Brittney Griner muss laut Urteil für mehrere Jahre ins Gefängnis. Das russische Gericht der Stadt Chimki hat die US-Basketballerin wegen Drogenbesitzes zu neun Jahren Lagerhaft verurteilt. Zudem wurde laut russischen Agenturen eine Geldstrafe von einer Million Rubel (16.000 Euro) gegen die Amerikanerin verhängt. Ihre Verteidigung kündigte Rechtsmittel an, schloss aber auch ein Gnadengesuch nicht aus. Der Sportlerin gehe es schlecht, ließ die Anwältin von Griner, Maria Blagowolina, wissen.
Aufgrund des Konflikts zwischen Russland und dem Westen im Rahmen des Ukraine-Kriegs ist der Fall Griner auch zum Politikum geworden – mit Beteiligung des US-Präsidenten. Joe Biden erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme: „Das ist nicht hinnehmbar, ich fordere Russland auf, sie sofort freizulassen, damit sie bei ihrer Frau, ihren Angehörigen, Freunden und Teamkollegen sein kann.“ Sie würde zu Unrecht festgehalten, so der 79-Jährige.
Statt Haftstrafe bahnt sich Gefangenenaustausch an
Freikommen könnte die 2,06 Meter große Basketballerin, wenn Moskau und Washington sich trotz tiefer Differenzen auf einen Gefangenenaustausch einigten. Griner sitzt seit Februar 2022 in Untersuchungshaft, weil die Athletin laut Justiz bei einer Gepäckkontrolle im Flughafen Scheremetjewo sogenannte Vape-Kartuschen und Haschisch-Öl bei sich hatte (Menge angeblich 0,5 Gramm). Es handelte sich um illegalen Drogenbesitz und versuchter Schmuggel, das Gericht sah keine mildernden Umstände. Die 31-Jährige selbst hatte sich bereits für schuldig bekannt.
Statt einer Haftstrafe könnte die Verurteilte jedoch mittelfristig doch noch in ihrer Heimat landen: Die US-Regierung arbeite weiter unermüdlich daran, Griner so bald wie möglich sicher nach Hause zu bringen. Hierfür erscheint ein Gefangenenaustausch als naheliegende Option. Als US-Außenminister Antony Blinken und sein russischer Kollege Sergej Lawrow Ende Juli 2022 telefonierten, sprachen die ranghohen Politiker auch über einen möglichen Austausch.
Neben Griner geht es dabei um den US-Staatsbürger Paul Wheelan, 2018 in Russland wegen angeblicher Spionage zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Moskau wiederum fordert seit Jahren die Auslieferung des früheren Sowjetoffiziers Viktor But, der Regime und Rebellen in zahlreichen Ländern illegal mit Waffen ausgerüstet haben soll. Der als „Händler des Todes“ berüchtigte Russe ist als Waffenhändler in den USA inhaftiert.
Was zudem für einen Tausch von Gefangenen zwischen den USA und Russland spricht: Ein abgeschlossener Prozess war für Moskau in früheren Gerichtsfällen die Grundlage für eine Freilassung oder Austausch. Vor der Urteilsverkündung hatte die Staatsanwaltschaft neun Jahre und sechs Monate Haft für Brittney Griner gefordert, was knapp unter der Höchststrafe von zehn Jahren lag. Die Verteidigung forderte vergeblich Freispruch.
Darum spielte die Basketballerin seit 2015 in Russland
Brittney Griner spielte seit 2015 beim russischen Spitzenclub UMMC Jekaterinburg im Ural und gewann mit ihm viermal die bedeutende Euroleague. Sie gilt als eine der besten Basketballerinnen in der amerikanischen Frauen-Profiliga WNBA. Mit den Phoenix Mercury gewann sie 2014 die Meisterschaft, mit der US-Nationalmannschaft holte sie zwei Olympiasiege sowie zweimal Gold bei Weltmeisterschaften.
Weil die Saison in der Frauen-Profiliga WNBA nur wenige Monate im Jahr dauert und dort wesentlich weniger Geld verdient werden kann als bei den Männern in der NBA, suchen viele starke Spielerinnen oft zusätzliche lukrative Engagements abseits der USA. Vor allem Europa und Asien sind beliebt, um mehr Geld zu verdienen. In ihrem Heimatland verdiente Griner das in der Liga festgeschriebene Höchstgehalt von knapp einer Viertelmillion US-Dollar, in Russland verdiente die Profi-Basketballerin angeblich das Vierfache. (mit dpa)