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Brasilien: Karneval in Rio: Die größte Party der Welt ist zurück

Brasilien

Karneval in Rio: Die größte Party der Welt ist zurück

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    Auch die Musa Cristina Tamires tanzt ganz vorne mit.
    Auch die Musa Cristina Tamires tanzt ganz vorne mit. Foto: Tobias Käufer

    Tamires Cristina, 24, ist nervös. "Ich bin sehr aufgeregt. Wir sind nicht nur als erste Sambaschule dran, es ist auch das erste Mal für mich als Musa hier im Sambódromo." Wenig später, als der Regen nachlässt und die ersten Trommelschläge erklingen, ist die Nervosität wie weggeflogen. Tamires Cristina vertritt die Farben der Sambaschule Arranco do Engenho de Dentro und schwebt gerade über den vor ein paar Stunden frisch gestrichenen Asphalt: der Karneval ist zurück in Rio de Janeiro

    Am Freitag und Samstag strömten ein paar Zehntausend in die schnurgerade Arena. Den Auftakt macht traditionsgemäß die "zweite Liga". Die Publikumsmagneten starten aber am Sonntag und Montag in der "Champions League" der Sambaschulen. Dann werden die Tribünen voll und Millionen vor den Bildschirmen sitzen. 

    Sie ist als Königin der Musikgruppe am Start

    Mit dabei ist auch Anny Santos aus Frankfurt. Die gebürtige Hessin ist für die Schule "Em Cima da Hora" als "Rainha da Bateria", also als Königin der Musikgruppe der Schule am Start. "Es ist toll, dass ich hier auch die deutschen Farben vertreten darf", sagt Santos kurz vor Beginn. Dann zieht sie los und gibt alles. Das Motto ihrer Schule sind zu Beginn die Menschenrechte. Überhaupt ziehen sich die Themen "Widerstand", Amazonas und Kolonialzeit immer wieder durch die Auftritte. 

    Der Karneval hatte es schwer in den letzten Jahren. Der erzkonservative evangelikale Bischof und Ex-Bürgermeister Marcello Crivella (2017 – 2020) hatte den Sambaschulen die Fördergelder gekürzt. Er war wie der abgewählte rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro ein Feind des Karnevals. "Nach Zeiten großen Widerstands, nach vielen Schwierigkeiten im Karneval hier im Sambódromo sein zu können, Freude zu bringen, zu feiern, das ist ein großes Gefühl. Ein Gefühl, das zu groß ist, um in mein Herz zu passen", sagt Vitor Cunha von der Samba-Schule "Lins Imperial". 

    Der Karneval ist nach Bolsonaro diverser geworden

    Der Karneval in Rio ist im ersten Jahr nach Bolsonaro bunter und diverser geworden. Auch das ist eine Botschaft. Die LGBT-Szene hat längst ihren festen Platz in den Paraden, die am Montagabend ihren Abschluss finden. Es geht bisweilen auch politisch, aber nicht demütigend zu. 

    "Heute ist Karneval auch eine politische Sache. Und "Beija-Flor" ist eine Schule, die sich sehr für ihre Gemeinschaft einsetzt und daher immer ein offenes Ohr hat. Wenn wir merken, dass die Menschen Probleme haben, die viel schwerwiegender sind als sonst", sagt "Carnavaleso" Alexandre Louzada. Er will auf die harte Lebensrealität der Brasilianer eingehen: Im Titelsong von "Beija-Flor" gehe es um einen Eingeborenen, der einen Drachen tötet. Das sei eine Metapher dafür, dass die Brasilianer jeden Tag einen Drachen töten müssten, um zu überleben.

    Getanzt und getrommelt wird vier Tage lang

    Getanzt und getrommelt wird insgesamt vier Tage lang. Es geht um Auf- und Abstieg wie beim Fußball, um Meisterschaften, um Ruhm und um Anerkennung. "Die Menschen in den Favelas arbeiten das ganze Jahr hart auf diesen Tag hin. Der Karneval hat deshalb auch eine gesellschaftliche Bedeutung", sagt der Präsident Perlingeiro. Aschermittwoch wird ganz Rio de Janeiro wieder vor dem Fernseher sitzen. Dann geht es um die Punktevergabe der Jury. Die Schule, die gewinnt, feiert dann eine riesige Party. Am Wochenende gibt es dann noch einmal eine Parade der besten Schulen. Nach dem Ausfall 2021 und der Verschiebung 2022 ist der Karneval wieder vollständig zurück in Rio de Janeiro.

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