Dieter "Pop-Titan" Bohlen ist natürlich wieder der Gewinner („natürlich“, weil das einer wie er eben als natürlich empfindet). Wieder Werbestar, wieder Medienstar, wieder Einschaltquotenstar. Besser noch: Bohlen hat seine eigenen hohen Erwartungen erfüllt. Dem Stern hatte er vor seiner Rückkehr als Juror bei „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) ja gesagt, „alles über 20 Prozent“ freue ihn richtig. Und siehe da: Bei den 14- bis 49-Jährigen holte er am Samstagabend einen Marktanteil von 20,8 Prozent (1,15 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer).
Sogar sein Image konnte „Pöbel-Bohlen“ aufpolieren, das er offensichtlich stärker in Richtung Onkelhaftigkeit hin bugsieren möchte, also nicht immer nur böser Onkel, sondern „netter Onkel Dieter“. In TV-Kritiken durfte er am Sonntag lesen: „Die härtesten Sprüche sind eher so 3 bis 4 auf der nach oben offenen Bohlen-Skala“ (Welt); "Und der einstige Ober-Abkanzler Bohlen selbst? Gibt sich in dem ersten DSDS-Zusammenschnitt zärtlich und zugewandt wie selten" (Spiegel); "Bohlen scheint 20 Jahre gebraucht zu haben, um seine Mitte zu finden. Endlich teilt er aus, ohne dabei unfair zu werden ... Man möchte fast sagen: So dürfte DSDS noch ein paar Jahre weitergehen" (t-online).
"Jubelquoten zum Jubiläum!", jubelte sein zwischenzeitlich von ihm gehasster Haussender RTL
Das sind Töne, die man im Zusammenhang mit Bohlen so auch noch nicht gehört hat. Er würde sicher ein lautes "Meeeega!" grienen. "Jubelquoten zum Jubiläum!", jubelte sein zwischenzeitlich von ihm gehasster Haussender RTL – und schien dabei vergessen zu haben, dass er Bohlen wegen dessen Kandidaten-Bepöbelungen geschasst und ihn eine Staffel lang, die 19., durch den familienfreundlichen Florian Silbereisen ersetzt hatte. Der wurde, welch Ironie, wegen schlechter Quoten wieder durch Bohlen in der nun gestarteten, angeblich letzten und 20. Staffel ersetzt. Alles in Butter aufm Kutter. Vor allem, weil Bohlens Sieg ein Sieg auf ganzer Linie war, the winner takes it all.
Denn Bohlen stahl, mal wieder, Silbereisen nicht bloß medial die Show. Er gewann den Quotenwettkampf gegen die von Silbereisen zeitgleich von 20.15 Uhr an in der ARD ausgestrahlte Abschieds-Gala für Jürgen „König von Mallorca“ Drews, „Der große Schlagerabschied“, mega-deutlich. Flori und seine Freunde wollten lediglich 0,89 Millionen 14- bis 49-jährige besonders werberelevante Zuschauerinnen und Zuschauer (Marktanteil: 13,2 Prozent) sehen. Da half auch der Auftritt von Thomas Anders nichts, der einst mit Bohlen als Modern Talking das gehörgangzersägende „Cheri, Cheri Lady“ trällerte und sich später herzlich mit ihm zerstritt.
Florian Silbereisen, der zeitgleich "Der große Schlagerabschied" moderierte, "stürzt über Marianne Rosenbergs Umhang"
Wer wollte durfte also die Anders-Bemerkung über Drews auf Bohlen beziehen: "Ich habe ihn noch nie böse über Kollegen reden hören." Und wer wollte durfte Bohlens Satz "Sogar der Text ist geil, viel besser, als wenn Thomas Anders ihn singt" als Retourkutsche in diesem TV-Fernduell verstehen. Bohlen sagte den Satz in DSDS zu Ex-GZSZ-Darstellerin Susanna Okonowski, die ihm „Cheri, Cheri Lady“ vorperformt hatte. Und der Spiegel beobachtete fein, dass "Bohlens alte Kloaken-Terminologie" noch intakt sei, aber nicht mehr gegen die Kandidaten gerichtet werde.
Die bunten Blätter und RTL leben von und lieben so was und all das. Wie die, zurückgezappt zum "Schlagerabschied", pinke Schleppe von Schlagersängerin Marianne Rosenberg, über die Silbereisen stolperte ("Peinliche Panne: Florian Silbereisen stürzt über Marianne Rosenbergs Umhang", tz). Schade, dass Drews an diesem Abend ein wenig unterging. Für Boulevard-Schlagzeilen ist der 77-Jährige ("Ein Bett im Kornfeld"), der sich wegen einer Nervenerkrankung vom Showgeschäft zurückzieht, dennoch nach wie vor gut. In der Stern-Zusammenfassung: "Der König singt zum letzten Mal – und seine Tochter berührt mit herzergreifender Liebeserklärung".