Das Infektionsschutzgesetz ändert sich immer weiter und die Corona-Bestimmungen fallen in Deutschland nach und nach. Doch führende Virologen und Politiker warnen, dass damit auch die Vorsicht der Bürger gegenüber Covid-19 nachlässt. Mitten in dieser ungewissen Situation sorgen nun Studien für Aufsehen, welche sich mit der Frage beschäftigen, welchen Einfluss die Blutgruppe auf Corona-Infektionen und schwere Verläufe haben. Eine brisante Frage in Zeiten der Lockerungen.
Corona-Infektion: Studien erforschen Verhältnis zwischen Blutgruppe und Verlauf
Forschungen rund um diese Fragestellung gab es bereits nach Aufkommen der Corona-Pandemie. Es ging bei den Forschungsarbeiten immer um die Wahrscheinlichkeit, im Falle einer Ansteckung mit Covid-19 einen schweren Verlauf zu erleiden, und um die generelle Infektionswahrscheinlichkeit. Diese Parameter wurden mit der jeweiligen Blutgruppe der Probanden in Verbindung gebracht.
2020 gab es bereits erste Ergebnisse, wonach sich Infektion und Verlauf tatsächlich maßgeblich an der Blutgruppe entscheiden. In einer Studie einer Gemeinschaft, bestehend aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und einem norwegischen Forscherteam, kam heraus, dass ein Zusammenhang zwischen den Blutgruppen 0 und A und einem Verlauf besteht.
"Signifikant mehr Covid-19-Patientinnen und -Patienten hatten im Vergleich zur Normalbevölkerung Blutgruppe A", erklärte mit Professor Dr. Andre Franke der Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie an der Kieler Universität: "Umgekehrt wiesen signifikant weniger Patientinnen und Patienten die Blutgruppe 0 auf, das heißt diese Blutgruppe bietet einen um 50 Prozent erhöhten Schutz vor einer ernsten Covid-19-Erkrankung."
Studie aus Frankreich bestätigt: Blutgruppen entscheiden über Corona-Ansteckung
Eine aktuelle Studie kommt nun zu einem ähnlichen Ergebnis. Adrien Breiman und Rachida Boukhari von der Universität Nantes haben die Forschung in diesem Bereich weitergeführt und die Ergebnisse in der Zeitschrift Frontiers in Microbiology veröffentlicht.
Die "sekundäre Attackrate" stand dabei im Mittelpunkt. Dabei handelt es sich um die Fälle, in denen die Person eines Haushaltes infiziert ist und eine andere Person ansteckt, die im selben Haushalt wohnt. Laut der französischen Studie kam es in 47,2 Prozent der Fälle zu einer Ansteckung, wenn die Blutgruppen der betreffenden Personen kompatibel waren. Ein Beispiel: Wenn die erkrankte Person die Blutgruppe 0 hat, dann sind die drei anderen Blutgruppen A, B und AB kompatibel. Im umgekehrten Fall kam es nur zu 27,9 Prozent zu einer Ansteckung.
"Insgesamt können unsere Beobachtungen erklären, warum bei Personen der Blutgruppe 0 häufiger ein partieller Schutz auftritt als bei Personen der Blutgruppen A und B", erklären Boukhari und Breiman ihre Forschung. Nach dieser wären Menschen mit der Blutgruppe AB am ehesten gefährdet, sich mit Corona zu infizieren. Personen mit der Blutgruppe 0 wären am besten geschützt, wären aber wohl im Schnitt für die meisten Ansteckungen verantwortlich.