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Corona-Immunität: Warum stecken sich nicht alle an?

Infektionsgefahr

Corona-Immunität: Warum stecken sich manche Menschen nicht an?

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    Einige Personen haben noch kein Corona gehabt. Das kann unterschiedliche Gründe haben.
    Einige Personen haben noch kein Corona gehabt. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Foto: Oliver Berg, dpa (Symbolbild)

    Es gibt immer noch zahlreiche Personen, die sich noch nie mit Covid-19 angesteckt haben. Teils trotz engem Kontakt zu Infizierten. Wie ist das möglich? Zunächst einmal ist Immunität sehr individuell und von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt. Mehrere Studien geben darüber hinaus Aufschluss.

    Studie: Besondere Gen-Variante schützt vor Corona-Symptomen

    In den USA haben Forschende eine Erklärung dafür gefunden, warum sich manche Menschen nur asymptomatisch mit Corona anstecken. Jill Hollenbach von der University of California in San Francisco und ihr Team vermuten, dass diese Menschen über eine besondere Variante der Gene verfügen, die das "Humane Leukozyten Antigen" - kurz HLA - codieren. 

    In der Studie haben die Forschenden laut mdr.de herausgefunden, dass Menschen mit der Mutation HLA-B15 Botenstoffe herstellen können, die den sogenannten "Killer-T-Zellen" helfen, Sars-CoV-2 sogar dann zu erkennen, wenn das Immunsystem nie zuvor Kontakt mit dem Virus hatte. Die T-Zellen können dann einen Eiweißbaustein in dem Virus bekämpfen, der in ähnlicher Form auch in den gewöhnlichen Erkältungscoronaviren vorkommt. Die Rede ist daher bei den Betroffenen von einer Kreuzimmunität, die durch HLA-B15 vermittelt wird.

    Hollenbach und ihr Team konnten für die Studie auf die Daten von rund 30.000 Knochenmarkspendern zugreifen. Davon hatten sich 1428 Personen bis April 2021 - also noch bevor es die Corona-Impfung gab - mindestens einmal positiv auf Covid-19 getestet. 136 Personen waren trotz positivem Corona-Test mindestens zwei Wochen lang symptomfrei geblieben. 

    In der Gruppe ohne Symptome stellten die Forschenden bei rund 20 Prozent die HLA-B15-Mutation fest, in der Gruppe mit Symptomen trugen nur 9 Prozent das Gen. Die Studie kommt daher zu dem Schluss, dass das Immunsystem von Menschen mit der Gen-Mutation die Viren vermutlich schneller beseitigen kann. Laut mdr.de scheint die Mutation außerdem auch bekannte Risikofaktoren wie Übergewicht, Vorerkrankungen und hohes Alter ausgleichen zu können. 

    Laut Hollenbach und ihrem Team haben die Ergebnisse der Studie "wichtige Auswirkungen auf das Verständnis der frühen Infektion und der Mechanismen, die der frühen viralen Abwehr zugrunde liegen". Daher könnte die Studie, die am 19. Juli 2023 im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde, eine Grundlage für die "Verfeinerung der Impfstoffentwicklung und der therapeutischen Optionen bei der frühen Krankheit bilden".

    Corona-Studie: Forscher finden Protein, das vor Ansteckung schützt

    Forschende aus Australien haben ein Protein entdeckt, dass die Corona-Immunität mancher Menschen erklären könnte. Ihre Ergebnisse hat die Gruppe am 9. Februar 2023 im Fachmagazin PLOS Biology veröffentlich. Genomik-Professor Greg Neely, Doktor Lipin Loo und Matthew Waller haben das Protein LRRC15 (leucine-rich repeat-containing protein 15) entdeckt, das in der Lunge wie ein Klettverschluss an Sars-CoV-2 haftet und das Virus damit außer Gefecht setzt. Ganz konkret dockt LRRC15 an das Spike-Protein von Sars-CoV-2 an und verhindert damit, dass andere Zellen infiziert werden.

    In ihrer Studie haben die Forscher die Lungen von Menschen untersucht, die an Covid-19 oder anderen Krankheiten gestorben sind. In den Lungen von Patienten mit schweren Corona-Verläufen konnten besonders große Mengen des neuen Proteins festgestellt werden. Dem britischen The Guardian sagten die Forscher, LRRC15 sei vor einer Corona-Infektion nicht bei Menschen nachweisbar. Deshalb gehen Greg Neely, Lipin Loo und Matthew Waller davon aus, dass das Protein Teil einer neuen Immunbarriere ist, die vor schweren Covid-19-Verläufen schützt und die Immunreaktion des Körpers aktiviert. Warum sind die Patienten trotzdem gestorben? Den Forschern zufolge könnte die LRRC15-Produktion zu spät eingesetzt oder zu geringe Mengen hervorgebracht haben, um zu helfen.

    Eine Studie aus London unterstützt die Theorie der Forscher. Bei Blutuntersuchungen konnte bei Patienten mit einem milden Corona-Verlauf ein höherer Spiegel des Proteins festgestellt werden, als bei Menschen mit schwerem Verlauf. Die Hoffnung der Forscher aus Australien ist nun, dass auf Basis von LRRC15 neue Medikamente entwickelt werden können, die Virusinfektionen blockieren.

