Während sich die einen über die Cannabis-Legalisierung in Deutschland freuen und vielleicht einen Cannabis-Club gründen möchten, werden die anderen nicht müde vor den Gefahren des Kiffens zu warnen. Nicht selten führen Kritiker gesundheitliche Risiken an, die durch den Cannabis-Konsum entstehen können. Wie sieht es in diesem Zusammenhang aber mit der Herzgesundheit aus? Kann Kiffen das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen? Zu dem Thema gibt es bereits einige Studien, deren Inhalte wir hier für Sie zusammengefasst haben.
Kann man durch Cannabis-Konsum einen Herzinfarkt bekommen?
Wer sich bereits auf die Cannabis-Legalisierung freut, wird diese Nachricht nicht gut finden: Tatsächlich kann Kiffen das Risiko erhöhen, einen Herzinfarkt zu erleiden. Studien weisen darauf hin, dass Cannabis-Konsum, insbesondere durch das Rauchen von Cannabis, mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte einhergehen. Eine aktuelle Analyse der American Heart Association zeigt, dass Personen, die Cannabis verwenden, unabhängig davon, ob sie Tabakprodukte verwenden oder andere zugrunde liegende kardiovaskuläre Risikofaktoren haben, ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme aufweisen. Speziell erwähnt die Studie, dass täglicher Cannabis-Gebrauch das Risiko für Herzinfarkte um 25 Prozent und für Schlaganfälle um 42 Prozent erhöht im Vergleich zu Menschen, die nicht kiffen.
"Trotz des weit verbreiteten Konsums ist nur wenig über die Risiken des Cannabis-Konsums und insbesondere über die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt", sagte die Hauptautorin der Studie, Abra Jeffers. Jeffers ist Datenanalystin am Massachusetts General Hospital in Boston. In der neuen Studie hatte das Team um Jeffers Umfragedaten des Centers for Disease Control and Prevention für 434.104 Erwachsene in den USA aus den Jahren 2016 bis 2020 untersucht. Sie wollten dabei wissen, ob die Anzahl der Tage des Cannabis-Konsums in den letzten 30 Tagen mit selbstberichteten kardiovaskulären Ergebnissen, einschließlich koronarer Herzkrankheiten, Herzinfarkten und Schlaganfällen, unter der allgemeinen erwachsenen Bevölkerung und Menschen, die nie Tabak geraucht oder E-Zigaretten verwendet hatten, verbunden war.
Sie kamen zu dem Schluss, dass jeder Marihuana-Konsum mit einem höheren Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle verbunden war. Menschen, die es am häufigsten konsumierten, hatten die höchste Wahrscheinlichkeit. "Cannabisrauch unterscheidet sich nicht allzu sehr von Tabakrauch, abgesehen von der psychoaktiven Droge: THC gegenüber Nikotin", sagte Jeffers. "Unsere Studie zeigt, dass das Rauchen von Cannabis erhebliche kardiovaskuläre Risiken birgt, genau wie das Rauchen von Tabak. Dies ist besonders wichtig, weil der Cannabis-Konsum zunimmt, während der herkömmliche Tabakkonsum abnimmt."
Ähnliche Ergebnisse förderte auch eine weitere Studie vom American College of Cardiology zutage, deren Ergebnisse bereits 2023 veröffentlicht wurden. Demnach sind Menschen, die täglich Cannabis konsumieren, einem etwa dreimal höheren Risiko ausgesetzt, eine koronare Herzkrankheit (KHK) zu entwickeln, als Menschen, die niemals in ihrem Leben Cannabis konsumiert haben. Die Studie deutete laut der Autoren darauf hin, dass das Risiko für Herzerkrankungen allerdings von der Dosis abhängig ist. Ein häufigerer Cannabis-Konsum ginge also auch mit einem erhöhten Risiko einher. Wie viel Gramm Cannabis die betroffenen Personen konsumierten, gab die Studie allerdings nicht preis. Hingegen wiesen die Studienautoren darauf hin, dass der monatliche Cannabis-Konsum nicht mit einem signifikanten Anstieg des Risikos für Herzerkrankungen einherging.
Die Daten dieser Studie stammten aus dem "All of Us Research Program" der National Institutes of Health, welches detaillierte Informationen über die Gesundheit und Gewohnheiten von 175.000 Personen enthält.
Wie schädlich ist Cannabis für das Herz?
Die genannten Untersuchungen zeigen deutlich, dass gerade ein regelmäßiger Cannabis-Konsum, das Risiko für eine Herzerkrankung stark erhöhen kann. Dem Thema nahm sich auch eine Untersuchung der Stanford University an. Hier stellten die Forscher fest, dass THC, der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, Entzündungen in den Endothelzellen verursacht und Atherosklerose in Labormäusen fördert. Endothelzellen sind die Zellen, die die Innenseite der Blutgefäße auskleiden. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks, der Blutgerinnung und der Bildung neuer Blutgefäße. Sie wirken als eine Art Barriere und Regulator zwischen dem Blut in den Gefäßen und dem Rest des Körpergewebes. Wenn diese Zellen entzündet sind, können sie nicht mehr richtig funktionieren, was zu einer Reihe von Herz-Kreislauf-Problemen führen kann.
Die bei den Mäusen festgestellte Atherosklerose ist eine Erkrankung, bei der sich Plaques, also Ablagerungen aus Fett, Cholesterin und anderen Substanzen, an den Wänden der Arterien bilden. Diese Plaques können die Arterien verengen und steifer machen, was als "Verkalkung" der Arterien bekannt ist, heißt es in der Studie. Dieser Prozess kann den Blutfluss erschweren und das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen.
Langfristig könne der THC-Konsum also zu einer Verengung und Verhärtung der Arterien und damit zu einer direkten Schädigung des Herzens führen.
Übrigens: Bezüglich der Cannabis-Legalisierung in Deutschland waren einige Fragen zeitweise ungeklärt. Beispielsweise war lange nicht bekannt, wo man Cannabis würde kaufen können. Auch der Eigenanbau und wie viele Pflanzen man zu Hause besitzen darf, wurden lange diskutiert.