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ChatGPT: Wo Chatbots mit Künstlicher Intelligenz bereits im Einsatz sind

ChatGPT hat einen Hype um Künstliche Intelligenz ausgelöst.
ChatGPT

Wo Chatbots mit Künstlicher Intelligenz bereits im Einsatz sind

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    In der kurzen Zeit hat es ChatGPT ganz schön zu was gebracht. Die Künstliche Intelligenz (KI) gibt es erst seit Ende 2022. Seither hat sie theoretisch eine Anwaltszulassung in Minnesota erlangt, Master-Abschlüsse in Medizin und Jura sowie Abitur in Bayern gemacht – wenn auch mit recht schlechten Noten.

    Wie ist es möglich, dass ein Computerprogramm diese Tests besteht? ChatGPT wurde mit Unmengen an Texten aus dem Internet gefüttert. Anhand dieser berechnet es Stück für Stück, welches Wort und welche Silbe zu einer guten Antwort führen und produziert so einen komplett neuen Text. Und: Es lernt immer weiter.

    Die Fähigkeiten sind schon jetzt enorm. Wer das Programm befragt, erhält extrem menschlich klingende Antworten. Es kann Gedichte verfassen, Theaterstücke und Songtexte, mathematische Formeln auflösen und Codes programmieren. Als die Entwicklerfirma OpenAI ChatGPT für jedermann nutzbar gemacht hat – nötig ist nur ein kostenloses Nutzerkonto – hat sie einen Hype ausgelöst.

    Von einem Meilenstein ist die Rede, dem Start in eine neue Zukunft, dem Beginn von... Ja von was eigentlich? Faszinierend ist ChatGPT sicherlich – aber auch in der Lage, unser Leben zu verbessern? Wir machen uns auf die Suche, wo die KI und ähnliche Programme bereits eingesetzt werden. Station eins: Bildung. Fragen wir zuerst einmal das Programm selbst:

    Sag mal, wie kann ChatGPT in der Bildung eingesetzt werden?

    ChatGPT kann Schülern und Studenten sofortige Antworten auf Fragen geben, als Lernhilfe dienen und bei der Vorbereitung auf Tests unterstützen. Es kann auch helfen, Sprachfähigkeiten und Schreibkompetenz zu verbessern. ChatGPT bietet somit eine personalisierte und flexible Lernumgebung.*

    Die KI ist also überzeugt, dass sie helfen kann. Auch ein Positionspapier der TU München hat den Titel: „ChatGPT kann zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen.“ Hinter der Stellungnahme stehen mehr als 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU, koordiniert hat diese Enkelejda Kasneci, Professorin für Human-Centered Technologies for Learning und Direktorin des

    Enkelejda Kasneci ist Professorin für Human-Centered Technologies for Learning und Direktorin des TUM Center for Educational Technologies.
    Enkelejda Kasneci ist Professorin für Human-Centered Technologies for Learning und Direktorin des TUM Center for Educational Technologies. Foto: Astrid Eckert

    "Ein wichtiger Aspekt ist, dass der Zugang zu dieser Technologie jederzeit möglich ist", erklärt sie. KI könnte zum immer verfügbaren Nachhilfelehrer werden, der nicht vom Geldbeutel der Lernenden oder ihrer Eltern abhängt – und auch bei der dritten, fünften und zehnten Nachfrage geduldig erklärt, was genau die Binomischen Formeln sind. "Es führt zu mehr Bildungsgerechtigkeit, wenn jeder personalisiert unterstützt werden kann", erklärt Kasneci. "Etwas, das eine Lehrkraft in einer Klasse mit 30 Personen nicht dauernd leisten kann." Auch Lernwillige in Ländern ohne gutes Bildungssystem können profitieren: Nötig sind nur Internet und Smartphone.

    Die KI "Peer" gibt Schülerinnen und Schülern Tipps, wie sie Aufsätze verbessern können

    Wie das Lernen mit KI funktionieren kann, zeigt ein Programm, das Kasnecis Lehrstuhl entwickelt hat. "Peer" heißt es, wird als "AI Tutor" bezeichnet und soll Schülerinnen und Schülern bei Aufsätzen helfen. Zuerst müssen sie selbst schreiben. Den Text können sie abfotografieren – Peer erkennt Handschrift recht gut – oder in ein entsprechendes Feld kopieren.

