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Corona in Großbritannien: Ein Wettlauf mit der Zeit: Briten lassen sich gegen Omikron boostern

Corona in Großbritannien

Ein Wettlauf mit der Zeit: Briten lassen sich gegen Omikron boostern

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    In London (hier ein Blick in die U-Bahn) gehen die Coronazahlen inzwischen wieder steil nach oben.
    In London (hier ein Blick in die U-Bahn) gehen die Coronazahlen inzwischen wieder steil nach oben. Foto: James Manning, dpa

    Ob in London, Bristol oder Liverpool – am Mittwoch bildeten sich überall in Großbritannien lange Schlangen vor Arztpraxen, kleinen Kliniken und vor Apotheken. Viele kamen schon in den frühen Morgenstunden, um sich dann dem liebsten britischen Hobby zu widmen: sich geduldig anstellen. Am Vortag warteten manche bis zu sieben Stunden, um die begehrten Booster zu bekommen.

    Seit Montag folgen die Menschen in Großbritannien dem Aufruf von Premierminister Boris Johnson, sich so schnell wie möglich eine dritte Impfung zu holen. Täglich sollen bis zu einer Million Menschen eine Spritze erhalten. Darüber hinaus wurden am Dienstagabend im Parlament weitere Maßnahmen verabschiedet zur Eindämmung der Omikron-Variante in England. Dazu gehört der selbst in der konservativen Regierungspartei umstrittene „Covid Pass“. Erwachsene müssen nun nachweisen, dass sie doppelt geimpft sind oder negativ getestet wurden, wenn sie Nachtclubs, Sport- und andere Großveranstaltungen besuchen wollen.

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    Omikron macht schon 50 Prozent der Corona-Fälle in Großbritannien aus

    Die Omikron-Variante breitet sich rasant aus – vor allem in London. Die Mutation macht in der Hauptstadt nach ersten Analysen inzwischen mehr als 50 Prozent der Fälle aus. Die Zahl der Coronavirus-Patienten in den Krankenhäusern ist dort auf rund 1360 gestiegen. Das ist der höchste Stand seit Anfang März. In ganz Großbritannien wurde die Zahl der Infektionen mit der neuen Variante auf 200.000 pro Tag geschätzt, diese Zahl ist jedoch umstritten, da sie weit über der von der Regierung veröffentlichen Zahl von rund 60.000 Neuansteckungen insgesamt liegt. Offiziell lag die Inzidenz landesweit zuletzt bei 514.

    Corona-Regeln: Wales, Nordirland und Schottland gingen strenger als England vor

    Dabei ist es Experten zufolge kein Zufall, dass ausgerechnet London besonders stark von der Welle betroffen ist. Denn während die Regionalregierungen in Wales, Nordirland und Schottland längst strengere Maßnahmen einführten, verzichtete Johnson in England seit dem so genannten Freedom Day am 19. Juli dieses Jahres auf Beschränkungen wie eine Maskenpflicht und Abstandsregeln.

    Die Zahl der Neuinfektionen ist dort seitdem auf einem hohen Niveau und pendelte sich zwischen 30.000 und 50.000 am Tag ein. Die Zahl der an oder mit Covid-19 Gestorbenen lag seit dem Sommer an den meisten Tagen zwischen 100 und 200 pro Tag. Kritiker bezeichneten das Abschaffen der Restriktionen deshalb als zynisches Experiment. Es scheint nun, als würden sie recht damit behalten.

    Boostern mit Biontech und Moderna: Auch Apothekern und Ehrenamtliche dürfen impfen

    Die Booster-Kampagne ist damit ein Rennen gegen die Zeit. Aktuell haben 36 Prozent der Bevölkerung in Großbritannien eine Auffrischungsimpfung erhalten. Zum Vergleich: In Deutschland waren es zuletzt 24 Prozent. Am Dienstag bekamen eine halbe Million Briten eine Spritze. Beeindruckend ist dabei die Schnelligkeit, mit der man die Impfzentren eingerichtet hat. Im Unterschied zu Deutschland injizieren in Großbritannien beispielsweise auch Apotheker und ehrenamtliche Helfer die Vakzine. Auf der Insel setzt man bei der Auffrischung auf Biontech und Moderna.

    Probleme bei der Buchung von Impfterminen und den Mangel an Schnelltests begründetet der britische Verkehrsminister Grant Shapps gestern mit logistischen Problemen: „Es gibt zwar viele Vorräte.“ Man käme aber mit den Lieferungen nicht hinterher.

    Mit den Booster-Impfungen und dem am Dienstag verabschiedeten Maßnahmen-Paket verfolgt man vor allem ein Ziel: eine Überlastung des nationalen Gesundheitssystems NHS zu verhindern. Denn der Mangel an Personal und finanziellen Mitteln führte dazu, dass zuletzt immer weniger Krankenhausbetten zur Verfügung stehen. Deshalb wurden die Krankenhäuser in England angewiesen, so viele Patienten wie möglich zu entlassen, um auf den möglichen Ansturm von Covid-Patienten vorbereitet zu sein.

    Zudem fanden die Briten eine weitere Lösung: So wurden kurzerhand Hotels in temporäre Pflegeeinrichtungen umgewandelt. Und mit eilends aus Spanien und Griechenland eingeflogenen Arbeitern besetzt.

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