Die Hochphase der Corona-Pandemie ist längst überstanden, die Folgeerscheinungen sind es noch lange nicht. Laut einer Studie dürften allein in Deutschland rund eine Million Menschen an Long-Covid-Symptomen leiden, auch eine nicht zu unterschätzende Zahl an Impfgeschädigten ist seither zu beklagen. Zudem sind zurzeit weitere Varianten des Virus im Umlauf.
Nun wollen Forscher aus Südkorea eine mögliche weitere Nachwirkung einer Corona-Infektion entdeckt haben: Ergebnisse einer Studie wiesen demnach auf einen möglichen Zusammenhang zwischen einer Covid-19-Erkrankung und einem erhöhten Risiko für den Ausbruch oder die Verstärkung von krankhaftem Haarausfall hin. Was genau dahinter steckt, lesen Sie in diesem Artikel.
Haarausfall und Corona: Studie aus Südkorea vergleicht 260.000 Probanden mit und ohne Corona-Infektion
Wie aerzteblatt.de berichtet, untersuchten Forschende der südkoreanischen Jeonbuk Nationaluniversität in einer groß angelegten Kohortenstudie den Zusammenhang einer Corona-Infektion und krankhaftem Haarausfall. Ermittelt und verglichen wurden hierfür im Zeitraum von 2020 bis 2021 die Gesundheits-Daten von rund 260.000 Probanden mit einer zurückliegenden Corona-Infektion mit den Daten von Teilnehmern, bei denen noch keine Corona-Infektion nachgewiesen wurde.
Das Forscherteam ging dabei der Frage nach, ob womöglich Fälle von krankhaftem Haarausfall, in der Medizin auch Alopecia Areata genannt, in der Gruppe der Corona-Infizierten häufiger auftraten. Alopecia Areata bezeichnet den Angaben der Charité Berlin zufolge eine Immunkrankheit, die sich äußerlich durch einen "akut einsetzenden Haarausfall" bemerkbar macht. Im schlimmsten Fall könne sie zu einem vollständigen Verlust der Kopf- und Körperbehaarung führen, so die Klinik. Die Studien-Ergebnisse aus Südkorea, die 2024 im Fachjournal Jama Dermatology veröffentlicht wurden, förderten hierzu Erstaunliches zutage, das dennoch Raum für Zweifel lässt.
Haarausfall und Corona: Besteht ein Zusammenhang zwischen Covid-19 und Alopecia Areata?
Denn die Ergebnisse des Teams um Hauptautor Jong-Seung Kim könnten in der Tat den Rückschluss zulassen, dass ein Zusammenhang zwischen einer Corona-Infektion und Haarausfall bestehen könnte.
Corona-Infizierte hätten demnach ein sechsmal höheres Risiko für erhöhten Haarausfall. Auch waren laut den Studienergebnissen Personen mit einer Corona-Infektion erheblich anfälliger für kreisrunden Haarausfall als nicht infizierte Personen. So seien von 10.000 Studienteilnehmern, die einmal positiv auf Covid-19 getestet wurden, rund 43,19 von einem solch radikalen Haarverlust betroffen gewesen. Bei Personen, die noch nie mit Corona infiziert waren, fiel dieser Wert dagegen mit 23,61 pro 10.000 Teilnehmern deutlich geringer aus.
Ob es sich in jedem der Fälle zwingend um die Autoimmunkrankheit Alopecia Areata handelt oder nur um einen kurzfristigen Haarausfall, dem sogenannten telogenem Effluvium, über den die New York Times bereits 2022 als Begleiterscheinung einer Corona-Infektion berichtete, geht dagegen nicht aus der Studie hervor.
Haarausfall und Corona: Auch andere Faktoren könnten eine Rolle spielen
"Unsere Studie zeigt eine signifikant erhöhte Inzidenz und Prävalenz von kreisrundem Haarausfall nach einer Covid-19-Infektion, selbst nach Adjustierung um Einflussfaktoren wie Alter und Geschlecht", so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrem Paper.
Gleichzeitig geben die Autoren Mängel ihrer Studie in Sachen kausaler Evidenz zu. Denn den stichhaltigen Beweis für einen direkten Zusammenhang zwischen Covid-19 und leichtem beziehungsweise krankhaftem kreisrundem Haarausfall bleiben sie nach eigenen Angaben schuldig, demnach seien auch die Ergebnisse nur begrenzt belastbar. Hinweis: Limitationen und weitere Auffälligkeiten werden bei Studien durch die Autoren immer mitangegeben.
Andere Faktoren, wie psychischer Stress während der Pandemie, könnten ebenfalls Einfluss auf den Haarausfall der betroffenen Probanden gehabt haben. Für fundiertere Ergebnisse müsse man sich dem Phänomen mit weiteren Untersuchungen nähern, so die Wissenschaftler.