    Corona-Studie: Manche Menschen sind resistent gegen Corona

    Auch in anderen Studien wurde die Immunität mancher Menschen untersucht. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Manche Menschen sind gegen das Coronavirus schlicht resistent. Das haben britische Forscher herausgefunden und in einer Studie in der Fachzeitschrift Nature erläutert, die im November 2021 erschien. Dabei spielen T-Zellen eine Hauptrolle.

    Dabei handelt es sich um weiße Blutkörperchen, die körperfremde Strukturen erkennen und das erworbene Immunsystem darstellen können. Bei der Untersuchung von 58 Klinikmitarbeitern kam das Forscherteam um Leo Swadling offenbar auf einen Zusammenhang von Corona-Infektionen und T-Zellen. Diese Klinikmitarbeiter bringen zwar ein hohes Infektionsrisiko mit, steckten sich aber dennoch nicht an. 20 der Personen wiesen ein erhöhtes Level von T-Zellen auf, bei 19 wurde von den Forschern ein Immunprotein namens IFI27 entdeckt.

    Immunprotein IFI27 als wichtiges Indiz bei einer Corona-Infektion

    Das Immunprotein IFI27 soll darauf hindeuten, dass die jeweilige Person bereits Kontakt mit dem Coronavirus hatte. Das wollen zumindest die britischen Forscher herausgefunden haben. Sie haben die Theorie, dass in einem solchen Fall eine Infektion erfolgte, allerdings durch eine Immunreaktion des Körpers abgebrochen wurde. Als möglichen Grund sehen die Forscher eine rasante Bekämpfung des Virus durch T-Zellen. So könne sich Covid-19 im Körper nicht oder kaum vermehren.

    In der Folge entgingen die Probanden dadurch einer Corona-Infektion, da diese abgebrochen wurde. Allerdings könnten laut den Forschern die T-Zellen auch auf eine andere Corona-Ansteckung als Covid-19 hindeuten. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Erkältung handeln, die saisonal auftritt.

    Corona-Resistenz hängt mit T-Zellen zusammen

    Im Januar 2022 erschien eine weitere Studie in Nature, die sich mit der spannenden Frage beschäftigt, warum manche Menschen gegen Corona immun zu sein scheinen. Forscher des Imperial College London bestätigten die Bedeutung der T-Zellen – und fanden außerdem eine Evidenz für die Wirksamkeit einer Kreuzimmunität. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass kreuzreaktive Gedächtnis-T-Zellen Personen ohne vorherigen Kontakt mit SARS-CoV-2 vor einer solchen Infektion schützen", fassen die Wissenschaftler ihre Studie zusammen. Für diese hatten sie 52 Personen untersucht, die nachweislich Kontakt zum Coronavirus hatten, aber von denen sich nur die Hälfte infiziert hatten. Durch Blutproben kamen interessante Erkenntnisse heraus:

    "Unsere Studie liefert den bisher deutlichsten Beweis dafür, dass T-Zellen, die durch Erkältungs-Coronaviren hervorgerufen werden, eine schützende Funktion gegen eine SARS-CoV-2-Infektion besitzen", erklärte außerdem Ajit Lalvani, Seniorautor der Studie: "Diese T-Zellen bieten Schutz, indem sie Proteine im Inneren des Virus angreifen und nicht das Spike-Protein auf der Virusoberfläche." Bedeutet nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie: Wer sich noch nie mit Corona angesteckt hat, der hat der Studie zufolge zu hoher Wahrscheinlichkeit ein hohes Level an kreuzreaktiven T-Zellen. Diese sorgen gleichzeitig dafür, dass das Risiko sinkt, einen schweren Verlauf zu erleiden. Die Erkenntnisse der Studie haben einen hohen Wert bei der Weiterentwicklung von Impfstoffen. Und sie zeigen: Wer sich noch nicht mit dem Coronavirus angesteckt hat, der hat wohl keine schlechten Chancen, dass das auch so bleibt.

    Keine Corona-Ansteckung: Auch die Blutgruppe kann eine Rolle spielen

    Französische Wissenschaftler zeigten in einer Studie, dass auch die Blutgruppe einen Einfluss auf die Ansteckung mit Sars-CoV-2 haben kann. Demnach steigt das Infektionsrisiko, wenn die Blutgruppen der beteiligten Personen zueinander passen - wie bei einer Blutspende. Wenn also die erkrankte Person und eine gesunde Person beide dieselbe Blutgruppe haben, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung. Auch wenn der Erstinfizierte die Blutgruppe 0 und der Angesteckte die Blutgruppe A hat, ist das der Fall. Die Ansteckungswahrscheinlichkeit sank in der Studie hingegen, wenn der Infizierte eine Blutgruppe hat, die der andere bei einer Blutspende nicht verträgt. Somit ließe sich auch erklären, warum Menschen mit Blutgruppe 0 das geringste Infektionsrisiko haben. Denn Blutgruppe 0 ist zwar verträglich für alle anderen Blutgruppen, kann jedoch nur Spenden der eigenen Blutgruppe entgegennehmen.

    Corona bekämpfen: Es kommt auch auf eine gesunde Lebensweise an

    Neben erblich bedingten Voraussetzungen gibt es auch anderweitig Möglichkeiten, die Gefahr einer Corona-Ansteckung einzudämmen. Dazu gehört zum Beispiel das Vermeiden größerer Menschenmassen, das Nutzen eines Mund-Nase-Schutzes sowie die üblichen Vorgehensweisen, welche der Gesundheit zugute kommen. Sechs Tipps, die das Immunsystem wappnen – auch gegen Viruserkrankungen –, haben wir hier zusammengefasst.

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