Die fünfte Jahreszeit ist in Bayern schon in vollem Gange, kommendes Wochenende wird sie mit vielen Umzügen ihren Höhepunkt feiern. Die Unterschiede zwischen Fastnacht, Fasching und Karneval sind regional bedingt. Oft sind die Feierlichkeiten aber gar nicht so anders, wie man meinen würde.
Wie unterscheiden sich die Begriffe Fasching, Fastnacht und Karneval?
Die Begriffe grenzen sich geographisch voneinander ab. Karneval wird vor allem im Rheinland gefeiert. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen "carne levare" (dt.: "Fleisch entziehen"). Das deutet auf die bevorstehende Fastenzeit hin. Das Wort Fasching erschien schon im 13. Jahrhundert als "vaschanc" für "Fastenschank“ - es wird vor allem im bayrischen Raum verwendet. "Fastnacht“ bezeichnet die "Nacht vor dem Fasten“ und entstand im 12. Jahrhundert. Heute wird es oft als Synonym für die schwäbisch-alemannische Fastnacht verwendet, die als traditioneller und ernster gilt als der rheinische Karneval. Fastnacht wird aber auch in Teilen von Franken gefeiert, etwa bei der beliebten Prunksitzung "Fastnacht in Franken", die Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockt.
Alle drei Bezeichnungen deuten darauf hin, dass die „närrische Zeit“ Anbruch der 40-tägigen christlichen Fastenzeit gefeiert wird. Vor dem Fleisch,- Milch- und Fettentzug sollte noch einmal so richtig ausgelassen gefeiert werden. Ursprünglicher Beginn der Fastnacht ist der Dreikönigstag, der 6. Januar. Der Karneval hingegen beginnt schon am 11. November. Ende der närrischen Zeit ist der Aschermittwoch. Weitere Begriffe je nach Region sind "Fasnet" (Baden, deutschsprachige Schweiz), "Fassenacht" (Mainz) oder plattdeutsch "Faslam".
Das sind die Traditionen bei Karneval und Fastnacht
Vielerorts wird sowohl beim Karneval, als auch beim Fasching und der Fastnacht, mittlerweile mit riesigen Umzügen gefeiert. Laut der Allgäuer Kreisheimatpflegerin Ingrid Müller sind die großen Umzüge in vielen süddeutschen Städten eine relativ neue Erscheinung. "Nach dem Krieg konnten sich die Leute die Kostüme zum Beispiel gar nicht leisten." Sie erinnert sich aber an Fastnachtsbälle- und Sitzungen in den Orten. "Fastnacht ist eine Zeit, in der man die Welt auf den Kopf stellen darf", sagt Ingrid Müller.
Experten wie der Freiburger Fasnachtsforscher Werner Mezger gehen davon aus, dass es mittlerweile im süddeutschen Raum bis zu 1700 Narrenzünfte gibt. Viele davon wurden seit den 1920er-Jahren gegründet. Für Volker Gegg von der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte ist das eine logische Entwicklung: "Da haben sich die einzelnen Narrengruppen verstärkt in Zünften organisiert, um ihre Interessen zu vertreten." So grenzte man sich immer mehr vom rheinischen Karneval ab, der im 19. Jahrhundert auch in Süddeutschland mit Gesellschaftsbällen übermächtig wurde und das Narrenlaufen zu verdrängen drohte. Beim Karneval fand der erste große Rosenmontagsumzug 1823 in Köln statt. Bei den Umzügen bekommen heute vor allem Politiker ihr Fett weg. Früher wurde eher die Kirche parodiert. Laut Experte Volker Gegg haben sich Fastnacht und Karneval wechselseitig beeinflusst: "Deswegen findet man heute auch im süddeutschen Raum karnevalistisch geprägte Veranstaltungen."
Waren Fastnachts- und Karnevaltraditionen früher vor allem in katholisch geprägten Regionen präsent, möchten mittlerweile auch bisher faschingsfreie Orte die fünfte Jahreszeit feiern. Das passiert vielerorts in der Region mit Faschingsumzügen, so etwa in Mering, Höchstädt oder im Ostallgäuer Marktoberdorf, wo tausende Zuschauer die Straßen säumen. Bei diesen Veranstaltungen werden oft aktuelle politische oder lokale Ereignisse mit bunten Fahrzeugen parodiert.
Karneval, Fasching und Fastnacht: Unterschied bei den Kostümen
Bei den Narrensprüngen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht tragen die meisten Umzugsteilnehmer ein Häs, das Narrenkostüm. Zum Häs gehört eine aus Holz geschnitzte Gesichtsmaske, auch "Larv" genannt. Die Träger wechseln das Kostüm nicht von Jahr zu Jahr, sondern behalten es in der Regel ein Leben lang. Manchmal wird es sogar von Generation zu Generation weitervererbt. "Die ältesten nachgewiesenen Figuren sind die Hexe und der Teufel", sagt Volker Gegg. Dazu gibt es viele regionale Narrenfiguren, die oft auf Sagen zurückgehen. Beim Fasching hingegen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Erlaubt ist alles, vom Cowboy bis zum Piraten. Der Karneval steht neben seinen Umzügen ganz im Zeichen von Prunksitzungen-und Bällen. Bekannt sind hier vor allem die Garde-Kostüme der Funkenmariechen.