmen nach mit einem Anteil von über 60 Prozent bereits das Infektionsgeschehen.
Derweil hat sich offenbar eine mutierte Form gebildet, die in unserem Nachbarland entdeckt wurde. Das angeblich hochansteckende Virus EG.1 sorgte in der Alpenrepublik innerhalb weniger Tage für knapp 100 Ansteckungen.
Corona-Subtyp EG.1: Womit haben wir es zu tun?
Im Vergleich zur Schwesternlinie XBB.1.5, vor dessen Ausbreitung im Januar bereits die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte, soll sich der Typus EG.1 (fachliche Bezeichnung angeblich XBB.1.9.2.1) bisherigen Erkenntnissen zufolge schneller ausbreiten und damit auch die Infektionsgefahr ansteigen lassen.
Mittlerweile ist die Gefährdungslage allerdings anders einzuordnen, als in vorangegangenen Jahren. So erklärte der Molekularbiologe Ulrich Eling gegenüber dem Standard, dass die meisten Ansteckungen asymptomatisch verlaufen würden: Viele Personen wüssten gar nicht, dass sie überhaupt erkrankt seien. Das liege daran, dass es sich oftmals um Reinfektionen mit einer Omikron-Variante handele und die Symptome "in den wohl meisten Fällen kaum spürbar" seien.
Jedoch bedeutet das auch, dass der Schutz aus einer vorangegangenen Erkrankung (oder Impfung) mit zunehmender Zeit schwächer wird und eine erneute Ansteckung wahrscheinlicher. Das medizinisch-biologische Phänomen trägt in Fachkreisen die Bezeichnung "Immunity-Waning".
Wie gefährlich ist die Sublinie von Corona-Omikron?
"Es gibt einen klaren, aber nicht dramatischen Wachstumsvorteil von EG.1 gegenüber XBB.1.5 und anderen Schwesterlinien", formuliert der Forscher des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien. Warum das so ist? Labor-Tests der Universität in Tokio stellten fest: Das erhöhte Risiko der Untervariante bestehe darin, dass sie die Mutation 486 im Spike-Protein auweist. Dies ermögliche eine bessere Bindung am ACE2-Rezeptor und fördere damit das Eindringen in die Wirtszelle.
In der Omikron-Variante entstehen fortlaufend neue Subtypen, innerhalb dieser habe sich XBB breit durchgesetzt. Gefährlich sei die Virusart allerdings nicht, betont Elling: Der Wissenschaftler erwartet künftig "alle fünf, sechs Monate" wiederkehrende Infektionen, welche die Immunität der Bürger und Bürgerinnen auffrischen.
Übrigens erklärt Elling zum Unterschied zwischen Corona und einer Grippeerkrankung: "Das Virus mutiert viel rascher als Influenza." Das sei ihm zufolge auch der Grund, warum eine Saisonalität des Coronavirus ähnlich einer Grippe "noch lange auf sich warten" lasse. Bei Twitter postete der Forscher Statistiken, welche die schnelle Zunahme der Coronavirus-Unterart EG.1 verdeutlichen.
Corona: Droht 2023 die Gefahr von neuen Beschränkungen?
Virologe Norbert Nowotny hält SARS-CoV-2 durch Omikron schlicht für harmloser als es im Hochlauf der Pandemie andere Corona-Virusinfektionen waren: "Corona ist schlicht und ergreifend ein viraler Atemwegsinfekt mehr, der vom Schweregrad her zwischen grippalem Infekt und echter Grippe (...) einzuordnen ist." Über den Grund erklärt der Forscher gegenüber Heute.at: Während vorhergehende Varianten den unteren Atemwegstrakt (Lunge) beeinträchtigt hätten - und damit oftmals einen schweren Verlauf - ist im Falle von Omikron hauptsächlich der obere Atemwegstrakt betroffen.
Was bedeutet das für mögliche neue Corona-Maßnahmen, die das Leben der Menschen beeinträchtigen? Aufgrunddessen, dass mittlerweile so gut wie jede Person eine gute Immunität habe, müsse derzeit nicht davon ausgegangen werden, das nochmal eine ähnliche Situation eintreten wird, die zu ähnlichen Beschränkungen führt.
Corona: Omikron-Subtypen bleiben ein Risiko
Natürlich bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass auch alte und chronisch kranke Menschen eher unbedarft mit dem Coronavirus im Jahr 2023 umgehen können. Vulnerable Personengruppen haben mehr Mühe, einen längerfristigen Impfschutz aufzubauen und ihn durchzuhalten. Laut Ulrich Elling gebe es zahlreiche Männer und Frauen, die noch nie Covid-19 hatten, von daher sei hier weiter Vorsicht angebracht. Dies ist der Grund, warum Schutzmaßnahmen speziell in medizinischen Einrichtungen und Seniorenheimen weiter aufrecht erhalten werden müssen.