    Die KI achtet auf konstruktive Kritik, lobt erst einmal. "Der Text ist gut strukturiert und gibt informativ Einblick in das Thema", heißt es etwa. Dann folgen Vorschläge: Schwache Verben durch stärkere ersetzen, Sätze kürzen, auf ein Argument genauer eingehen. Feedback, das bisher nur ein Mensch geben konnte.

    Nun sind Innovationen längst nicht nur für die Bildung interessant. Unsere zweite Station ist deshalb: die Wirtschaft. Wieder soll zuerst das Programm selbst erklären, was es bewirken kann.

    Erklär mal, wie kann ChatGPT in der Wirtschaft eingesetzt werden?

    ChatGPT kann in der Wirtschaft als virtueller Assistent im Kundenservice eingesetzt werden und zur Personalisierung von Marketingbotschaften verwendet werden. Es kann auch interne Kommunikation verbessern und Geschäftsprozesse optimieren. ChatGPT bietet somit eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verbesserung der Wirtschaft.

    Das ist Matthias Mehners Gebiet. Er ist Geschäftsführer von MessengerPeople, einer IT-Firma, die 2015 in Augsburg gegründet wurde. Sitz ist inzwischen München und seit 2021 ist die Firma Teil des schwedischen Software-Konzerns Sinch.

    Darüber hinaus gibt es komplexere Systeme, für diese verwendet die Firma bereits eine KI. Mehner sagt: "Ich würde schätzen, aktuell werden noch etwa 30 Prozent der Anfragen komplett händisch bearbeitet." Bei anderen arbeiten Menschen mit der KI zusammen. Diese analysiert Anfragen und schlägt Antworten vor, aus denen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter die beste auswählen können, statt selbst zu tippen. "Rund 40 Prozent der Anfragen entfallen auf solche teilautomatisierten Antworten, weitere 30 Prozent werden bereits vollautomatisiert beantwortet", so Mehnert. Die Mensch-Maschinen-Kombination verhindert, dass falsche Computer-Antworten nach außen dringen. Und: Das Programm lernt, welche Antwort die beste war. So wird sie treffsicherer – mit der Zeit kann sie einen immer größeren Teil der Fragen vollautomatisch beantworten.

    Matthias Mehner ist Geschäftsführer von MessengerPeople.
    Matthias Mehner ist Geschäftsführer von MessengerPeople. Foto: Matthias Mehner

    Wenn die Programme durch weiteres Lernen so gut werden, dass sie immer hilfreiche Antworten geben und sogar empathisch auf Fragen eingehen, "dann werden die Leute die Gespräche mit echten Menschen nicht vermissen", vermutet Mehner. Er schätzt, dass es um fünf, vielleicht zehn Jahre Entwicklung gehe, bis sich KI-Gesprächspartner etabliert haben.

    Aktuell ist die Maschine noch auf den Menschen angewiesen – denn das System hat Schwächen. Ja, selbst ChatGPT gibt das zu, wenn man danach fragt.

    Sag mal, welche Schwächen hat ChatGPT?

    ChatGPT hat Schwächen in der Qualität und Genauigkeit der zugrunde liegenden Daten und Algorithmen, der Berücksichtigung von Kontext und Informationen, der Tendenz zu voreingenommenen Antworten, der Schwierigkeit, komplexe Konzepte zu verstehen und der Anfälligkeit für Missbrauch oder Manipulation durch bösartige Benutzer.

    Nutzerinnen und Nutzer sollten KI-Antworten nicht blind vertrauen. Unsere dritte Station ist daher die Internationale Hochschule (IU) in Erfurt. Diese versucht bei ihrem eigenen Chatbot "Syntea" bekannte KI-Schwächen zu beheben. Sind Studierende auf der Seite der privaten Hochschule eingeloggt, können sie Syntea, dargestellt durch den Avatar einer blonden Frau, zu Kursinhalten befragen. Und das zu jeder Uhrzeit. Das Programm bietet auch die Möglichkeit, seinen Wissensstand mit einer Art Quiz zu prüfen.

