Seit das kalifornische Unternehmen Open AI vor wenigen Wochen den Text-Roboter ChatGPT öffentlich nutzbar gemacht hat, sind auf der ganzen Welt nicht nur viele Computerexperten förmlich elektrisiert. Der Textroboter ist eine Künstliche Intelligenz (KI), mit der man sich regelrecht unterhalten kann. Man kann ihr Fragen stellen und sie weiß zumindest zu sehr vielen Themen eine gute Antwort und lernt rasch dazu. Sie übersetzt im Handumdrehen jeden Text immer fehlerfreier in viele Sprachen und schreibt auf Wunsch auch (Schul-)Aufsätze, Reden oder Computerprogramme in Sekundenschnelle. Und mit jeder Frage und jeder Antwort lernt das Programm weiter. Nicht wenige, die den Textbot ausprobiert haben, fühlen sich nun an die KI namens Skynet im Science-Fiction-Klassiker „Terminator“ erinnert, die so intelligent wird, dass sie der Menschheit überlegen wird und sie angreift. Doch welche Chancen und Risiken stecken nun wirklich in dieser neuen Technologie?
ChatGPT und Co., aber: "Der Terminator kommt nicht"
„Zunächst einmal muss man beruhigen und sagen: Der Terminator kommt nicht“, betont der Informatiker Gordon Rohrmair, Präsident der Hochschule Augsburg, gegenüber unserer Redaktion. Schließlich handelt es sich – sozusagen lediglich – um ein Programm der Texterzeugung, das wohl kaum Menschen attackieren könnte. „Aber auch bei uns an der Hochschule ist ChatGPT ein Riesenthema und man kann von einer Revolution sprechen, die gerade stattfindet. Eine Revolution, die unser Leben grundlegend verändern wird“, so der Hochschulpräsident.
Zukunft mit KI: Viele Programmiererinnen und Programmierer werden überflüssig
Viele Verwaltungsvorgänge in unserem Alltag würden künftig von weiterentwickelten Versionen des ChatGPT problemlos blitzschnell und mit nur wenig Arbeit für den Menschen abgewickelt werden. Die Grundsteuererklärung etwa, die derzeit viele Immobilienbesitzer stresst, wäre weitgehend automatisierbar. Klinikpersonal würde von Dokumentationspflichten entlastet, Übersetzungen von Fremdsprachen sind künftig kein Problem mehr. Den größten Teil der Computerprogramme, die bisher noch Menschen schreiben – Rohrmair schätzt etwa 80 Prozent der Arbeit –, leistet bald die KI. „Letzteres Beispiel zeigt aber auch, dass diese Entwicklung wohl viele Arbeitsplätze wegrationalisieren oder verändern wird.“
Wie Künstliche Intelligenz etwa in Afrika helfen kann
Auf der anderen Seite werde die Künstliche Intelligenz vielen Menschen helfen: „Senioren, die sich das Einrichten eines Rechners bislang von den Kindern und Enkeln vornehmen ließen, reden bald einfach mit der KI – und werden dadurch selbstständiger.“ Viele einfachere Diagnostiken in der Medizin können laut Rohrmair schon bald von einer KI vorgenommen werden. „Das ist für uns hier vielleicht nicht so wichtig, aber für viele Menschen etwa in Afrika, wo es kein engmaschiges Ärztenetzwerk gibt, kann das sehr wichtig, sogar lebenswichtig werden.“ Rohrmair verweist darauf, dass man die KI kritisch sehen müsse, sie aber eben auch viele Chancen berge.
Seitens des Datenschutzes wird das Thema ebenfalls intensiv beäugt. Kai Engelbrecht von der Geschäftsstelle des Landesbeauftragten für den Datenschutz sieht unter anderem Handlungsbedarf im Schul- und Hochschulwesen, wo der Text-Roboter prüfungsrelevante Texte schreiben könnte. Der Landesbeauftragte werde den Weg von Anwendungen wie ChatGPT darum genau beobachten, so Engelbrecht gegenüber unserer Redaktion.