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Comichelden: Asterix kommt ins Kino: Film und Comic ernten Kritik

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Asterix kommt ins Kino: Film und Comic ernten Kritik

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    Muntere Zeichnungen, müder Text: Doppelseite aus dem illustrierten Album "Asterix – Im Reich der Mitte", das bei Story House Egmont erschienen ist.
    Muntere Zeichnungen, müder Text: Doppelseite aus dem illustrierten Album "Asterix – Im Reich der Mitte", das bei Story House Egmont erschienen ist. Foto: ASTERIX® – OBELIX® – IDEFIX – © 2023 LES ÉDITIONS ALBERT RENE

    Vielleicht hätte der Hinweis noch größer auf den Heftumschlag gedruckt werden sollen. "Bilder-Geschichte zum Film" steht da. Nun mag man einen Comic-Band gemeinhin für eine Bilder-Geschichte halten, ein Band mit Panels genannten Einzelbildern samt Sprechblasen ist "Asterix – Im Reich der Mitte" aber nicht. Und so spricht aus zahlreichen Online-Bewertungen herbe Enttäuschung und Ärger. Der Verlag selbst spricht von "Zeichnungen im klassischen Asterix-Stil", die die Wartezeit bis zum deutschen Kinostart am 18. Mai "versüßen".

    In Dutzenden Ländern lief der Film "Asterix & Obelix im Reich der Mitte" bereits an. Ein Realfilm, der nicht auf einem "Asterix"-Comic basiert und die Kult-Gallier erstmals nach China führt. Wun Da, Tochter der Kaiserin, benötigt deren Hilfe, ihre Mutter wird gefangen gehalten. Die Besetzung ist hochkarätig, sogar Fußball-Ikone Zlatan Ibrahimović tritt auf – als Römer Antivirus. Obelix-Darsteller Gérard Depardieu, dem vor knapp zwei Wochen 13 Frauen im französischen Nachrichtenportal Mediapart sexuelle Gewalt vorwarfen, spielt keine Rolle mehr.

    Der Kino-Film "Asterix & Obelix im Reich der Mitte" ist hochkarätig besetzt, unter anderem mit Marion Cotillard. Hier posiert sie vor Fotografen bei den 75. Internationalen Filmfestspielen von Cannes.
    Der Kino-Film "Asterix & Obelix im Reich der Mitte" ist hochkarätig besetzt, unter anderem mit Marion Cotillard. Hier posiert sie vor Fotografen bei den 75. Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Foto: Doug Peters, dpa (Archivbild)

    In Frankreich gab es einen Skandal um den Asterix-Film

    Der Film wurde zum internationalen Kassenschlager. Ausgerechnet dort, wo die Gallier leben, in Frankreich, startete er zwar fulminant und hatte seit Februar 4,5 Millionen Besucher. Doch bei vielen von ihnen und bei der Filmkritik kam er schlecht an. Der Hauptvorwurf, dass es an Witz fehle, traf nicht nur Regisseur, Drehbuchautor und Asterix-Darsteller Guillaume Canet. Sondern auch seine Partnerin, Schauspiel-Star Marion Cotillard, als Kleopatra. Es gab zudem einen kleinen Skandal. Die Zeitung Libération wollte herausgefunden haben, dass ein großer Teil jener, die dem Film auf einem beliebten Online-Kino-Portal die Bestnote verliehen, neu gegründete Profile waren. Ging es nicht mit rechten Dingen zu?

    Bis sich deutsche Fans eine Meinung über den Film bilden können, müssen sie mit der "Bilder-Geschichte" vorliebnehmen. Zur Kritik an ihr sagt Wolf Stegmaier, Publishing Director Books bei Story House Egmont: Vor allem bei Online-Käufen komme es häufiger dazu, dass Kunden annähmen, es handele sich um ein Comic-Album. "Wir kommunizieren äußerst offensiv, dass es sich um ein illustriertes Album zum Film handelt". Schon andere Sonderbände wie "Asterix erobert Rom" (2016) wurden kritisiert. Ihn nannte eine Journalistin ein "lieblos zusammengeschustertes Bilderbuch" und "das verunglückte Album zum Film" – dem von 1976.

    Den Text in "Asterix – Im Reich der Mitte" kann man getrost vergessen

    "Asterix – Im Reich der Mitte" ist nicht verunglückt, was an Zeichner Fabrice Tarrin liegt, dessen Stil an den von Morris ("Lucky Luke") erinnert. Im Unterschied zum Strich Didier Conrads, Zeichner der regulären "Asterix"-Alben, sind seine Figuren weniger detailliert und "runder", was mit den großflächigen Tableaus bisweilen wie 3-D-animiert wirkt und "Asterix" auf diese Weise behutsam modernisiert.

    Den Text "nach dem Film von Guillaume Canet" kann man dagegen getrost vergessen, zu sehr liest er sich wie ein Drehbuch. Wo sich durch die Kombination von Zeichnungen und Sprechblasen sonst Situationskomik einstellt, verfährt die "Bilder-Geschichte" nach dem Motto "Witz komm raus, du bist umzingelt!". Was sich so liest: "'Ich weiß nicht, Obelix (...) der Zaubertrank – wer sagt uns, dass der unserem Körper nicht schadet? Vielleicht sind wir da zu blauäugig?' Blaue Augen erwarten vor allem die beiden römischen Legionäre, die unseren Galliern über den Weg laufen!" Höchste Zeit, dass am 26. Oktober der 40. "Asterix"-Band "Die weiße Iris" erscheint – ein Comic-Album mit Panels samt Sprechblasen.

    Das Buch Olivier Gay (Text)/Fabrice Tarrin (Zeichnungen)/Klaus Jöken (Übersetzung): "Asterix – Im Reich der Mitte". Egmont Ehapa Media/Story House Egmont, 48 Seiten, 7,99 Euro (Softcover)

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