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Bürgergeld: Bürgergeld-Empfänger berichtet bei "Hart aber fair" von bitterer Armut

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Bürgergeld-Empfänger berichtet bei "Hart aber fair" von bitterer Armut

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    Louis Klamroth moderiert "Hart aber fair". In einer Sendung über das Bürgergeld sprach ein Betroffener.
    Louis Klamroth moderiert "Hart aber fair". In einer Sendung über das Bürgergeld sprach ein Betroffener. Foto: Thomas Kierok, ARD

    Mit 563 Euro für einen Erwachsenen soll das Bürgergeld zum Leben reichen. Das ist zumindest das Ziel der staatlichen Unterstützung bedürftiger Menschen in Deutschland. Die Höhe des Bürgergeldes - mit Jahresbeginn 2024 sind die Sätze gestiegen - sorgt dabei für eine anhaltende Debatte: Kritiker bemängeln die Leistung sei zu hoch, es würde zur Arbeitslosigkeit motivieren. Andere finden, dass die Regelsätze des Bürgergelds noch immer viel zu niedrig sind.

    Aber wie klappt es überhaupt, vom Bürgergeld zu leben? Davon hat ein Bürgergeld-Empfänger in der ARD-Sendung "Hart aber fair" berichtet. Eindrücklich schilderte er seine Erfahrungen im Alltag: Schlaflose Nächte wegen Geldsorgen, Kaffee als Luxus und psychische Probleme.

    Armut unter Bürgergeld-Empfängern: Wasilewski bei "Hart aber fair"

    "Druck und Sanktionen: Bürgergeld abschaffen?", lautete die Frage, die "Hart aber fair"-Moderator Luis Klamroth am 25. März in der ARD-Sendung stellte. Im Talk waren unter anderem Philipp Amthor (CDU), Ricarda Lang (Grüne) und der Profi-Boxer Henry Maske dabei, der selbst in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Doch ein Mann sorgte an dem Abend für besondere Aufmerksamkeit mit seinem Standpunkt: Thomas Wasilewski, Bürgergeld-Empfänger aus Mönchengladbach. Der 59-Jährige war in die Sendung eingeladen worden, um über seine Erfahrungen mit dem Bürgergeld zu berichten.

    Bevor er krankheitsbedingt arbeitslos wurde, arbeitete Wasileski laut eigenen Aussagen 30 Jahre lang als Groß- und Außenhandelskaufmann, unter anderem selbst in der Integration von Langzeitarbeitslosen. Hartz IV und dessen Nachfolger, das Bürgergeld, bezieht Wasileski seit zwölf Jahren. In der Sendung erklärte er hinsichtlich der Kritik am Bürgergeld: "Ich habe da tausende Menschen kennengelernt, die ich integrieren sollte. Da war nie ein einziger dabei, der gesagt hat: Ich will nicht arbeiten." Das Stigma des "faulen Arbeitslosen" in der Öffentlichkeit möchte er deshalb bekämpfen.

    Bürgergeld-Empfänger berichtet bei "Hart aber fair": Schlaflose Nächte und Kaffee als Luxus

    Wasileski berichtete von eigenen Armutserfahrungen. Er könne sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal auswärts einen Kaffee getrunken habe. "Das mache ich nicht, das ist absoluter Luxus." Er erklärte der Talkrunde, wie er seinem Kind sagen müsse, dass er kein Geld für ihre Klassenkasse aufbringen könne."Für Sie ist die Armut eine sehr abstrakte Sache. Für mich ist das konkreter Alltag." Er selbst ist davon überzeugt, dass er "lebenslänglich arm" bleibe.

    In der Sendung berichtet er auch von den psychischen Folgen der Bedürftigkeit: "Ich habe nie geglaubt in meinem Berufsleben, dass ich nachts mal wach liege und überlegen muss, wie kommst du zum Monatsende, und schlaflose Nächte habe, weil es vorne und hinten nicht reicht, Herzrasen kriege und psychische Probleme davon bekomme, weil man nicht mehr weiß, wie es weitergeht."

    "Hart aber fair": Bürgergeld-Empfänger schildert bittere Armut

    Thomas Wasilewski, der drei Kinder großgezogen hat, ist jedoch nicht untätig: Er arbeitet ehrenamtlich in der Suppenküche und bei der Tafel in Mönchengladbach und kann deshalb auch viel aus der Lebensrealtität anderer Bürgergeld-Empfänger berichten. "Wenn ich zur Tafel in Mönchengladbach fahre, dann stehen da draußen massenhaft Menschen, die sich was zu Essen holen." Die Leute hätten Hunger, weil das Bürgergeld nicht ausreiche, sagt er in der Sendung. "Das ist eine grausame Katastrophe für die Menschen, wenn sie da stehen." In der Sendung wurde auch ein Einspieler gezeigt, für den ein Kamerateam Wasilewskis ehrenamtliche Arbeit begleitete.

    Wasilewski engagiert sich zudem politisch und vertritt die Rechte armutsbetroffener Menschen regelmäßig in der Öffentlichkeit. Er klagt gemeinsam mit dem Sozialverband VdK für einen höheren Bürgergeld-Regelsatz von rund 800 Euro. Seine Forderung bei "Hart aber fair": höhere Steuern für gut Verdienende. "Wenn man den Schwächsten in dieser Gesellschaft durch Sanktionen das letzte Hemd nehmen will, dann sollte man so fair sein und den Stärksten in dieser Gesellschaft das abverlangen, was die Gesellschaft braucht." Derzeit wird über eine Bürgergeld-Erhöhung für 2025 diskutiert.

    Übrigens: Wer Bürgergeld beantragen möchte, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dabei muss man nicht zwangsläufig arbeitslos sein: Auch Rentner und Menschen mit Minijob können Bürgergeld bekommen. Eine Rolle spielen neben Einkünften auch Aspekte wie die Wohnungskosten oder das Vermögen.

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