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Brittney Griner: Prozess in Russland - Vorwürfe, Politik, Gefangenenaustausch & Urteil

Prozess in Russland

Fall Brittney Griner als Politikum: Worum geht es im Prozess um US-Basketballerin?

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    Brittney Griner (M) sitzt seit viereinhalb Monaten in Russland in Untersuchungshaft. Nun hat der Prozess begonnen.
    Brittney Griner (M) sitzt seit viereinhalb Monaten in Russland in Untersuchungshaft. Nun hat der Prozess begonnen. Foto: Alexander Zemlianichenko/AP, dpa (Archivbild)

    Im Moskauer Vorort Khimki hat der Prozess gegen Brittney Grimer begonnen. Ein Prozess, der ein Politikum ist. Er fällt in eine Zeit, in welcher die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Russland an einem Tiefpunkt sind. Umso brisanter ist es, dass auf russischem Boden über das Schicksal einer US-Amerikanerin verhandelt wird. Vor allem, da es um eine mögliche Straftat geht, die in den Vereinigten Staaten gar keine ist. Doch worum geht es genau und was macht den Fall so brisant? Ein Blick auf die Akte Griner.

    Wie kam es zur Festnahme von Griner?

    Brittney Griner sitzt nun schon seit fast fünf Monaten in einer Moskauer Gefängniszelle. Am 17. Februar 2022, also kurz vor dem Beginn von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine, wurde sie am Flughafen Scheremetjewo in der russischen Hauptstadt festgenommen. Sie war gerade mit einem Flieger aus New York gelandet. Nach der Kontrolle ihres Gepäcks wurde die 31-Jährige zunächst vom Zoll festgehalten. "Babe, Babe, Babe, wach auf. Die halten mich in diesem Raum fest. Ich weiß nicht, was los ist", schrieb sie an ihre Frau Cherelle Griner, die in Arizona um zwei Uhr nachts aus dem Schlaf gerissen wurde. Das war der letzte direkte Kontakt des Ehepaares. Brittney Griner wurde direkt vom Flughafen in ein Gefängnis gebracht.

    Was wird Brittney Griner vorgeworfen?

    Die russischen Behörden werfen Griner vor, E-Zigaretten und Vape-Kartuschen im Gepäck gehabt zu haben, die mit Cannabis-Öl gefüllt waren. Die Substanz ist in den USA legal, in Russland allerdings verboten. Die russische Justiz hat sie daher mit dem Vorwurf des Drogenhandels angeklagt. Im Falle einer Verurteilung drohen der US-Amerikanerin in Russland bis zu zehn Jahre Haft.

    Wer ist Brittney Griner?

    Die 2,06 Meter große Frau gehört zu den besten Basketballspielerinnen der Welt. Sie ist ein großer Star der nordamerikanischen Basketballliga WNBA, die als beste Liga im Frauen-Basketball der Welt gilt. Griner steht seit dem Jahr 2013 bei Phoenix Mercury unter Vertrag. Mit dem Team holte sie 2014 die Meisterschaft. In den Jahren 2014 und 2015 wurde sie zur besten Defensivspielerin des Jahres ausgezeichnet, 2017 und 2019 avancierte sie zur erfolgreichsten Werferin der WNBA. Mit der US-amerikanischen Nationalmannschaft feierte Griner ebenfalls große Erfolge. 2016 in Rio de Janeiro und 2021 in Tokio holte sie olympisches Gold. 2014 in der Türkei und 2018 in Spanien wurde sie Weltmeisterin. Im WNBA-All-Star-Team stand sie sieben Mal. Sogar für das All-Star-Game, das am 10. Juli in Chicago stattfindet, wurde Griner ins Aufgebot gewählt. Eine symbolische Wahl, die ihr viel bedeuten dürfte.

    Warum reiste Griner nach Russland ein?

    Bei den Basketball-Profis der WNBA ist es durchaus üblich, dass sie in den Spielpausen der Liga ein Engagement im Ausland annehmen. Hintergrund ist, dass die Damen im Basketball nur einen Bruchteil von den hohen Summen verdienen, welche bei den Männern in der NBA fließen, dem Pendant zur WNBA. Die Gehaltsobergrenze liegt in der WNBA bei rund 217.000 Euro. Im Ausland, vor allem in Russland, können Stars wie Griner oft das Dreifache verdienen. Vor allem, wenn die Klubs im Besitz von Oligarchen oder superreichen Investoren sind.

    Griner spielte von 2013 bis 2015 in der Offseason der WNBA in China, seit 2015 lief sie dann für UGMK Jekaterinburg auf, einen russischen Erfolgsklub. Sie soll bei diesem etwa eine Million Euro in einer Saison verdient haben. Im Februar 2022 war sie gerade wieder auf dem Weg zum Team als sie von den russischen Behörden gestoppt wurde.

    Wie läuft der Prozess um die US-Basketballerin ab?

    Der Prozess um Griner begann am 1. Juli fast 10.000 Kilometer entfernt von ihrer Heimat. Sie bekannte sich zu Prozessbeginn schuldig, die Vape-Patronen mit Cannabis-Öl in ihrem Gepäck gehabt zu haben. Sie nannte dies ein Versehen, da sie in Eile gepackt habe und dabei die Patronen übersehen habe.

