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Brief zum Abschied: Stefan Raab, du warst das Ein-Mann-Lagerfeuer der Fernseh-Nation

Brief zum Abschied

Stefan Raab, du warst das Ein-Mann-Lagerfeuer der Fernseh-Nation

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    Stefan Raab wird vielen Menschen fehlen. Unser Redakteur hat gute Erinnerungen an ihn - aber auch enttäuschende.
    Stefan Raab wird vielen Menschen fehlen. Unser Redakteur hat gute Erinnerungen an ihn - aber auch enttäuschende. Foto: Jörg Carstensen, dpa

    Lieber Stefan Raab,

    Danke! Für die guten Zeiten, die wir zusammen hatten. Du hast mich durch meine Jugend gebracht. 22 Jahre – mehr als mein halbes Leben lang – schienst du da zu sein, wenn ich das TV-Gerät einschaltete. Du warst mein, nein, du warst das Ein-Mann-Lagerfeuer der Fernseh-Nation. Wie das Lagerfeuer im ZDF, „Wetten, dass..?“, um das sich einmal alle versammelten.

    Ich weiß noch, wie wir (Möchtegern-) Punks 1998 gemeinsam den Auftritt des Schlagerfuzzis Guildo Horn beim Eurovision Song Contest sahen. Wir standen im Jugendzentrum um einen alten, winzigen Röhrenfernseher herum. Zwar fanden wir uns zu cool, um mitzusingen: „Guildo hat euch lieb, und wenn’s auch mal Tränen gibt, kommt er rüber und singt für euch Lieder ...“ Aber wir wussten natürlich, dass du das Lied geschrieben hattest und der Mann hinter Horn warst. Nur deshalb standen wir ja um den Röhren-TV-Winzling herum.

    So etwas hast nur du geschafft. Du hast Dinge getan, die wir gerne getan, uns aber nie getraut hätten: Den spießigen Nachmittags-Talker Hans Meiser vom Höckerchen fallen lassen, den öligen Dieter Bohlen vorführen. Von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten kannten wir das nicht.

    In den letzten Jahren verlor ich dich dann aus den Augen. Wenn ich doch deine Shows sah, ärgerte ich mich. Sie wurden – außer „Schlag den Raab“ – immer routinierter, du immer wurstiger. Du ließt A-, B-, C-Promis unverhohlen für ihre CDs oder Filme werben. Du warst wie Thomas Gottschalk und „Wetten, dass..?“ geworden, das ebenfalls einer Dauerwerbesendung glich und seine beste Zeit hinter sich hatte.

    Vorbei. Genieß deine Rente mit 49 – und wenn du ins Fernsehen zurückkehren solltest, sei nicht peinlich!

    Tschö sagt, Daniel Wirsching

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