Dass eine Corona-Erkrankung zu Langzeitfolgen führen kann, vermuten Ärztinnen und Ärzte schon länger. Eine neue Studie aus Dänemark fand nun heraus, dass Menschen, die sich mit Covid-19 infiziert haben, ein deutlich höheres Risiko für neurologische Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson haben. Allerdings gibt es auch schon bereits bekannte Viren, die diese Krankheiten auslösen können.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der neurologischen Abteilung des Rigshospitalet in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen untersuchten für die Studie Daten von rund 920.000 Däninnen und Dänen im Zeitraum zwischen Februar 2020 und November 2021. Die Ergebnisse der Studie wurden auf dem 8. Kongress der Europäischen Akademie für Neurologie (EAN) vorgestellt, der vom 25. bis 28. Juni in Wien stattfindet.
Daten von fast einer Million Menschen wurden für die Corona-Studie analysiert
Von den 920.000 Personen waren 43.375 bereits an Corona erkrankt und wurden ambulant oder stationär behandelt. Die restlichen 876.356 hatten sich im Untersuchungszeitraum nicht infiziert.
Im Vergleich dazu schauten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch Daten von Personen an, die im gleichen Zeitraum an Grippe erkrankt waren. Das Ergebnis: Auch Influenza führt zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit an Alzheimer oder Parkinson zu erkranken.
Die genauen Zahlen der Studie belegen, dass Personen, die sich mit Covid-19 infiziert haben ein 3,5-fach erhöhtes Risiko für Alzheimer haben. Für Parkinson ergab sich ein 2,6-fach erhöhtes Risiko. Bei einem Hirninfarkt (ischämischen Schlaganfall) war die Wahrscheinlichkeit um das 2,7-fache und bei einer Hirnblutung (intrazerebrale Blutung) um das 4,8-fache angestiegen.
Das Risiko für Alzheimer und Parkinson ist nach Corona identisch zu Influenza
Bei dem Vergleich mit den Grippe-Erkrankten zeigt sich allerdings auch, dass das Risiko für neurologische Erkrankungen bei einer Corona-Infektion nicht signifikant höher ist, als bei Personen, die sich mit Influenza oder einer anderen Krankheit der Atemwege angesteckt haben.
Es gab nur eine Ausnahme: Menschen, die sich mit Covid-19 infiziert haben, haben ein 1,7-fach höheres Risiko für einen Hirninfarkt im Vergleich zu Grippe und einer bakteriellen Lungenentzündung bei Personen über 80 Jahren.
„Mehr als zwei Jahre nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie sind die genaue Art und die Entwicklung der Auswirkungen von Covid-19 auf neurologische Erkrankungen noch immer nicht geklärt“, sagt der Neurologe und Hauptautor der Studie Pardis Zarifkar vom Rigshospitalet.
Bei vorherigen Untersuchungen habe man zwar einen Zusammenhang mit Covid-19 und neurologischen Erkrankungen festgestellt, allerdings sei unklar gewesen, ob dadurch auch die Häufigkeit von Alzheimer und Parkinson erhöht wird, erklärt Zarifkar. Auch sei es nicht sicher gewesen, ob sich Corona von viralen Atemwegsinfektionen unterscheide.
Die Häufigkeit anderer neurogenerativer Erkrankungen war nach Corona nicht erhöht
Jetzt ist klar: Menschen, die sich mit Covid-19 infiziert haben, erkranken nicht häufiger an neurologischen Erkrankungen als Personen mit Grippe oder anderen Atemwegserkrankungen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten außerdem herausfinden, dass andere neurogegenerative Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Autoimmunerkrankungen wie Guillain-Barré-Syndrom, Myasthenia gravis oder Narkolepsie nach einer Corona- und Grippe-Erkrankung sowie nach einer Lungenentzündung nicht häufiger auftraten.
„Diese Ergebnisse werden dazu beitragen, unser Verständnis der langfristigen Auswirkungen von Covid-19 auf den Körper und der Rolle, die Infektionen bei neurodegenerativen Erkrankungen und Schlaganfällen spielen, zu erweitern“, sagt Pardis Zarifkar.