    Es ist unwahrscheinlich, dass Griner das Gericht in Moskau als freie Frau verlassen darf. In Russland enden nur zwischen einem und zwei Prozent der Strafprozesse mit einem Freispruch. Griners Anwältin lehnte einen Kommentar zum Prozess mit Verweisung auf ein laufendes Verfahren ab.

    Fall Griner als Politikum: Welche Rolle spielt die Politik von den USA und Russland?

    Von Beginn an wurde befürchtet, dass Griner zum politischen Spielball werden könnte. "Ich denke, es gibt keinen Zweifel daran, dass ihre Festnahme und die Fortsetzung der Inhaftierung nur dazu dienen, sie zu einer Geisel und zu einem Teil dieses Schachspiels zu machen", sagte Tim Kaine, demokratischer Senator des US-Bundesstaates Virginia: "Wladimir Putin und die Russen wollen sie als Verhandlungsmasse benutzen." Einige politische Beobachter glauben, dass Griner längst vor einem russischen Gericht gestanden hätte, wenn das nicht der Fall wäre.

    Cherelle Griner sieht ihre Ehefrau als "politisches Pfand" an. Sie war in den USA in Talkshows präsent und fiel durch einen offenen Brief auf, den sie an US-Präsident Joe Biden und die Vizepräsidentin Kamala Harris schrieb. In diesem forderte sie bei dazu auf, ihre Macht einzusetzen und Griners Freilassung zu erreichen. "Präsident Biden hat deutlich gemacht, dass alle US-Bürger, die im Ausland als Geiseln oder zu Unrecht festgehalten werden, freigelassen werden müssen, auch Brittney Griner", erklärte daraufhin die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates Adrienne Watson. Biden und Harris telefonierten mit Cherelle Griner, sicherten dem Fall Priorität zu und versprachen, ihre Ehefrau schnellstmöglich zurück in die USA holen zu wollen. Auch Brittney Griner hat an Biden einen Brief geschrieben.

    Für Biden hat der Fall Griner politische Bedeutung. Bisher gab er sich zurückhaltend, was taktischer und strategischen Überlegungen geschuldet sein könnte, in den USA allerdings für Kritik sorgte. Es passt für viele ins Bild, da er auch sonst das ein oder andere Mal zögerlich und unentschlossen wirkt. Vor allem in der LGBTQ-Gemeinschaft, bei Frauen und Bürgerrechtsaktivisten könnte Biden punkten, wenn er Griner aus der russischen Haft holt. Wählerinnen und Wähler, dessen Zustimmung er gut gebrauchen könnte.

    Wie könnte Griner freikommen?

    Mittlerweile ist das Urteil gefallen, nun scheint ein Gefangenenaustausch die einzig realistische Chance für Griner zu sein. Sergej Rjabkow, Vize-Außenminister Russlands, hat bereits Gesprächsbereitschaft durchblicke lassen – allerdings erst nachdem ein Urteil gefallen ist.

    Den letzten Austausch von Gefangenen zwischen Russland und den USA hatte es im April 2022 gegeben. Der russische Pilot Konstantin Jaroschenko kam im Gegenzug zu dem in Russland inhaftierten US-Amerikaner Trevor Reed frei. Der Ex-Soldat war in Russland verurteilt worden, weil er betrunken zwei Polizisten attackiert haben soll. Ein solcher Austausch könnte nun auch bei Griner möglich sein. Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass gibt es auch einen passenden Tauschwert: Wiktor But. Der russische Waffenhändler ist in den USA im Jahr 2012 zu 25 Jahren Haft wegen Unterstützung einer terroristischen Organisation und Verschwörung zum Mord an US-Bürgern verurteilt worden. Das Leben von But hatte den Hollywoodfilm "Lord of War" inspiriert, bei dem Nicolas Cage mitspielt.

    "Der amerikanischen Seite wurde sehr deutlich mitgeteilt, dass sie in Sachen Wiktor But Ernst machen müssten, falls sie weitere Gefangenenaustausche erwarten", erklärte US-Anwalt Steve Zissou, der But vertritt, der New York Times: "Mein Gefühl ist, dass keine Amerikanerin und kein Amerikaner nach Hause kommen wird, wenn Wiktor But nicht zugleich mit ihnen nach Hause geschickt wird." But und Griner auf eine Stufe zu stellen scheint angesichts der jeweiligen Vorwürfe absurd. Womöglich ist ein solcher Austausch aber die einzige Chance, die US-Basketballerin nach Hause zu holen. 

    Mittlerweile wurde der handgeschriebene Brief von Griner öffentlich, den sie Biden zum US-Nationalfeiertag am 4. Juli schickte. "Ich sitze hier in einem russischen Gefängnis, allein mit meinen Gedanken und ohne den Schutz meiner Frau, meiner Familie, meiner Freunde, meines Olympiatrikots oder jedweder Errungenschaften", schreibt die Sportlerin darin: "Es graut mir davor, dass ich für immer hier sein könnte. Ich habe 2020 zum ersten Mal gewählt, und ich habe Sie gewählt. Ich glaube an Sie." 

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