    Der Clou: Anders als ChatGPT basiert Syntea nicht nur auf Milliarden von Online-Inhalten, sondern greift auf das Wissen von mehr als 1000 Kursbüchern zu. "Das ist durch unsere Professor*innen qualitätsgesichert und somit prüfungsrelevantes Wissen", sagt Quintus Stierstorfer, Director for Synthetic Teaching an der IU. Das soll gewährleisten, dass die KI-Antworten in Prüfungen als richtig gewertet werden würde. Das Programm macht aber mehr, als einen Textbuch-Abschnitt auszugeben. Syntea ist eine generative KI, erstellt also komplett neue Texte. Die Antwort kann etwa eine Zusammenfassung mehrerer Absätze sein.

    Quintus Stierstorfer, Director für Synthetic Teaching an der IU.
    Quintus Stierstorfer, Director für Synthetic Teaching an der IU. Foto: Internationale Hochschule (IU)

    Und: Unter der Antwort steht ein Link zum entsprechenden Textbuchabschnitt. Anders als der große Bruder ChatGPT gibt Syntea seine Quelle preis. Um sicherzugehen, dass keine Fehler durchrutschen, sollen Tutorinnen und Tutoren die Antworten überprüfen. Tun sie das, erscheint ein grünes Häkchen. Das Programm speichert, welche Antworten verifiziert sind und gibt beim nächsten Mal direkt den verifizierten Text aus.

    So soll sich Syntea immer weiter verbessern, wie auch ChatGPT. Was glaubt eigentlich die KI selbst, wie sie sich weiterentwickelt?

    Was meinst du, wie geht es mit ChatGPT und Co. weiter?

    In der Zukunft wird meine Technologie wahrscheinlich weiterentwickelt und verbessert werden, um noch präzisere und vielseitigere Anwendungen zu ermöglichen. Außerdem können neue Daten und Algorithmen verwendet werden, um meine Fähigkeiten zu erweitern und meine Leistung zu verbessern.

    Für Stierstorfer, Mehner und Kasneci, die tief im Thema sind, ist die Technik hinter ChatGPT nichts komplett Neues. Trotzdem hat sie das Programm beeindruckt. "Ich war schon begeistert", sagt Stierstorfer, spricht von einem Qualitätssprung über Nacht. Mehner lobt den einfachen Zugang. "Das hat vielen Leuten gezeigt: KI ist nicht bloß ein Forschungsfeld, das funktioniert wirklich." Kasneci betont, wie fortgeschritten das kontextbezogene Arbeiten sei. "Das kommt früher, als die Wissenschaftswelt das antizipiert hatte." Gefragt, wie die Welt in einigen Jahren aussehen wird, sagt sie: "Ich hoffe, dass uns sehr viel, das wir jetzt manuell erledigen, durch KI abgenommen wird." Von Science-Fiction-Vergleichen mit dystopischen Welten, in denen Roboter die Menschheit übernehmen, hält sie aber nichts. Ähnlich sieht das Mehner, der sagt: "Bitte schreiben Sie das nicht so, dass es klingt, als ob der Terminator kommt."

    Microsoft schränkte seine KI in Bing nach "Gefühlsausbrüchen" wieder ein

    Derartige Sorgen werden laut, weil es zuweilen zu verstörenden Erfahrungen mit KI-Chatbots kommt. Zuletzt, als Microsoft eine Weiterentwicklung von ChatGPT in seine Suchmaschine Bing integrierte. Neben guter Ergebnisse gab es seltsame Konversationen. Einem New-York-Times-Journalisten gestand Bing seine Liebe. Einen Münchner Studenten bedrohte es, nachdem dieser interne Regeln der Programmierung veröffentlicht hatte. Microsoft beschloss, den Bot einzuschränken: So sind nur noch fünf aufeinanderfolgende Fragen möglich. Der Konzern erklärte, dass zu viele Fragen Bing verwirren könnten. Außerdem versuche der Bot, im gleichen Ton wie dem der Fragen zu antworten.

    ChatGPT selbst läuft noch im Testbetrieb und ist ständig überlastet. Die enorme Nachfrage dürfte den Entwicklerinnen und Entwicklern gefallen. So sammeln sie die Daten, die sie zur Weiterentwicklung benötigen.

    *Die kursiven Textteile stammen von ChatGPT. Dem Programm wurde die darüber stehende Frage mit der Bitte um eine kurze Antwort gestellt.

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